Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
vier.
»Keinen Ton«, warnte sie scharf, »wenn Sie weiterleben wollen.«
Der Mann saß kerzengerade auf einer Munitionskiste und starrte sie mit offenem Mund an. Langsam hob er die Arme und legte die Hände auf den Kopf. Jana bemerkte durch das Nachtsichtgerät, dass der Mann nicht nur unbewaffnet war, er trug auch nicht die Uniform der Dark Sharks. Hatte sie sich etwa einen Zivilisten als Geisel ausgesucht?
»Wer zum Teufel sind Sie? Sie sind kein Kerianer«, zischte sie.
»SNA«, flüsterte er zurück, »mein Name ist Faulckner. Sie machen einen Fehler.«
»Das wird sich zeigen«, sagte Jana finster. Sie zeigte mit der Waffe in Richtung der Stadt. »Kommen Sie. Wir können hier nicht bleiben.«
»Äh, das geht nicht«, sagte Faulckner, »ich habe hier einen Job zu tun.«
»Ich auch«, entgegnete Jana. »Los!«
»Hören Sie, wer immer Sie sind …«
»Major Sverd, Legion Pegasus. Können wir jetzt endlich gehen?«
Faulckner blieb noch immer sitzen. »Major Sverd, ich glaube wirklich nicht, dass das eine gute Idee ist. Ihr Boss und mein Boss haben einen Vertrag miteinander, Sie wissen schon …«
»Bilaterale Kooperation«, nickte Jana. »Ja, kenn ich. Die Betonung liegt auf ›bilateral‹, Mister Faulckner. Sie müssen auch mir helfen und ich brauche Sie nun einmal.«
*
»Das glaub ich ja gar nicht«, sagte Tonya und blieb wie versteinert in der Tür stehen. »Major, da draußen laufen Hunderte von Dark Sharks herum und sie bringen ausgerechnet einen SNA-Reporter an?«
»Hallo, Captain Delanne«, sagte Faulckner und lächelte müde, »das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.«
Jana Sverd zog einen Stuhl heran und bedeutete Faulckner mit der Bewegung ihrer Pistole, sich zu setzen. »Ich hatte nicht viel Auswahl«, sagte sie finster.
»Sagen Sie, Major Sverd«, sagte Faulckner und massierte sich seine klamm gewordenen Finger, »warum schleichen Sie mitten in der Nacht durch feindliche Linien, um eine Geisel zu nehmen, wenn Sie doch die ganze Zeit eine kerianische Offizierin hier bei sich haben?«
»Captain Delanne ist kein Dark Shark«, wandte Jana ein, »ich wollte einen von denen haben, um Admiral Boros eine klare Nachricht zu übermitteln.«
»Sie ist vielleicht kein Dark Shark, aber sie ist ein ehemaliger Admiral«, sagte Faulckner, »degradiert wegen Befehlsverweigerung, Fahnenflucht und einiger anderer unerfreulicher Dinge. Erzählen Sie’s ihr, Delanne.«
Janas Blick wanderte zu Tonya. »Ist das wahr oder fantasiert er nur?«
Tonya zuckte mit den Achseln. »Das Einzige, was mich damals vor dem Kriegsgericht gerettet hat, war meine aktive Teilnahme an der Aufklärung eines Verbrechens während meiner Zeit im Untergrund.«
»Sie haben vergessen zu erwähnen, dass Sie die Adjutantin von Admiral Boros sind«, ergänzte Faulckner hilfsbereit.
Jana öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Tonya winkte ab. »Ich habe unter Admiral Boros eine Kommandoeinheit auf Drusa befehligt, das ist alles. Ich habe nicht besonders viel Kontakt mit ihm. Mich als Geisel zu nehmen, würde ihn nicht beeindrucken.«
»Ja«, sagte Faulckner spöttisch, »dafür bin ich ja da.«
»Der Reporter könnte uns in der Tat nützlich sein«, sagte Dack und trat aus dem Schatten einer Kommunikationskonsole hervor, die provisorisch in der Mitte des Ratsgebäudes errichtet worden war. »Es wird Zeit, dass sich Bulsara in der Presse zu Wort meldet.«
*
Admiral Tomis Boros gähnte verhalten. Er war inzwischen seit fast dreißig Stunden auf den Beinen und nur hohe Dosen von Koffeinkonzentraten hielten ihn noch wach. Er war halt nicht mehr der Jüngste, dachte er bitter.
»Sir?« Lieutenant Lormal, sein Adjutant, trat neben ihn. Außer dem Admiral, Lieutenant Lormal und vier anderen Offizieren war die Brücke des mächtigen Zerstörers »Kerians Wille« leer. Nach der an Bord geltenden Zeit war es drei Uhr nachts.
»Lormal?« Admiral Boros lächelte müde. »So spät noch auf, junger Freund?«
Lormal nickte. Boros sah, dass auch der junge Mann ein Gähnen unterdrückte. »Ich habe Nachtwache in der Kommunikation«, sagte Lormal und deutete mit dem Daumen über seine Schulter auf die schwach beleuchtete Konsole hinter ihm.
»Und?« Boros drehte seinen Kommandosessel halb zu ihm herum. »Haben Sie ein Problem, bei dem Sie meine Hilfe brauchen?«
»Ich denke, ich habe etwas entdeckt, was Ihre Aufmerksamkeit wert sein könnte«, sagte Lormal vorsichtig. »Ein Funksignal von der Oberfläche von Bulsara.«
»So?« Boros
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