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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Namen des Herrn arbeiten und schaffen. Welche Macht gibt euch der Böse, damit ihr eure Reichtümer vermehren könnt und schon jetzt eine Gefahr für die Stadt seid."
    Unter den ungeheuerlichen Vorwürfen, Verdächtigungen und Beschuldigungen zuckte der Angeklagte zusammen wie unter einem Glut speienden Vulkan.
    Der Ankläger legte die Schrift zur Seite und forderte ihn auf:
    "Gesteht Schmiedemeister, und ihr werdet ohne Folter davonkommen."
    Bis zu diesem Augenblick hatte er mit offenen Augen und offenem Mund die unglaublichen Anklagen gehört. Es musste ein Fehler sein. Es konnte nicht wahr sein, dass er gemeint war. Ein Irrtum, den es aufzuklären galt. Und so antwortet er denn.
    "Ehrenwerte Patres, das kann nur eine Verwechslung sein. Ich bin nicht der, den ihr verdäc h tigt. Der, den ihr sucht, ist nicht hier. Lasst mich in Frieden und zum Wohle der Bürger von Castel San Gimignano meine Arbeit machen. Ich bin ein gottesfürchtiger Christ. Ich richte mich nach der Heiligen Schrift. Ich lese die Bibel im Kreise meiner Familie. Ich gehe in den Gotte s dienst, so oft es nur geht. Ich gehe einmal im Jahr zur Beichte. Ich erziehe meine Kinder im christlichen Glauben. Lasst mich jetzt gehen."
    "Schweig", rang der Ankläger nach Luft. "Es reicht. Ihr nehmt das heilige Gericht nicht ernst. Das ist ein schweres Vergehen. Ihr verschlimmert eure Lage. Gesteht."
    "Hohe Herren, ich weiß nicht, was ich gestehen soll", rief Datini unsicher.
    "Da seht ihr es, hohes Gericht", keifte der Ankläger, "er weiß nicht einmal, was er zu gestehen hat. Wir haben ihm die Klageschrift vorgelesen, wir haben alle Anklagepunkte genau aufg e zählt. Und er weiß nicht, wegen welcher Tat er angeklagt ist. Der Teufel vernebelt seine Stirn. Gestehe er jetzt, oder er wird gefoltert."
    "Ich würde gestehen, hohe Herren, wenn ich wüsste , was ich gestehen soll. Aber das hier, das muss ein Irrtum sein. Wer hat mich beschuldigt?"
    "Es waren reine Christenmenschen, Datini, Menschen, die die Heilige Schrift in Ehren halten, die sich nicht persönlich bereichern, Menschen, die euch helfen wollen, die euch retten wollen."
    "Das sind feine Leute, die mich retten wollen, mich aber gleichzeitig vor die Inquisition zerren, die zuschauen wollen, wie ich gefoltert werde."
    "Da seht ihr es selbst, er glaubt den reinen Christenmenschen nicht."
    Mit weißem Gesicht und hoher Stimme spuckte der Ankläger seine Anschuldigungen aus. Se i ne Augen trieften vor Nässe.
    Eine Sturmwolke braute sich in Datinis Kopf zusammen. Wer hatte ihn denunziert und wesw e gen? Ein "reiner Christenmensch" hatte mit seinen Anschuldigungen genügt. Sein Wohlstand, arbeitsam und mit viel Geschick erarbeitet, wurde ihm geneidet. Das war sein Verbrechen, gut und fleißig zu sein. Waren diese Geier der zerstörerischen Qual jemals an irgendeiner Wahrheit interessiert, waren nicht längst vor einem mörderischen Prozess die vernichtenden Urteile str a fend gefallen, auch wenn der ahnungslose Delinquent noch nicht einmal wusste , warum er b e fragt werden sollte ?
    "Was schlagt ihr vor, Monsignore Checco, was sollen wir tun?", fragte nun der Richter sü f fisant.
    Auf den Namen Checco reagierten unvermittelt alle Eingeweide Datinis. Checco, Checco, das war der andere Schmied in dem Ort Castel San Gimignano. Ein Faulpelz, eher in der Osteria zu finden, als am Amboss . Er versoff sein Geld. Er arbeitete zu wenig. Ein hinterhältiger, gemeiner Geselle. Der Ankläger war ein Onkel des unfähigen Handwerkers.
    "Herr, wenn ihr meint, ich verdiene zu viel, dann will ich bereit sein, anderen zu helfen, Witwen und Waise zu unterstützen“, suchte Datini verzweifelt seine Haut zu retten.
    "Da seht ihr es, Monsignore, jetzt will er sich auch noch über die armen Seelen der Stadt lustig machen. Er ist ein durchtriebener Teufelsdiener."
    Nun erhob der Richter das Wort.
    "Datini, glaubt ihr an Gott?"
    "So wie es die heilige Kirche lehrt."
    Aus den Kellergewölben drangen dumpfe, schwere Schläge, Räder quietschten, Die Schreie gequälter Seelen zeugten von schrecklichen Qualen. Dann war die geöffnete Tür wohl wieder zugefallen und die Schreie verstummten. Der Ankläger sah die unruhig flackernden Augen des Angeklagten und grinste feindselig, als er fortfuhr.
    "Welche Gedanken hat er zur Schöpfung?"
    Schöpfung, Herrgott, die Schöpfung, an alles mochte er denken, nur jetzt nicht an die Schö p fung.
    "Herr, so wie es die Kirche lehrt."
    Datini, wusste dass ihn die Inquisition in eine Falle locken

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