Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
ist er wieder etwas beweglicher.«
»Nein«, hauchte Weldrak entsetzt.
»Doch«, versicherte Clou. Teska und Jovey schmunzelten schadenfroh. Clou zog seinen Blaster und richtete ihn suchend in den Raum. Er fand, was er suchte, und feuerte drei Energiestöße in die Kommunikationskonsole des Hauses. Das kleine Terminal explodierte mit einem trockenen Knall und schleuderte einen Funkenregen durch die Wohnung. Clou steckte seinen Blaster wieder weg.
»Jetzt habt ihr unbegrenzt viel Zeit, euch mal richtig über die Ereignisse dieser Nacht auszusprechen.«
»Dvoria wird ausschließlich mir die Schuld geben«, protestierte Weldrak.
Clou nickte wissend. »Verständlich.«
Weldrak überlegte fieberhaft.
Der Gedanke, mit dem jähzornigen Hohen Lordrichter alleine auf der Insel zu sein, schien ihm überhaupt nicht zu behagen. »Gallagher, hören Sie«, bat er, »schaffen Sie Dvoria fort! Werfen Sie ihn meinetwegen in die See oder beseitigen Sie ihn sonst wie, ja?«
Er gestikulierte hilflos und warf Tonya einen flehenden Blick zu.
Clou ergriff Tonyas Arm und führte sie entschlossen nach draußen. »Mein lieber Antonin, ich danke dir für deine Kooperation. Viel Spaß mit deinem Gast. Lass uns gehen, Schatz.«
Weldrak starrte erschrocken von einem zum anderen. Jovey und Teska winkten ihre Männer zusammen. Der kleine Trupp setzte sich in Bewegung und verließ das Haus. Weldrak blieb allein zurück und blickte ängstlich zu Dvorias reglosem Körper hinüber, der ihn von der Terrasse her mit hassverzerrtem Gesicht ansah.
*
Am Horizont wurde das nächtliche Farbenspiel des Phlegäischen Nebels bereits vom Morgengrauen abgelöst.
»Sie fahren mit den Yachten zurück, und Jovey steuert das Luftschiff«, befahl Clou Teska. Der stämmige Teräer und acht von Mandochiras Leibwächtern gingen zum Strand hinab. Clou, Tonya, Jovey und der Rest des Kommandos klinkten die Enterkabel in kleine Seilwinden an ihrem Gurtgeschirr ein.
»Warten Sie!« Weldrak lief ihnen stolpernd nach.
Clou drehte sich um. »Was gibt's noch, mein Freund?«, fragte er scheinheilig. Er wusste natürlich genau, was Dvoria aus Weldrak machen würde, wenn sie die Insel verlassen hatten, und wie Weldrak sich fühlen musste. Er war immerhin noch ein paar Jahre älter als der Hohe Lordrichter, und die Zeit hinter dem Schreibtisch hatte den einst schneidigen Marineinfanteristen träge werden lassen.
»Dvoria wird mir die Schuld an dem geben, was Sie heute Nacht hier veranstaltet haben!«
»Und damit hat er gar nicht so unrecht«, stimmte Clou ihm zu.
»Er wird denken, ich hätte Ihnen alles gesagt …«
»Ach?«, machte Clou mit gespieltem Erstaunen in der Stimme. »Hast du das etwa nicht?«
»Kommen Sie schon«, Weldrak verlor allmählich die Beherrschung, »Sie wissen, was ich meine, Gallagher …«
Clou salutierte wortlos.
Für ihn war die Angelegenheit erledigt. Surrend setzte sich der kleine Motor an seinem Gürtel in Bewegung und zog ihn an seinem Enterkabel hoch. Tonya tat es ihm gleich, und nach wenigen Sekunden war Weldrak mit Dvoria auf der Insel alleine.
*
Teska war von dem Boot des Hohen Lordrichters begeistert. Die Kabinen der fünfundzwanzig Meter langen Yacht waren mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet, darunter drei Badezimmer, eine geräumige Kombüse und ein Wohnzimmer, dessen Prunkstück ein schimmernder Flügel aus Kristallglas war.
Teska setzte sich an das Instrument und schlug einige der Bernsteintasten vorsichtig an. Der glockenhelle Klang des Flügels beruhigte seine Nerven, die nach der letzten Nacht noch immer angespannt waren.
Er verdrängte den Gedanken an die erschossene Frau des Admirals und dessen Butler, so gut er konnte, und ließ sich von der Musik davontragen.
Teskas Fingerkuppen zauberten eine romantische Melodie, die von einem dramatischen Unterton durchdrungen war und plötzlich ins Aggressive umschlug. Immer schneller spielte Teska, bis er schließlich regelrecht auf die Tasten einhämmerte.
*
Clou stand am Bug der Plattform und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Dreihundert Meter unter ihm pflügten die beiden Yachten Seite an Seite durch die See von Hokata. Er lehnte sich ein wenig vor, um die Boote besser sehen zu können.
»Was verloren?«, fragte Tonya hinter ihm. Clou drehte sich zu ihr herum und zog sie an sich.
»Im Gegenteil«, sagte er. Er legte die Stirn auf ihre Schulter und gähnte heimlich. Die Umstellung auf die Ortszeit war ihm noch nicht ganz gelungen.
Tonya überlegte sich
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