Galileis Freundin (German Edition)
Ponte Vecchio mit einem Goldring, einem Silberarmband, einem Seidentuch oder sonstigen Andenken versorgt zu haben. An den Uferrändern wuschen Frauen ihre Wäsche. Sie schlugen die Beinkleider, Hemden, Röcke, Strümpfe auf die Steine. Das Klatschen der nassen Stücke untermalte das schnatternde Gequatsche der Wäscherinnen mit einem rhythmischen Takt. Berauschend, voller Abenteuer, farbenfreudiger, lebendiger als jedes Gemälde in den Uffizien bot sich das Leben auf der Lebensader Arno und den Straßen rundherum dar.
Das Mädchen bewunderte die Kunstfertigkeit der Handelt reibenden. Direkt am Ufer des Flusses hatten reisende Kaufleute auf zusammengestellten Brettern ihre Produkte ausgestellt. Mit farbigen Worten priesen sie gestenreich ihre Angebote aus aller Herren Länder an.
"Signorina, kommt näher heran", rief einer dieser fliegenden Händler, „schaut euch diese wu n derbaren Stoffe aus dem fernen Riesenreich der Chinesen an. Auf gebeugten Rücken alter Frauen, krummen Buckeln von kleinen Knaben und zierlichen Mädchen, in sturen Eselskar a wanen und auf riesenhaften Seglern durch stürmische See haben sie viele Tausend Meilen hi n ter sich gebracht, ehe sie euch hier zu Füßen liegen. Wunderbare, bemalte Seidenstoffe in prächtigen Farben, bemalt mit Motiven aus der exotischen Kultur ferner Reiche. Drachen, ein chinesischer Kaiser und die Tempel. Betrachtet die strahlenden Kunstwerke. Dies hier wäre ein herrlicher Schal für euren leuchtenden Hals."
Der Händler neigte sein sonnen-und windgegerbtes Gesicht nah an die junge Gräfin. Sie schaute ihm in die dunklen Augen, die sie viel versprechend anlachten.
"Signorina, euch verkaufe ich die Ware zu einem besonders niedrigen Preis."
Mit einer sanften Bewegung legte er ihr den Seidenschal um den Hals und kreuzte ihn über ihrer Brust.
"Wunderbar, Signorina, wunderbar. Der Seidenschal aus de m fernen China, kleidet euch, meine schöne Dame, gar zu prächtig, als dass ich ihn euch wieder abnehmen könnte."
Der Händler vergaß bei all seinen betörenden Worten nicht, seine Ware so laut und beschön i gend anzubieten, dass alle Umstehenden sich für den herrlichen Schal zu interessieren bega n nen.
"Ja, mein Fräulein, dieser Schal ziert euren schlanken Hals, er schmückt euch und macht euch noch göttlicher als ihr es zuvor schon wart", rief er laut. "Wem fällt etwas Schöneres ein, als diese junge Dame mit der Zierde Chinas?"
"Herrlich, wunderbar sieht sie darin aus", rief ein altes Weib unter den Umstehenden. „Eine solche Zurschaustellung kann ihr gerade recht sein. Sie kann es wunderbar bei ihrem Beruf nutzen. Dann hat sie noch mehr davon."
Das gehässige Weib machte mit ihren Armen unzweideutige Bewegungen, das Volk lachte.
"Sie wird ihn sicher der Kirche schenken, vielleicht auch nur einigen Patres oder einem Abt." Erneut verfiel die Menge in ein widerliches Lachen. Der Händler wusste nicht, was um ihn he r um geschah.
"Verkauft ihn ruhig an die Gräfin", rief die bucklige Alte, "sie kann einen guten Pre is bezahlen. Sie hat genügend Sk udis. Seit neuestem noch mehr."
Das unbedachte Volk schaute dem Geschehen schadenfreudig zu.
Ein junger Mann drängte sich energisch durch die Menge, an seiner Livree als Page des Gro ß herzogs zu erkennen. Er stürzte sich unvermittelt auf die giftige Alte und schlug ihr ins G e sicht.
"Das ist dein Lohn, du ehrlose Hexe“, rief er zornig. „Ganz Florenz soll über dich lachen und alle sollen erzählen, ein Page des Großherzogs hat die alte Hexe entlarvt und sie öffentlich g e brandmarkt. Und wenn du willst, hässliche Kröte , werde ich deine törichten Sünden noch we i ter tilgen, damit du nicht in Schuld und Sühne leben musst . Da, hast du noch eine", und er schlug ihr auf die andere Seite des Gesichtes, dass die Alte aufheulte.
"Er schlägt mich, er schlägt ein altes Weib", zeterte sie.
"Nein, nein, ich schlage keine alte Frau. Oh nein!" widersetzte sich der Page, "ich Strafe nur die Hexe, damit sie ihre Sünden bereut und Buße tut. Ich rette dich vor der Inquisition . Und jetzt renn nach Hause, du G ift speiende Lügnerin, du verderbte Ketzerin, was weiß ich, was du für einen alten saftlosen Sack zu Hause hast, der sich auf deine leeren Brüste stürzen wird. Wahrscheinlich wird er noch nicht einmal das tun. Kann sich einer von euch, Männer, vorste l len, mit diesem ledernen Geschöpf unter eine Decke zu kriechen?“ wandte er sich triumphi e rend an die Umstehenden.
„Lieber würde
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