Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
Uniformjacke glatt und fuhr sich mit der Hand fahrig durch das dünner werdende braune Haar.
Es erfüllte ihn mit tiefer Genugtuung, dass sich Clou Gallagher freiwillig gestellt hatte. Er verstand zwar nicht, dass Gallagher ausgerechnet ihn persönlich zu sprechen verlangt hatte, aber was zählte, war, dass er jetzt endlich wegen seines Diebstahls und der ehrlosen Fahnenflucht verurteilt werden würde.
Die Tür zur Empfangshalle öffnete sich, und Clou Gallagher stand vor ihm, flankiert von zehn schwer bewaffneten Marinesoldaten.
Er trug Teile einer Uniform der kerianischen Marineinfanterie, darüber eine ärmellose schwarze Lederweste, deren zurückgeschlagene Kapuze mit Fell eingefasst war. Er hielt die Hände über den Kopf erhoben und sah die bewaffneten Männer freundlich lächelnd an. Dann trat er beiseite, und Admiral Gaynor erblickte eine hübsche junge Frau, die er trotz ihrer modischen Zivilkleidung und der unvorschriftsmäßigen Länge ihres blonden Haares sofort erkannte.
»Admiral Delanne!«, rief er überrascht. Man hatte sie doch für tot gehalten, als ihr Schiff im Orbit um Drusa in einer Reaktorexplosion vernichtet worden war. Die junge Frau war mit der Effegon auf der Suche nach Gallagher gewesen. Offensichtlich hatte sie ihn gefunden.
»Wie Sie sehen«, sagte Clou stolz und legte den Arm um die Taille der jungen Frau. Gaynor blinzelte irritiert.
»Ich denke, wir sollten uns ein wenig über das hier unterhalten«, sagte Tonya lächelnd und reichte dem Admiral eine kleine Computerdiskette mit dem Dienstsiegel der kerianischen Flotte.
*
Clou nippte vorsichtig an seinem Brandy. Es hatte etwas für sich, dachte er amüsiert, in Begleitung eines Admirals zu reisen. Wäre er allein von der kerianischen Flotte aufgegriffen worden, hätte man ihn vermutlich in einer finsteren Zelle im Kiel des Schiffes bei Wasser und Brot angekettet.
Nun saßen er und Tonya zusammen mit Gaynor in dessen privatem Apartment im Offizierskasino und legten ihm die Fakten vor, die sie gesammelt hatten.
»Sie waren also nicht der Dieb«, stellte der Admiral verblüfft fest.
»Captain Gallagher hatte gar keinen Zugang zum Hochsicherheitstrakt des Flaggschiffes. Das Geld ist ja nicht einfach gestohlen, sondern raffiniert unterschlagen worden, und den Verbleib der Summe finden Sie in diesen Unterlagen«, erklärte Tonya und deutete auf die Diskette, die vor Gaynor auf dem Tisch lag.
»Diese Dokumente sind von Weldrak ausgestellt worden. Er selbst hatte das Geld beiseitegeschafft«, fuhr sie fort.
»Leider hat der Ärmste ja keine Freude mehr an seinem Schatz gehabt. War sicher ein herber Verlust für die Flotte«, sagte Clou mit theatralischem Bedauern.
Tonya griff nach seiner Hand. Sie wartete ab, was der Admiral als Nächstes tun würde.
Gaynor schwieg. Nach einer Weile sah er kurz auf, legte die Diskette in das Laufwerk des Computers neben sich und rief die Dateien auf, die Clou ihm nannte. Nachdenklich vertiefte er sich in die Materie. Allmählich schien er das ganze Ausmaß der Intrige, der Gallagher beinahe zum Opfer gefallen war, zu verstehen. Clou konnte nur hoffen, dass Gaynor nicht so fanatisch war, Weldraks Ansehen um jeden Preis retten zu wollen.
Gaynor sah Clou und Tonya lange nachdenklich an.
»Ich glaube Ihnen«, sagte er plötzlich in die gespannte Stille hinein, so laut, dass Tonya zusammenzuckte.
»Ich habe aber noch ein paar Fragen«, fügte er hinzu, »an Sie vor allem, Admiral Delanne.«
»Bitte. Fragen Sie.«
»Sie waren offensichtlich nicht an Bord, als die Effegon über Drusa explodierte. Wo waren Sie dann?«
»Auf der Planetenoberfläche. Ich leitete eine Kommandoeinheit, die Captain Gallagher verhaftete. Ein Offizier meiner Besatzung meuterte jedoch, der Shuttle wurde zerstört, meine Leute kamen in den Flammen um. Captain Gallagher rettete mir das Leben. Wir kamen überein, zur Effegon zurückzukehren, fanden diese aber nur noch als Wrack vor«, erklärte Tonya ihre Rettung.
»Und Sie fühlten sich nicht zufällig verpflichtet, sich unter Angabe Ihrer Dienstnummer bei dem Standortkommandanten auf Drusa zu melden?« hakte Gaynor nach.
»Ich … war emotional von den Ereignissen sehr mitgenommen«, sagte Tonya langsam.
»Sie haben sich in Gallagher verliebt und wollten bei ihm bleiben«, soufflierte Gaynor.
Clou warf Tonya einen fragenden Blick zu.
Sie wurde rot. »So in etwa.«
»Selbstverständlich haben Sie ihm geglaubt, als er seine Unschuld beteuerte. Um Beweise zu sammeln, war
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