Galileis Freundin (German Edition)
ich einen Grabstein umarmen“, wehrte einer der Männer ab und er konnte sich des Spaßes beim Volke sicher sein.
„Hör zu, du stinkende Häme“, schleuderte der Page seine Missachtung der Alten ins Gesicht, „ich denke, selbst dein Mann hat alle Freude an dir verloren. Hab’ ich ihn nicht neulich erst hinter der Tür einer Kurzberockten verschwinden sehen?“
„Recht hat er gehabt“, hörte man die Stimme des Mannes wieder aus dem Volk.
„Freude muss sein, aber nicht mit einer solchen alten Schachtel“, rief ein Anderer. „Die ist gar gut genug als trockenes Brennmaterial für den Scheiterhaufen.“
Unter den Attacken duckte das alte Weib seinen eckigen Kopf.
„Wer hätte schon Spaß an dir?
Die Menge lachte und scherzte über sie. Verunsichert schaute sich die Alte schaute um, blickte zornig den jungen Burschen an, schrie en t setzt auf, ehe sie fortlief.
"Was glotzt ihr hier noch lange herum", rief der Page des Großherzogs und trieb die Menge auseinander. " Wisst ihr, dass die Markgräfin unschuldig ist, ihr Gaffer? Es ist bewiesen und b e zeugt, dass der herzlose Abt dies junge Fräulein auf seinem Gewissen hat. Bereut eure Sünden und macht euch von dannen."
Die Menschen in der Menge waren stumm geworden. Der eine oder andere begann nachz u denken, senkte verschämt seinen Kopf und machte sich still aus dem Staub.
"Mutig, recht mutig, mein junger Freund", lobte der erstaunte Händler.
„Auch wenn ihr mein Geschäft verdorben habt, ihr seid ein mutiger Kerl. Tapfer, solche Leute, wie ihr. Kaum sonst, dass sich einer gegen die Gaffer und Tratscher so mutig zeigt, wie ihr es bewiesen habt. Aber sagt an, was ist es mit dieser Sache. Doch bevor ihr mich aufklärt, will ich euch belohnen, alleine eures Mutes wegen. Könnt ihr dem zustimmen, mein Freund, dass wir zwei dieser hübschen Signorina, die ihr so tapfer beschützt, ein gemeinsames Geschenk m a chen? Wir schenken ihr diesen wunderschönen Schal aus Seide aus dem fernen China. Ihr aber, mein Freund, solltet ihn eurer schönen Beschützten überreichen.“
Die Beine schienen ihren Dienst zu versagen als der Page dem jungen Mädchen den Schal uml e gen sollte.
"Euch, Signorina, euch zu Ehren", stotterte er verlegen und hielt den Seidenschal in seiner Hand.
"Nun mein Freund, ihr wart so tapfer, als ginge es mit dem Schwert gegen eine Armee der Gauner. Nun beweist diesen anderen Mut, eurer Herzensdame zu begegnen" ermunterte ihn der Handelsmann.
Der Page setzte von neuem an.
"Gräfin, darf ich euch diesen Schal als Verehrung von diesem edlen Händler und meiner Unb e deutendheit überreichen?" brachte er in gestelzten Worten hervor.
Der Fahrensmann lachte laut und rief:
"So ist's recht, junger Freund. Das war ein gutes Ding, das ihr da geleistet habt. Solche tapf e ren Menschen, wie euch, findet man nur wenige auf Gottes Boden. Die Pest haben wir b e zwungen, die meisten Seuchen haben wir eingedämmt. Doch die schlimmste Seuche haben wir noch nicht im Griff. Junges Fräulein, wisst ihr welches die schlimmste aller Seuchen ist?" rief er lachend.
Caterina hatte die ganze Szene verletzt, dann überrascht und schließlich sehr freundlich beo b achtet. Sie stand nahe bei dem Pagen, der ihr den Schal überreichte.
"Ihr werdet es mir gleich sagen", lachte sie.
"Ja, ich werde es euch gleich sagen, doch erst wollen wir diesen heiligen Akt nicht stören. Nichts ist berauschender als der Liebe einen Dienst zu erweisen. Nur zu", wandte er sich wi e der fröhlich dem Pagen zu.
Der Diener des Großherzogs hob den weichen Schal und legte ihn der jungen Gräfin um den schlanken Hals. Zum ersten Mal konnte er der verehrten Gräfin so nahe sein. Sein Atem ging aufgeregt. Er sog genüsslich den sinnlichen Duft ihres goldenen Haares auf, gewahrte die wu n derschöne weiße Haut und versank tief in ihren blauen Augen. Ihre vollen Lippen lächelten ihn zärtlich an. So mutig und kämpferisch er sich zuvor gezeigt hatte, so weich wurden nun seine Knie.
Caterina half ihm aus seiner Verlegenheit.
"Wer seid ihr?" wollte sie von ihm wissen.
"Ich bin Giorgio Salvori, Page des jungen Großherzogs, edle Gräfin", sagte er glücklich. „Ich bin euch des Öfteren bei festlichen Anlässen begegnet. Ihr habt mich niemals ernsthaft b e merkt."
"Nun, dafür seid ihr mir jetzt um so mehr aufgefallen", antwortete sie und fuhr fort:
"Wie weich und zart er sich auf meiner Haut anfühlt", sie berührte mit den Händen den Seide n schal.
„Ihr aber, ihr beide, ihr
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