Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
angesetzt, mein Freund.«
»Gallagher?« Der König wurde blass.
Clou verstand die Welt nicht mehr. Was zum Teufel tat Evan denn da? Wollte er jetzt alles vermasseln? Er kämpfte die in ihm hochsteigende Panik zurück und zwang sich, weiter geduldig zuzuhören.
»Genau. Clou Gallagher. Ich wollte nur, dass Sie wissen, dass Sie nicht mehr lange zu leben haben«, O’Reilly setzte ein teuflisches Grinsen auf. Clou vermutete, dass O’Reilly betrunken war.
»Gallagher wird diesen Planeten nicht lebend verlassen«, zischte Vandrow hasserfüllt.
O’Reilly winkte lässig ab. »Das muss er ja auch gar nicht. Wenn er zurückkommt, ist er ein Held. Wenn er nicht zurückkommt, ist er eben ein Märtyrer. Was soll’s? Ist doch vollkommen egal.«
»Der Gedanke ist ihm vielleicht auch schon gekommen«, wandte Vandrow höhnisch ein. »Ihr sogenannter bester Mann hat sich vielleicht schon längst abgesetzt.«
»Das kann er gar nicht«, sagte O’Reilly und prostete dem König über Zeit und Raum hinweg mit einem Whiskyglas zu. »Wir haben seine Tochter als Geisel, wissen Sie …«
Clou sah rot.
Er richtete die Läufe seines Hochleistungsgewehrs auf das Bild des truskonischen Präsidenten und zog den Abzug durch, bis seine Finger schmerzten.
Kapitel 11: Der Unfall
Das Wecksignal schrillte erneut, diesmal lauter und beharrlicher. Tonyas Fuß schob sich unter der Bettdecke hervor, trat nach dem Wecker, verfehlte ihn und traf statt dessen die Wand der Kabine. Eine Zehe knackte. Aus den Kissen am anderen Ende des Bettes hörte man einen Fluch, während der lädierte Fuß ruckartig wieder unter der Bettdecke verschwand.
Das Wecksignal schrillte ein drittes Mal.
Tonya richtete sich ruckartig auf und sah aus rot unterlaufenen Augen auf die Wanduhr.
Null-zwo-null-vier Bordzeit?
War sie nicht gerade eben erst ins Bett gegangen, nach der langen und unerfreulichen Besprechung mit dem König? War es wirklich erst eineinhalb Stunden her, dass sie das Kommando über die kerianische Flotte erhalten hatte – verbunden mit der Auflage, in der Bulsara-Frage hart durchzugreifen, um sich für die bevorstehende Trusko-Offensive einen Namen zu machen?
Scheiße …
Allmählich sickerte in ihr schlafumnebeltes Bewusstsein, dass es nicht der Wecker war, den sie hörte. Vielmehr war es die Kommunikationskonsole, die unablässig klingelte.
»Ihr könnt mich doch alle mal …«, nuschelte sie und schälte sich aus der Bettdecke.
Tonya streifte ihre Uniformjacke über ihren nackten Körper und setzte sich vor die Konsole. »Wer wagt es …?«
Der Bildschirm wurde hell.
»Hallo, Admiral«, sagte Faulckner. »Die Uniform steht Ihnen gut.«
»Faulckner.« Tonya unterdrückte ein Gähnen. »Was wollen Sie?«
»Darf ich kurz zu Ihnen raufkommen? Ich muss Ihnen was zeigen. Es ist wichtig.«
»Faulckner«, Tonya sah ihn ungläubig an, »soll das der Versuch einer Anmache sein? Es ist zwei Uhr morgens, ich habe seit fast achtundvierzig Stunden nicht mehr geschlafen und sie wollen zu mir ins Zimmer kommen? Ich glaube nicht, dass uns das viel Spaß machen würde.«
Faulckner überhörte ihren Protest. »Um Ihre Worte zu zitieren – haben Sie in letzter Zeit die SNA-Nachrichten gesehen?«
Tonya wurde eine Spur wacher. »Was?«
»Die Nachrichten«, drängte Faulckner, »jetzt sofort!«
Tonya murmelte eine Verwünschung und suchte auf dem Nebenmonitor den SNA-Kanal.
»… Die Hintergründe des Attentats sind noch völlig unklar«, hörte sie die junge Reporterin sagen, die von den Bilduntertiteln als April Giohana, Sonderberichterstatterin von Kerian, identifiziert wurde.
Tonya war schlagartig wach. Ein Anschlag? Auf Kerian?
Diese Gebäude da im Hintergrund …
Tonyas Magen krampfte sich zusammen.
»Bisher hat sich keine der bekannten oppositionellen Gruppen zu dem Attentat bekannt. Insider gehen jedoch davon aus, dass es sich um das Werk der truskonischen Kommandoeinheit handelt, die auch für den Anschlag auf das Royal Plaza Hotel verantwortlich gemacht wird.«
Tonyas Augen hingen wie gebannt an den Lippen der Reporterin. Um besser sehen zu können, schaltete sie die Nachrichten auf den größeren Hauptbildschirm. Faulckners Anruf wurde auf den Nebenmonitor umgeleitet.
»Ungeklärt ist auch bisher, wie es dem Attentäter gelang, in den Palast einzudringen. Die Polizei schließt die Möglichkeit nicht aus, dass die Schrapnellbomben, die das Arbeitszimmer des Königs verwüsteten und den König sowie einen Hausangestellten töteten,
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