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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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schien überall auf der Welt zu herrschen.
    "Es waren Häretiker, die sich gegen den Glauben unserer Kirchen stellten“, fuhr der Mönch fort. „Es sind wohl viele Jahre her. Von den Zeiten von 1100 bis weit in die Jahre gegen Ende von 1200 und darüber hinaus fand ich Spuren und Dokumente, die zu studieren ich beliebte. Wohlgemerkt mit der Erlaubnis meines gottesfürchtigen Abtes."
    Valerio lachte laut auf.
    "Ihr drückt euch sehr vorsichtig aus, mein Freund, vielleicht sogar, so scheint mir, habt ihr Angst. Wenn sie denn so lange her sind, die Geschehnisse, die ihr zu berichten habt, was fürc h tet ihr euch dann? Oder, Fra’ Girolamo, ist die Ketzerei, die ihr zu berichten habt, so mach t voll, dass sie selbst als Nachricht sich zu verdoppeln weiß?"
    "Nein, nicht gefährlich ist sie, doch gefährlich wurde sie der Mutter Kirche."
    "Dann wurde sie mit Gewalt verbreitet?"
    "Nein, nicht mit Gewalt. Doch gewaltvoll war ihr Ende. Gemeinsam von den weltlichen und den kirchlichen Fürsten wurde sie einhellig bekämpft und vernichtend geschlagen. Die Brüder selber scheinen eher friedvoll gewesen zu sein."
    Valerio schwieg. Die Karawane zog einen recht steilen Hang hinunter. Der Weg war schmal und steinig. Die Maultiere und die Pferde rutschten auf dem Geröll. Rechts und links zog sich das Tal enger zusammen, Wälder bedrängten den freien Blick. Die Eskorten ritten unruhig vom vorderen zum hinteren Ende der Karawane und zurück. Man befürchtete einen Überfall.
    "Ist es so, wie in dieser dunkler werdenden Schlucht, Fra Girolamo de Pagagliotti? Dort, wo die Kirche Roms nicht alles beherrscht, dort haben selbst ihre Führer Angst und wollen den Feind bekämpfen, der sich nicht als Feind zu geben scheint."
    "Nun gefährlich waren die Häretiker sehr wohl."
    "Ihr sagtet doch vor einem Augenblick, nicht mit Gewalt bedrohten sie die Mutter Kirche. Womit denn?"
    "Immer mehr Menschen liefen zu ihnen und schlossen sich ihnen an. Wer zu den Katharern übersiedelte, den verlor die Stammkirche."
    "Wenn freiwillig die Menschen das Gotteshaus wechseln wollten, dann war die Frucht, die sie erwarteten, wohl eine bessere."
    "Hört zu, mein Freund, was ich euch zu berichten habe von der Gruppe der Katharer, die ich ei n gehend studiert e . Ich vermag die damaligen Geschehnisse zu schildern, meiner eignen Meinung halte ich mich fern, wenn ihr erlaubt."
    "Nichts, was ich nicht erlauben könnte", lächelte der Arzt, "doch zeichnet es euch nicht aus, wenn ihr euch fürchtet, euren eignen Verstand zu bilden."
    Nun schwieg der Mönch eine Weile. Er schaute vor sich auf den Weg. Milde strich er über den Nacken des Pferdes, als wollte er Trost suchen bei einem Tier. Den Trost, den er bei Me n schen nicht zu finden schien. Mit einem Male brach es aus ihm hervor, wie der frische Quell, der aus dem Fels hervorspringt und die Ebene überflutet .
    "Es war um das Jahrtausend", begann er, "die Menschen fürchteten mehr als ihren Gott das Unglück und das Leid. Der Messias wurde erneut erwartet. Doch erschien er nicht. Das U n glück war verstärkt durch die Beispiele, welche die Menschen sahen, in den schlechten Leben nicht nur der Raubritter und der gierigen weltlichen Fürsten. Auch die Kirchenherren schienen mehr dem eigenen Vergnügen, der Wollust und dem Reichtum nachzueifern als in Demut Gott zu dienen. Die Sünde hatte allerorten um sich gegriffen. Die Hölle schien gar manchem näher zu sein als der Himmel."
    "Wovon mein Bruder, sprecht ihr?" Valerio schaute in das markante Gesicht des hageren Mö n ches. "Ihr scheint mir geradewegs von der heutigen Zeit zu plaudern. Denn eines verstehe ich nicht. Was kritisiert ihr denn die damalige Zeit, wo doch nichts anders war als heut e ."
    "Spart euch die sarkastischen Züge, mein Herr."
    "Und dennoch ist es so“, fiel Valerio sogleich ein. „Nur fahrt jetzt endlich fort. Ich bin ja gespannt, was ihr neues zu berichten habt über längst vergangene Jahre, was sich heute nicht wiederholen würde ."
    "Die Menschen, ganz besonders im Süden von Frankreich, ganz besonders im Languedoc schlossen sich in neuen Gruppen zusammen. Verließen alsbald die Kirchen und die Bethäuser, verprügelten die Geistlichen und jagten Kirchenfürsten von dannen"
    "Ei, wie interessant", lachte Valerio, "doch warum tat man dieses, wo doch die Priester die gute Rettung sind , oder ist es nicht so, guter Freund?"
    "Die Katharer suchten ihr Heil in der Verbesserung der Menschen."
    "Gar löblich scheint die neue Tat. Doch

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