Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
es praktischer, offiziell für tot gehalten zu werden«, führte Gaynor den Gedanken fort. »Oder hat Captain Gallagher Sie etwa gewaltsam daran gehindert, mit der Flotte Kontakt aufzunehmen?«
»Nein, Sir«, sagte Tonya leise, »das hat er nicht. Das war meine eigene Entscheidung.«
»Und diese Unterlagen hier? Sie wissen doch, dass gestohlene Beweisstücke nicht vor Gericht verwendet werden dürfen«, sagte Gaynor. Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Die Geschichte ist ja nicht völlig unglaubwürdig, aber Ihre ganzen Ermittlungen waren umsonst, wenn wir keine hundertprozentig wasserdichte Story auf die Reihe bekommen.«
Clous Blick wanderte in weite Ferne. »Angenommen, man hätte mir die Daten freiwillig gegeben …«, stellte er in den Raum.
»Wer?«, fragte Gaynor scharf.
»Ein anonymer Wohltäter«, sagte Clou und machte eine ausholende Handbewegung, »ein Informant, der die Wahrheit ans Licht bringen möchte, dabei aber anonym bleiben will.«
»… dann wären die Dateien vor Gericht zulässig«, vervollständigte Admiral Gaynor den Satz.
»Sir, wenn ich es recht bedenke – streng genommen war es auch so, dass mir die Diskette von jemandem zugespielt wurde, der starkes Interesse an der Aufklärung des Falles hat. Mit Rücksicht auf seinen Status innerhalb der Gesellschaft können wir zu diesem frühen Zeitpunkt der Ermittlungen seinen Namen nicht bekannt geben«, sagte der Söldner mit einem scheinheiligen Grinsen.
»Na schön«, der Admiral schmunzelte, »wir kommen unserem Ziel schon ein wenig näher. So viel zur Herkunft der Beweismittel. Uns fehlt nur noch eine Begründung für Admiral Delannes unerlaubte Abwesenheit von der Flotte.«
Tonyas Augen blitzten auf. »Ich habe mich selbst nach dem Verlust meines Schiffes damit beauftragt, Captain Gallagher zurück nach Kerian zu bringen. Ich habe Funkstille bewahrt, weil derjenige, der die Effegon zerstört hatte, noch in der Nähe hätte sein können. Auf dem Weg hierher sind uns schließlich die Beweise zugespielt worden, die Gallagher entlasteten.«
Clou und Gaynor wechselten einen nachdenklichen Blick. Allmählich entstand eine Geschichte, mit der sie vor Gericht durchkommen konnten.
*
Während Trigger im militärischen Sektor des Raumhafens von Kerian vorübergehend unter Quarantäne gestellt wurde, nahm ein kleines Shuttle Kurs auf den Amtssitz des Hohen Lordrichters von Kerian. An Bord der Fähre waren neben Admiral Gaynor auch sein Adjutant Taddox sowie Clou und Tonya.
»Wir haben über Ihre Gefangennahme eine absolute Nachrichtensperre verhängt. Admiral Delanne wird nach wie vor als gefallen geführt«, raunte Taddox Clou zu.
Der Söldner nickte. Das konnte ihm nur recht sein: Es gab genug Kopfgeldjäger, die sich wie hungrige Geier auf ihn stürzen würden, wenn sie seinen genauen Aufenthaltsort kannten.
Andererseits barg die Nachrichtensperre natürlich die Gefahr, dass er auf Nimmerwiedersehen hinter Kerkermauern verschwand, wenn die Kerianer das Ansehen des großen Kriegshelden Weldrak bewahren wollten. Es lag nun an Gaynor, die Verhandlungen in Clous Interesse zu führen, um diesen Fall zu verhindern.
Der Gleiter flog, von zwei Kampffliegern der planetaren Luftwaffe eskortiert, zu einem prächtigen Palast im Zentrum der Stadt. Es war nicht die Residenz des Königs, erkannte Clou. Er fragte Tonya, ob sie das Gebäude kenne.
»Das ist das Schloss des Hohen Lordrichters«, flüsterte sie ehrfürchtig.
Clou pfiff anerkennend durch die Zähne. Der Hohe Lordrichter war der höchste innenpolitische Beamte des Königs, sein Bruder und engster Berater. Eine Vorladung beim Hohen Lordrichter war so gut wie eine Audienz bei König Vandrow persönlich. Jedenfalls würde sein Fall von jemandem behandelt, der kompetent genug war, Weldraks Intrige als solche zu erkennen. Seine schlimmste Befürchtung war gewesen, an einen übereifrigen jungen Richter zu kommen, der im Interesse seiner eigenen baldigen Beförderung scharf darauf war, Clou vor die Wand zu stellen, ohne auch nur einen Blick auf die zusammengetragenen Beweise zu werfen. Nun aber, mit der Fürsprache des Admirals und den Unterlagen über Weldraks unerlaubte Geldtransfers war er relativ siegessicher. Dies war endlich mal wieder eine Schlacht, die er gewinnen konnte.
Der Gleiter landete im Garten des Palastes. Die beiden Flugzeuge drehten noch eine Runde über dem Hof und flogen dann in Richtung des Raumhafens davon. Clou, Tonya und die Offiziere stiegen aus und wurden vom
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