Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission

für sich spektakuläre Gefangennahme des gesuchten Kriegsverbrechers verloren worden. Das hatte Trigger stutzig gemacht. War das Ansehen des sogenannten Helden Weldrak etwa so groß, dass man Clou lieber opfern wollte, als die Wahrheit an den Tag zu bringen? Trigger hatte eine böse Vorahnung, dass man Clou heimlich beseitigt hatte, weil er zu viel wusste.

*
    Clou stand am Fenster seiner Zelle und sah unbewegt nach draußen. Er war allein. Gaynor, Taddox und Tonya saßen in separaten, benachbarten Zellen. Durch die gläsernen Wände konnte er sie sehen. Tonya bewohnte die Zelle links von ihm, Taddox die rechte. Dessen rechter Nachbar wiederum war Admiral Gaynor.
    Das Gefängnis befand sich in einem Seitenflügel des Palastes des Hohen Lordrichters. Hier waren die vier vor zwei Tagen eingesperrt worden.
    Der Söldner hatte sich gewundert, dass man sie nicht sofort getötet hatte. Das wäre die einfachste Lösung gewesen. Vielleicht hatte der Hohe Lordrichter seinen Teppich nicht mit hässlichen Blut- und Brandspuren befleckt sehen wollen, dachte er und grinste still in sich hinein. Allmählich keimte in ihm allerdings noch ein anderer Verdacht. Es konnte sein, dass sich Prinz Dvoria mit jemandem in Verbindung setzen musste, bevor er seinen Tod befahl. Dieser jemand saß möglicherweise sogar auf einem anderen Planeten, daher die große Zeitverzögerung.
    Mehr und mehr fühlte sich Clou wie ein Bauer, der in einem kosmischen Schachspiel von einem schlechten Spieler geopfert werden sollte. Er warf Tonya einen mitleidigen Blick zu. Die junge Offizierin hatte an ihn geglaubt, sich sogar in ihn verliebt. Sie hatte ihm vertraut, und nun … Mitgefangen, mitgehangen. Das galt sogar für die jüngsten Neuzugänge in seiner Verlierermannschaft, dachte Clou zynisch mit einem Seitenblick auf Gaynor und Taddox, die in ihren Zellen dumpf vor sich hinbrüteten.

*
    Triggers Bewegungsmelder nahm einen Besucher in seinem Inneren wahr. Einer der Wachsoldaten war durch die offene Luke eingestiegen und sah sich neugierig um. Dann trat er ins Cockpit.
    »Äh … hallo? Schiff?«, fragte er unsicher.
    »Äh … hallo, Soldat«, zirpte Trigger.
    Endlich sprach mal jemand mit ihm! Vielleicht ließ sich dem Soldaten etwas Informatives entlocken …
    »Spreche ich mit Trigger?«, vergewisserte sich der Soldat.
    »Ja«, antwortete das Schiff. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
    »Unwichtig«, zischte sein Besucher. »Hör zu: Heute Nacht wird dein Pilot an Bord kommen. Das Magnetfeld, das dich am Boden hält, wird zu diesem Zeitpunkt neutralisiert. Die Flotte im Orbit wird durch einen Computervirus in der Waffenleitzentrale lahmgelegt. Kein Schiff kann schießen oder manövrieren. Ihr habt fünfzehn Minuten Zeit, aus dem System zu verschwinden; so lange kann euch niemand verfolgen. Verstanden?«
    »Ja«, sagte Trigger, »und vielen Dank!«
    »Keine Ursache«, sagte der Soldat und verließ ihn leise.
    Sieh an, dachte Trigger, es gab also wieder Hoffnung. Selbst auf Kerian fand Clou in seiner Position noch Freunde. Aber warum diese Geheimhaltung? Es hatte ganz offensichtlich Probleme gegeben, und Trigger hoffte inständig, sein merkwürdiger Besucher hatte die Wahrheit gesagt.

*
    Der Abend brach herein.
    Die Tür zu dem Gefängnistrakt schwang auf, und der Sekretär des Hohen Lordrichters betrat den Korridor vor den gläsernen Zellen. Gaynor schlief, aber Taddox, Clou und Tonya sahen auf, als Sanderson zu Clous Zelle trat.
    Das ernste Gesicht des jungen Beamten gefiel ihm überhaupt nicht. Es ist so weit, dachte er frustriert. Vermutlich hatte der Scharfrichter schon sein Beil gewetzt …
    Sanderson öffnete die Tür zu Clous Zelle. Tonya hämmerte gegen die Scheibe. Gedämpft hörte er sie seinen Namen rufen.
    »Los jetzt, Gallagher«, sagte der junge Mann. »Nichts wie raus hier!«
    Clou zögerte. Sollte das etwa ein Befreiungsversuch sein? Er trat misstrauisch einen Schritt näher.
    »Worauf warten Sie? Dies ist nicht der Ort und die Zeit für Sie zum Sterben! Wir müssen gehen!« Der junge Mann sah nervös auf seine Uhr.
    »Woher der plötzliche Sinneswandel?« Clou war skeptisch. Vor Jahren war er einmal in eine ähnliche Situation geraten, die sich später als beinahe tödliche Falle entpuppt hatte.
    Sanderson seufzte. »Ich habe so was wie einen Nebenjob. Vertrauen Sie mir, Gallagher!«
    Clous Miene hellte sich auf. Jemand in Sandersons Position hatte sicherlich die Möglichkeit, ihn und Trigger von Kerian herunterzubringen.
    Und