Galileis Freundin (German Edition)
vertraut, Valerio Chiarenti da San Gimignano, dann dank ich euch für die Wahrhaftigkeit der Sprache."
"Warum, Bruder Girolamo, behauptet ihr, die Sodomie sei weit verbreitet in den Landen? W o her entnehmt ihr diese Kenntnis? Schaut her, ich bin Arzt, wie ihr es wisst , und selten hab ich erfahren, dass sich Menschen mit Tieren widernatürlich mühen."
"Ihr seid eben Arzt und nicht ein Mann der Kirche. Der sich an einem Tiere vergangen hat , wird kaum zu euch mit seinen Sorgen kommen. Die Nöte, die er hat, die beichtet er dem Pfa r rer. Der weiß wie viele seiner Schäfchen auf dem Gottesacker die Sünde mit den Tieren treiben. Verflucht sei ein Herzogtum, das es zulässt , dass die Herrscher selber sich zu sehr der Fleische s lust hingeben. Das schlechte Vorbild ist es, dass die Nachahmer schnell finden lässt ."
"Ihr glaubt doch nicht, Fra Girolamo, daß die Herren in Florenz.....?"
"Was ich glaube ist nicht die Frage, Valerio, was ich weiß, dass ist Unglück genug. Ich sage nicht und niemals werdet ihr von mir hören, dass ich einen Herrn alleine öffentlich und mit Namen anprangere. Doch das schlechte Vorbild aller dieser Herren und der Weiber ist schlec h tes Zeugnis für die Armen. Nicht nur mit Tieren, mit Knaben und mit Weibern wird herumg e hurt, dass sich die zehn Gebote Gottes unter jedem Kreuze win den. Die Strafe des Herr n wird eines nahen Tages ganz Italien treffen. Mit Feuer und Schwert wird Gottes Sohn zurückkehren und alle die verbrennen, die sich der Lust hingegeben haben . Ihr werdet sehen, kaum jemand wird dabei übrig bleiben ."
"Wenn ihr so mit mir sprecht, dann werde ich es kaum erleben können, da eurer Meinung nach, auch mich das Schwert des Herr n mit Feuer vorab vernichten wird ."
"So wird es denn wohl sein, Valerio, wenn ihr selbst schon die Gefahr kommen seht."
"Doch sagt an, mein Bruder Girolamo, „gesteht mir gleich, aus welchem Land seid ihr denn zu Hause? Denn eines habe ich gelernt, ihr sprecht die Sprache meiner Mutter wohl ebenso geschickt, wie die der Franzosen und die der Menschen aus der Provence."
"Nun, was der Mensch rechtzeitig und immer wieder übt zu lernen, ist nicht sein großes Problem. Ich bin geboren in der Toskana und aufgewachsen in Florenz. Doch schon in der Jugend machte ich mich auf den Weg ins Land der Franzosen. Hab gut gelebt nahe der Stadt Avignon und auch Paris war lange Tage meine Heimat. Nun bin ich auf dem Wege nach Fl o renz zu meinen Brüdern im Kloster San Marco, auch wenn dort die Getreuen des Heiligen Franziskus ihre Herberge haben. Von da aus soll mich die Reise nach Rom ins Heilige Jahr tragen . Eine Weile wohnte ich zuvor in der Abtei von Sénanque in Gordes, bei den Zisterzie n sern. Am Randes des Plateau de Vaucluse liegt inmitten eines wunderschönen fruchtbaren T a les diese herrliche Abtei. Ein sehr altes Kloster, dessen Gründung zurückreicht in das Jahr des Herrn 1148."
"Und so zieht ihr denn von einem Ort in den anderen um des Reisens willen", sagte Valerio ein wenig herablassend.
"Nun", setzte Fra’ Girolamo hinzu, "das Reisen bildet, und niemand sollte es verachten. Doch war der Grund meines Aufenthaltes ein anderer. Die Spuren von Sénanque führen zurück bis zum Kloster Citeaux. Ich studiere den Glauben der Häretiker aus den Jahren des 12. und 13. Jahrhunderts. Ich glaubte dort, einige wichtige Dokumente zu finden, die noch von dem Abt Arnaud-Amaury stammen, dem glorreichen Kämpfer gegen den Unglauben."
"Ihr glaubtet zu finden. Und habt ihr es auch?"
"Meine Studien waren sehr erfolgreich. Ich fand in den Archiven einiges an Dokumenten der Gruppe die seinerzeit wegen Ketzerei vernichtend geschlagen wurde. Sie wurden die Katharer genannt."
"Und das, mein Bruder, gefällt euch wohl, wenn andere Menschen vernichtend geschlagen werden."
Girolamo schaute zur Seite über die Mähne seines Pferdes. Er blickte seinen Gesprächspartner durchdringend an, als wollte er eine besondere Erkenntnis von sich geben.
"Valerio, mir gefällt es nicht, wenn andere Menschen vernichtend geschlagen werden. So etwas solltet ihr nicht sagen. Der Gott aller Götter hat befohlen, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Was mich betrifft, so möchte ich auch meinen ärgsten Feind nicht vernichtend schlagen. Ich möchte ihm helfen umzukehren, wenn er sich nicht auf den rechten Pfaden des Glaubens befindet."
Valerio schwieg. Er schaute in die Weite der Täler, die sie gerade durchritten. Eine milde So n ne lag über der Karawane. Frieden
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