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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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seid wirkliche Herren. Ich werde den Schal in Dankbarkeit tragen und mich stets an eure Tapferkeit und Großmut erinnern.“ Sie wandte sich dem Händler zu.
    "Ihr seid uns noch die Antwort auf eure eigene Frage schuldig. Welches nun, weit gereister Hande l smann, ist die schlimmste aller Seuchen?"
    „Die schlimmste aller Seuchen, edles Fräulein, das ist die Feigheit und die Angst der Me n schen."
    "Wie wahr, wie wahr", bestätigte Caterina. "Nun lasst mich aber gehen, es hat schon zuviel Aufregung gegeben."
    Der Page und der Händler verneigten sich. Der Fremde rief ihr nach:
    "Auf baldiges Wiedersehen."
    Mit wenigen Worten schilderte Salvori dem Händler den Grund seines Eingriffes.
    "Nun, ihr sagt es", begann der Händler erneut, "die Lüge ist eine weitere unheimliche Seuche."
    Giorgio Salvori zog mit einem freundlichen Blick von dannen. Er vernahm die Stimme des Krämers, der laut rief:
    "Bürger von Florenz, schaut euch die himmlischen Schals an, aus dem fernen China. Ein so l cher Schal hat eine junge Fürstin rehabilitiert. Ein solcher Schal schmückt und ziert den wu n derschönen Hals der edelsten Dame eurer Stadt. Vernehmet die Geschichte. Vergewaltigt und verleumdet von seinen Missetätern, musste dieses Menschenkind die Schmach und Schande der Bürger dieser Stadt über sich ergehen lassen. Doch ein junger Held rettete die Gräfin vor den Anfeindungen der alten Weiber. Der Held entriss sie der Hexe und kämpfte gegen die Hure n söhne. Als Zeichen des glorreichen Sieges trägt sie, die so wundersam gerettete, diesen Schal aus feinster Seide aus dem Land der Mitte um ihren zierlichen Hals. Kommt Leute, kauft di e sen prächtigen Schal, den Erretter des Menschengeschlechtes. Tragt das Symbol der Tapferkeit und der Ehrlichkeit."
    Bürger, die seinen Trödlerstand belagerten, diskutierten die Neuigkeit, die keine war. Sie nutzten sie sogleich, um sich zu rehabilitieren.
    „Ich hab es gleich gesagt“, wetterte ein Waschweib von dem Ufer des Arno, „die Gräfin war immer so freundlich und nett. Niemals hätte sie einen Mann der Kirche verführt. Außerdem, Leute, sie ist doch noch viel zu jung.“
    „Wie hätte sie auch einen Abt verführen können? Ein Mädchen, ein Kind noch? Wohl sind ihre Lehrer die schändlichen Missetäter.“
    „Ja, ja, woher sollen wir auch die Wahrheit wissen?“ warf eine Fischverkäuferin ein. „Wenn man uns so belügt?“
    
    Nicht lange nach der Begegnung mit dem mutigen Pagen Ferdinand II. sammelten sich die A n zeichen für Caterina Picchena, dass sie ein Kind aus der Vergewaltigung erwartete. Ihr Vater schickte sie heim auf die Burg Picchena. Dort sollte sie in sauberer, natürlicher Umgebung, in der frischen Luft der hohen Toskana, gesund die nächsten Monate verbringen.
    Ein anderer Beschützer wich auf Picchena nicht mehr von ihrer Seite. Der Knecht Marco hatte Florenz mit ihr verlassen und seine Treue als Diener der Gräfin wurde sprichwörtlich. Wie ein blutrünstiger Wachhund lief er neben ihr, wenn sie den wunderbaren Park, der die Burg Pi c chena nach Süden umschloss , durchstreifte. Sie erfreute sich an den sommerlichen Geschenken der Natur, den herrlichen Blumen und Wiesen, den Fichten und vor allen Dingen an der alten Steineiche. Unter den Schatten des alten Baumes nutzte sie die Zeit für ihre Studien. Marco brachte manch ein Buch aus der Bibliothek ihres Vaters in den Garten. Sie studierte die E r kenntnisse Galileo Galileis, erbaute sich an den Werken Boccaccios.
    Von ihrem tönenden Instrument blickte die kleine Gräfin auf und schaute in den weiten Hi m mel, der wie eine gewaltige Kuppel eines Domes über dem Tal lag. Drohende Wolken hatten sich über der Burg Picchena zusammengebraut. Aber weithin in der Ferne, war der helle, blaue Himmel zu sehen. Der Regen peitschte hinter dem nächsten Hügel die Erde. Das ferne Licht am Horizont, die Regenwand und die Dunkelheit über ihrer Burg gaben dem Schauspiel der Natur einen weichen, unsicheren Schein.
    Dann schlug sie auf ihrer Laute traurige Weisen des großen Monteverdis an.
    " Lasst mich ste r ben, Lasst mich sterben;
    Wer denn, glaubt ihr, soll mich trösten,
    Bei diesem harten Los,
    In solch unendlicher Qual?
    Lasst mich sterben.“
     
    Als es hieß, zum Palio nach Siena zu fahren, wich Marco das Blut aus dem Gesicht. Seine Freunde hatten ihm viel von dem magischen aber mörderischen Pferderennen erzählt. Von dem lebenslustigen Volk, das über eine Woche in ausschweifenden Exzessen und

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