Galileis Freundin (German Edition)
auf seinen Amboss befahlen sie ihm, sofort aufzuhören.
"Womit soll ich aufhören, Pater?" fragte er unwillig "Ich habe viel zu tun, ich muss meine Au f träge fertig machen. Meine Kunden warten darauf."
"Die können noch eine Weile warten. Du wirst jetzt erst einmal mit uns kommen. Wir müssen dich etwas fragen."
"Dann fragt doch hier, Signori, alldieweil ich weiterarbeiten kann“, murrte er verstimmt.
Die Hand des Teufels schien nun wahrhaftig nach ihm zu greifen, als er in die hageren, bleichen Gesichter der ärmlichen Galgenvögel schaute.
"Von wem kommt ihr, was wollt ihr von mir", der Schmied hielt den Hammer und das Stück Eisen in der Hand, das er am liebsten den Brüdern um die Ohren gehauen hätte.
"Wir haben ein paar Fragen an dich. Wir kommen von der heiligen Inquisition.“
Datini erstarrte wie ein plötzlich erkaltetes Stück Eisen. Um seinen Kopf zog sich das starre Band des Todes.
"Ich habe nichts und niemandem etwas getan", rief er entsetzt aus und wollte den Hammer erneut schwingen.
"Dann ist es ja gut", lächelte tödlich der erste Mönch. "Wenn das so ist, dann habt ihr nichts zu befürchten. Also kommt jetzt."
Datini dachte nicht an Widerstand. Vielleicht würde man ihn nur über einen anderen Deli n quenten befragen. Sein Hammer fiel zu Boden, das heiße Eisen versank zischend in dem Küh l wasser. Sie griffen ihn bei den Armen und zerrten ihn hinaus.
Der Lehrling lief in die Stube, um das Geschehen zu berichten. Frau Datini rannte aus dem Wohnraum und wollte nach dem rechten sehen. Ihr Mann war bereits in einen Wagen gestoßen worden, der schleunigst davonfuhr. Sie lief schreiend ein Stück des Weges hinterher, stolperte, fiel in den Staub der Straße und blieb dort liegen.
Die Häscher rasten mit Datini in das benachbarte San Gimignano. Viel hatte der Schmied von den Erzählungen über die Folter der Inquisition vernommen. Die Wirklichkeit blieb stets weit weg von ihm. Es war etwas, was ihn nicht berührte. Unterhalb der Piazza della Cisterna sollten die schrecklichen Folterkeller sein. Er hatte sich niemals darum gekümmert, und es schien be s ser zu sein, über diese Dinge nicht zuviel zu wissen. Entsetzt stellte er nun fest, dass die Mö r derbrüder mit ihm genau den Eingang zu den Todeskellern wählten. Er stolperte mit den Mö n chen einige Stufen in dunkle Räume, die nur spärlich mit Öllämpchen erleuchtet waren. In e i nem großen Saal hatten sich finster blickende Männer in Robe versammelt.
Wie ein unwirklicher Traum, wie ein Marionettentheater auf dem Markt, spielten sich die ge i sterhaften Szenen vor seinen Augen ab. Welche Raubtiere hatten ihn in diese Höhle der U n menschlichkeit gezerrt? Kalte Feindseligkeit schlug ihm von den Männern entgegen. Ihre d ü steren Gesichter, mit wortloser Anklage, blickten ihn vorausstrafend an. Sein Herz schlug schneller, sein Atem ging hektisch. Nichts Gutes hatte man bisher vernommen von Leuten, die einmal zur Inquisition geführt wurden. Was wollten die dunklen, böse blickenden Gesichter von ihm?
In dem steinernen Gewölbe echote die Stimme des Inquisitors. Der dröhnende Widerhall fragte ihn nach seinem Namen, nach seinem Vater und seiner Mutter.
„Datini, wisst ihr, warum ihr hier seid?“ wollte der Mönch in der Mitte an einem langen Tisch von ihm wissen.
Der Schmied schüttelte verzweifelt den Kopf, er konnte noch nicht einmal den Grund seines Verhörs ahnen.
"Datini, ihr steht mit dem Teufel im Bunde", verlas der Ankläger. "Ihr werdet beschuldigt, eure Arbeit nicht alleine und nicht auf natürliche Weise zu schaffen. Ihr werdet beschuldigt, den Teufel zu Hilfe zu holen. Und das nicht nur in Zeiten, wenn es stürmt und dräut, sondern ebe n so, wenn es ruhig und warm ist, wenn jeder Vorgang sorgfältig beobachtet werden kann.“
Wie ein dräuendes Unwetter schlugen die kalten Worte auf ihn ein, sprachlos stand er den U n geheuerlichkeiten gegenüber, als der Ankläger die Worte wie Peitschenhiebe auf ihn niede r prasseln ließ.
„Ihr werdet beschuldigt, euch Reichtümer zu verschaffen, die eines Christenmenschen unwü r dig sind. Ihr verdient eure Skudi im Namen des Teufels. Ihr seid angeklagt, wachsenden Besitz in Castel San Gimignano an euch zu reißen, euch einzuschleichen, um die Stadt unter eure und die Herrschaft des Teufels zu bringen. Ihr seid gefragt, wie es kommt, dass ihr eure Produkte bis nach Florenz, nach Lucca und nach Siena verkaufen könnt, obwohl es auch dort gute Schmiedemeister gibt, die im
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