Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
würde er ihn kriegen. Er würde ihn regelrecht abschlachten, langsam und qualvoll, um sich für die erlittenen Schäden und die erduldete Schande zu rächen.
Sollte danach noch etwas von dem Söldner übrig sein, würde er es irgendwem bringen, der ein Kopfgeld für Gallagher zahlte. Vielleicht sprang ja genug für ihn dabei heraus, um sich seinen langgehegten Wunsch zu erfüllen. Dann konnte er es sich möglicherweise leisten, sich aus dem schwarzen Kampfschiff herausoperieren zu lassen und seinen Lebensabend wie ein normaler Mensch zu beschließen.
Nur noch ein paar Tage.
*
Raymon Cartiers Gespräch mit den Leitern des Wirtschaftsministeriums wurde durch ein zaghaftes Pochen an der Tür des Konferenzraumes gestört.
Cartier drehte sich überrascht um, als ein dunkelhäutiger Symiruse mit einem enormen Bauch und einer silberglänzenden Plakette an der Brust eintrat.
»Entschuldigen Sie bitte vielmals die Störung, meine Herren, aber ich habe einige wichtige Fragen an Mister Raymon Alejandro Cartier.«
Cartier stand auf.
»Das bin ich.«
»Das dachte ich mir. Ich bin Kommissar Hhuccr von der hiesigen Polizeidienststelle.« Hhuccr trat näher, zog einen Stuhl heran und setzte sich unaufgefordert. »Sie sind in Behandlung von Chefarzt Doktor Ttojj?«
»Ich war«, verbesserte der Ingenieur ihn. »Man hat mich heute Morgen entlassen. Seitdem wohne ich in diesem Hotel.«
»Wann haben Sie den Doktor zum letzten Mal gesehen?«
»Heute Morgen, bei meiner Abschlussuntersuchung. Warum?«
»Wo waren Sie heute Mittag zwischen dreizehn und vierzehn Uhr?« Hhuccr ließ nicht locker.
»Zu dieser Zeit hat Mister Cartier in diesem Hotel eingecheckt«, mischte sich Minister Ggdajj ein. »Gleichzeitig mit unserer Delegation. Wir sind uns an der Rezeption begegnet und seitdem zusammen gewesen. Würden Sie bitte endlich die Güte haben, uns zu erzählen, was mit Doktor Ttojj passiert ist?«
Hhuccr hüstelte verlegen. »Mit Doktor Ttojj sind offenbar eine ganze Menge sehr schlimme Dinge passiert. Spurensicherung und Gerichtsmedizin versuchen soeben zu rekonstruieren, in welcher Reihenfolge. Leider ist nicht besonders viel von ihm übrig, Sie verstehen?«
*
»Ein bisschen Gepäck, ja?« Clou seufzte, als er den Berg Koffer betrachtete, den seine Passagiere in einer Ecke von Triggers Laderaum aufgehäuft hatten.
»Kameras, Kleidung und nicht zu vergessen die Krone«, sagte Nnallne stolz.
»Die … Sie meinen die Krone?« Clous Kinnlade klappte auf.
Sseggi und Nnallne grinsten breit.
»Die Kameras sind dazu da, die Zeremonie für die Nachwelt einzufangen«, strahlte Sseggi.
»Euer Majestät scheinen sich ja sehr sicher zu sein, was den beabsichtigten Tausch angeht«, der Söldner kratzte sich am Kopf.
*
Ppertt legte die Akte, in der er geblättert hatte, weg. Er gähnte und sah aus dem Fenster. Es war später Abend, und nur in wenigen Häusern brannte noch Licht. Die gelben und blauen Scheinwerfer der Schwebeautos huschten wie Irrlichter vorbei.
Ppertt gähnte. Es war Zeit, ins Bett zu gehen.
Im nächsten Moment wurde es stockfinster um ihn herum.
»Mist«, knurrte er. »Schon wieder ein Stromausfall.«
Dann stutzte er. Verwirrt sah wieder aus dem Fenster. Die Lichter aus den anderen Häusern waren noch an. Also handelte es sich nicht um einen Fehler des Elektrizitätswerks wie in der vergangenen Woche und der Woche davor.
In seinem Haus musste eine Sicherung durchgebrannt sein.
Ppertt suchte in seiner Schreibtischschublade nach einer Taschenlampe, fand aber nur einen alten Kerzenstummel. Er zündete ihn an und stand auf. Langsam und vor sich hin grummelnd schlurfte er in den Keller, wo der Sicherungskasten hing. Er hatte ihn fast erreicht, als ein plötzlicher Luftzug die Kerze ausblies.
»Verdammter Mist!«
Eine Sekunde später war der Strom wieder da, und Ppertt starrte direkt in die Mündung eines doppelläufigen Unterarmblasters.
»Was zum –«
»Dein Leben für meinen Seelenfrieden«, zischelte eine Translatorstimme.
Die Stimme war das letzte, was Ppertt wahrnahm.
Dass er mit zwei rauchenden Einschusslöchern im Herzen auf den harten Bodenfliesen aufschlug, spürte er schon nicht mehr.
*
Nnallne wanderte ruhelos in Triggers Laderaum auf und ab. Er hatte das Gefühl, gegen seinen Willen mitgekommen zu sein, wusste aber genau, dass das nicht den Tatsachen entsprach. Er hatte ohne Zögern von sich aus angeboten, seinen Kaiser auf der Reise mit Gallagher zu begleiten.
Sseggi sah von seinem Buch auf.
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