Galileis Freundin (German Edition)
abenteuerlichsten Geschic h ten vor und traten in ihren Erzählungen als ganz besonders mutige Helden hervor, die viele schreckliche Begebenheiten überstanden hatten. Die Gräfin fand Spaß an diesem lauten Leben, dass ihr trotz der vielen Lügenmärchen, die bereits während dieser kurzen Minuten aufgetischt wurden, ü beraus ehrlich zu sein schien.
„Nun, was wollt ihr? Ihr habt hier nichts zu suchen. Wendet euch an eine andere Herberge. Dies ist nichts für Bauern“, murrte der Wirt erneut.
Caterina fasste sich schnell und blitzte den dicken Wirt an.
„Was murrt ihr? Warum ist das keine Bleibe für uns? Hört auf, so dumm daher zu reden. Gebt uns zwei Kammern. Ich zahle für zwei Nächte im Voraus . Zeigt uns die Kammern, die am r u higsten sind. Stellt uns einen Krug Wasser mit einer Schüssel auf die Kommode. Na, was schaut ihr so, wollt ihr keine Taler verdienen?“
Der Wirt glotzte wie eine Kuh auf die Frau. Sein dickes Gesicht mit der großen runden Nase war rot und grau gleichzeitig. Er selbst hatte wohl schon zu viele Biere zu sich genommen, andererseits war er müde von der langen Nacht. Er grunzte wie ein zufriedenes Schwein und wies ein Mädchen an, den neuen Gästen zwei Kemenaten zu zeigen. Die junge Magd zündete in dem Zimmern eine Kerze an und wies auf den großen Krug mit dem Wasser und auf die Schüssel. Dann verließ sie kichernd die Kammer. Die Gräfin schob den Riegel an ihrer Tür in das Schloss , stellte sich einen Augenblick vor das offene Fenster, das nach hinten in den Hof wies, und wo es um einiges ruhiger als in der Kaschemme war. Sie drehte sich um, half ihrem Sohn, entkleidete sich eilig und fiel in ihrem Strohbett in einen unendlich tiefen Schlaf.
Der Tag war grau, so grau wie ein trostloses Leben, als sie erwachte. Die Sonne war nicht zu erkennen. Eine Stunde des Tages war nicht auszumachen. Die Spelunke schien genauso mit Gästen gefüllt zu sein, wie bei ihrer Ankunft.
Sie wusch sich, kleidete sich an und trat aus dem Zimmer. Über eine steile, enge Holztreppe begab sie sich in die unteren Räume. Sie mied den Gastraum und betrat ein weiteres Zimmer, in dem einige Menschen Speisen zu sich nahmen. Valerio saß einsam an einem Tisch und kaute ein Stück Brot. Er schaute erfreut auf, als er seine Begleiterin entdeckte und machte gleichze i tig ein vorwurfsvolles Gesicht.
„Habt ihr gut geschlafen?“ fragte sie ihn.
„So gut, dass ich schneller aufgewacht bin, als ihr“, gab er mürrisch zur Antwort.
„Schön, dass ihr gut geschlafen habt“, freute sie sich. „das wird ein anstrengender Tag heute. Wir müssen eine geeignete Überfahrt finden.“
„Bei so vielen jungen Fischern werdet ihr kein Problem haben, den geeigneten Mann auszus u chen“, brummte der Arzt unwillig.
Sie fand es nicht notwendig, auf seine mürrischen Gedanken einzugehen. Eine junge Frau brachte ihr ein Stück Brot und eine Fischsuppe.
Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatte, fragte sie die junge Magd.
„Sagt an, schöne, junge Frau, kennt ihr einen Fischer, der sich ein paar Skudi verdienen will, wenn er uns in das Land der Franzosen fährt?“
Die Magd war zunächst errötet wegen der schmeichelnden Worte ihres Gastes, dann gab sie willig zur Antwort:
„Ich werde euch den Herrn holen.“
Unausgeschlafen und so mürrisch, wie am Tag zuvor erschien der Wirt.
„Was wollt ihr, was ist euer Anliegen?“
„Nun, wir wären euch dankbar, wenn ihr uns einen Fischer benennen könntet, der uns mit se i nem Boot sicher in das Land der Franzosen fahren könnte.“
„ Vergesst das“, brachte der alte Fettwanst hervor. „Frankreich ist zu weit. Kein ordentlicher Fischer aus unserer Stadt wagt sich soweit hinaus auf die See.“
„Meint ihr das, weil ihr euch nicht hinauswagt, oder kennt ihr tatsächlich alle Fischer so g e nau?“
Der schwere Mann, der in seiner eigenen Spelunke kaum aufrecht gehen konnte, weil er sonst mit seinem Schädel die Kastanienbalken an der Decke geschrammt hätte, glotzte verwundert auf die Frau in den Bauernkleidern, die solch eine scharfe und geschliffene Rede führte. Nun gut, ihm sollte es recht sein.
„Hier findet ihr so einen nicht“, warf er brummig ein. „Begebt euch zum anderen Ende des Ortes, weiter nach draußen. Da habt ihr vielleicht Glück.“
Sie schaute den wuchtigen Wirt ungläubig an. Sollte es hier tatsächlich niemanden geben, der bereit gewesen wäre, gegen einen entsprechenden Lohn eine Fahrt nach Marseille zu unte r nehmen? Bei der
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