Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
bin hier, um diese Krise zu beenden, ehe daraus ein richtiger Krieg wird.«
Dack faltete knirschend seine großen, schweren Hände. »Was schlagen Sie vor, Admiral?«
»Ich habe inzwischen Gelegenheit gehabt, das Problem von allen Seiten zu betrachten«, sagte Tonya. »Ich habe eine Weile mit Ihnen, Sheriff, auf diesem Planeten verbracht. Ich habe den Standpunkt der Terraner kennengelernt und anschließend die Meinung des kerianischen Königs sowie die meines Vorgängers, Admiral Boros. Darüber hinaus habe ich noch meine eigene Meinung. Ich traue mir also zu, mit Ihnen allen einen Kompromiss zu erarbeiten, der für alle Parteien tragbar ist.«
»Mit welcher Autorität handeln Sie, Admiral?«, fragte Colmorgen. »Ich meine, woher weiß ich, dass sich die Kerianer an das halten, was Sie uns versprechen?«
Tonya zuckte mit den Achseln. »Der König ist tot, der Thronfolger wird vermisst, die Ministerien für Innere Angelegenheiten und Verteidigung arbeiten nur noch mit einer Handvoll unerfahrener Bürokraten. Ohne eingebildet klingen zu wollen, aber als ranghöchste Offizierin der königlichen kerianischen Flotte bin ich die beste Repräsentantin für meine Nation, die Sie finden können.«
»Fühlen Sie sich de facto als Staatsoberhaupt?«, hakte Colmorgen nach.
Tonya stutzte. Tat sie das? Konnte sie sich das wirklich anmaßen? Sie befehligte den Großteil der kerianischen Sternenflotte, konnte sich also ohne Weiteres zum Warlord aufschwingen und eine eigene Regierung ausrufen, ohne jemandem Rechenschaft schuldig zu sein … Die geballte Feuerkraft ihrer Schiffe gab ihr einen entscheidenden Vorteil … Sie schüttelte den Kopf und verbannte die Vision aus ihren Gedanken. »Nein, Admiral. Ich sehe mich eher als eine Art Nachlassverwalterin. Ich bin keine Politikerin und ich strebe nicht nach dem Thron. Ich will nur Ordnung in meinem Land halten, bis es wieder eine legitime Regierung gibt.«
»Danke, Admiral.« Colmorgen schien aufrichtig beeindruckt zu sein.
»Ich war und bin der Meinung, dass die Bewohner von Bulsara IV sich in den letzten Jahrhunderten das Recht, über sich selbst zu bestimmen, hart erkämpft haben. Die Tatsache, dass die Nachfahren der Kolonisten überhaupt ohne fremde Hilfe überlebt haben, zeichnet sie aus. Wenn eine Zivilisation sich so lange unabhängig entwickelt hat, käme die Durchsetzung zweifelhafter Besitzansprüche einer Annexion gleich. Dies betrifft sowohl die Erdregierung als auch das Kö… – als auch Kerian.« Tonya fiel mitten im Satz ein, dass Kerian eigentlich kein Königreich mehr war.
»Reden Sie weiter«, forderte Colmorgen sie auf.
»Meiner Meinung nach sollte man Bulsara seine hart erkämpfte Selbständigkeit zugestehen. Die Investitionen, die die damaligen Geldgeber von der Erde in diese Kolonie gesteckt hatten, sollten natürlich in einem noch zu bestimmenden Umfang verzinst werden. Gleiches gilt für Kerian; da Bulsara über keine eigenen Streitkräfte verfügt und ohnehin auf der kerianischen Seite der Grenze liegt, könnte man einen Vertrag mit der zukünftigen kerianischen Regierung schließen, der die Bereitstellung von Polizeikräften und Raumschiffen vorsieht. Gegen eine eventuelle Bezahlung, versteht sich.«
»Was wird aus uns Drobarianern?«, fragte Kuradora. Kerachera schwenkte seine Kamera zu dem drobarianischen Kommandanten herum.
»Die Kosten für die Expedition Ihrer Flotte in diesen Sektor werden Ihnen erstattet. Außerdem werden Sie – wie alle anderen Investoren auch – an den Erträgen beteiligt, die Ihre Entwicklungshilfe auf Bulsara erwirtschaftet«, schlug Tonya vor.
»Bulsara ist arm, Admiral«, wandte Dack ein. »Wovon sollen wir das alles bezahlen?«
»Ich rede nicht in absoluten Zahlen«, sagte Tonya schnell. »Ich weiß, dass es eine Weile dauern wird, bis Bulsara die letzten vierhundert Jahre aufgeholt hat. Was halten Sie von einem Prozentsatz, der auf alle Exporte erhoben wird, die Bulsara in den nächsten einhundert Jahren ausführt? Dieses Geld könnte in einem Pool gesammelt werden, welcher dann anteilsmäßig an die Gläubiger ausgeschüttet wird.«
Eine Weile sagte niemand etwas.
»Die Idee ist absurd«, murmelte Dolores Colmorgen dann.
Kuradoras Zähne klickten aufeinander. »Sie ist vernünftiger, als sich für diesen Planeten noch ein paar Schlachten zu liefern. Bei allem Respekt, Sheriff …«
Dack nickte verständnisvoll. Er sah in die Gesichter aller Anwesenden, wobei er auch die Reporter einschloss, und sagte
Weitere Kostenlose Bücher