Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
fortbleiben würden, hegten die beiden den Verdacht, man könnte sie als Geisel behalten oder beseitigen wollen. Hinzu kam die Ungewissheit, woher das Interesse der Symirusen an Torkor rührte. Offenbar erwarteten die beiden eine Invasion seitens des Imperiums. Wir sind eine reine Schutztruppe«, versicherte Buckingham ihm.
»Erklären Sie das mal dem Kaiser.«
»Mit Vergnügen.«
*
Die Straße, die von der Besprechungsbaracke zum Landefeld führte, war erst vor einer halben Stunde von einem Räumfahrzeug von den Schneemassen befreit worden, aber jetzt schon wieder fast unpassierbar.
Eine Gruppe von zwanzig Marineinfanteristen baute sich vor dem kleinen, blauen Kompaktschiff mit dem viel zu großen Antrieb auf, in dem Debi, Nnallne und Imperator Sseggi II. warteten.
»Entweder ein Empfangskomitee oder das Erschießungskommando«, bemerkte Debi trocken.
Nnallne drückte sich an Triggers Cockpitfenster die Nase platt. Er sah misstrauisch auf die glänzend blanken Energiekarabiner, welche die Marines in den behandschuhten Fäusten hielten.
Dann kam eine kleine Gruppe Leute in dicken Thermomänteln die Straße hinauf und schritt die Phalanx der Soldaten an.
»Sieht doch eher nach einem Staatsempfang aus«, murmelte Sseggi hoffnungsvoll. Debi warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Der junge Kaiser tat ihr leid. Seitdem er die schwer bewaffneten Schiffe im Orbit gesehen hatte, war sein Optimismus restlos verschwunden. Angesichts dreier alarmbereiter Kampfverbände in unmittelbarer Nähe der symirusischen Grenze fragte er sich vermutlich inzwischen, ob er bei dem Entschluss, persönlich nach Kademes zu kommen, nicht zu weit gegangen war.
Der Führer der Gruppe, die jetzt vor Trigger stehen geblieben war, gab das vereinbarte Zeichen.
Debi seufzte. Es war Clou, und alles würde gut werden. Ihre Anspannung übertrug sich auch auf ihr Baby, das sich in diesem Augenblick durch eine heftige Bewegung in Erinnerung brachte.
Beruhigend legte sie die Hand auf den Bauch.
Sseggi, Nnallne und Debi zogen sich ihre Mäntel an, dann öffnete Trigger die Tür, und die drei traten in die sturmgepeitschte Nacht hinaus.
*
Clou wärmte dankbar seine klammen Finger an dem Glas mit Grog, das ihm Sandersons Sekretärin reichte. Clou, Debi und die Symirusen saßen mit Admiral Buckingham und den beiden Inspektoren Colmorgen und Sanderson in dessen Büro.
»Sie erkennen also den Ernst der Lage«, beendete der Imperator seine Ausführungen und sah Hilfe suchend von Buckingham zu Gallagher und wieder zurück. »Ohne Krönung auf Bulsia gibt es im Reich keinen Frieden, denn die Opposition würde so lange keine Ruhe geben, bis sie mich diskreditiert und gestürzt hat.«
»Ich verstehe«, sagte Buckingham ernst. »Und dann kämen Politiker an die Macht wie dieser, äh … Senator Nnuddz«, fuhr er nach einem Blick auf seine Unterlagen fort.
»Die Folge wäre eine Reinstallierung des Militärregimes«, sagte Sseggi ernst. »Und was das für unsere Nachbarn bedeuten kann, wissen wir alle spätestens seit Oea.«
Buckingham nickte langsam und atmete tief durch. Die Arme vor der Brust verschränkt, erinnerte der kräftig gebaute Mann Clou eher an eine zufriedene heidnische Gottheit als an den Oberbefehlshaber der Erdstreitkräfte im Centauri-Sektor.
Er sah Clou fragend an. »Mister Gallagher, Sie haben ihre eigenen Erfahrungen mit den Symirusen gemacht. Was sagen Sie dazu?«
Clou nippte an seinem Grog. »Sehen Sie, Admiral, die Symirusen, gegen die ich damals Oea verteidigt habe, waren nicht diejenigen, die Ihnen heute Trellbe für Torkor anbieten. Ich glaube dem Kaiser, wenn er sagt, dass es nur einen Frieden zwischen den Nationen geben kann, wenn innerhalb des Imperiums kein Zweifel mehr an seinem Anspruch auf den Thron besteht.«
»Interessant«, höhnte Sanderson, aber ein scharfer Blick des Admirals brachte ihn zum Schweigen.
»Wir streben eine Klausel in dem zu unterzeichnenden Vertrag an, welche jegliche Stationierung von Truppen in den entsprechenden Systemen kategorisch verbietet«, stellte Sseggi klar. »Das gilt für Sie ebenso wie für uns. Ich will keinen Krieg mit Ihnen, ich will nur das Erbe meiner Väter antreten.«
»Ich habe durchaus Respekt für Euch und Euer Anliegen, Hoheit, und Ihr dürft mir glauben, dass auch mir nicht daran gelegen ist, den Frieden zwischen unseren Nationen zu brechen«, sagte der Admiral verständnisvoll. »Aber ich sehe da noch eine Schwierigkeit.«
Sseggi legte interessiert den Kopf schief.
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