Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
königlichen Palastes gesehen haben. Falls Gallagher und Kalanis tatsächlich zusammengearbeitet haben, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen, dass es sich bei den beiden Toten, die zur Stunde noch geborgen werden, um eben diese Personen handelt: Lev Kalanis und General Clou Gallagher.«
*
Debi Gallagher saß in der leeren Kantine im Regierungsgebäude von Amyam und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Sie fühlte sich elend, müde und allein. Mit jeder Stunde, die verstrich, schwand ihre Hoffnung, Becky oder Clou jemals wiederzusehen.
Sie und Jack Dietrich hatten die Spur von Beckys Entführer schon vor Tagen verloren. O’Reillys Anweisung, diesen Sethos nicht an Ort und Stelle zu verhaften, hatte sich fatal auf ihre Ermittlungen ausgewirkt. Weder hatten sie Becky befreien können noch hatte Sethos sie zu seinen Hintermännern geführt. Debi hatte O’Reillys Befehle zuerst mit Unglauben, danach mit Empörung und zuletzt mit offener Kritik entgegengenommen. Inzwischen war ihr Trotz in Verzweiflung umgeschlagen.
Und nun noch das mit Clou …
Erst hatte er sich tagelang nicht mehr gemeldet und sie mit ihren Problemen allein gelassen und nun erfuhr sie aus den Nachrichten, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit bei einem Verkehrsunfall mit einem teräischen Kriminellen tödlich verunglückt war.
Jack Dietrich öffnete leise die Tür und betrat die Kantine. Sie hörte seine Schritte auf den Fußbodenfliesen, sah aber nicht auf, als er näher kam.
Dietrich zog einen Stuhl heran, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf. Eine Weile schwiegen beide.
»Ich werde die beiden niemals wiedersehen«, sagte Debi leise.
»Das weißt du nicht«, sagte der ältere Mann mit ruhiger Stimme.
»Doch. Ich habe sie beide verloren. Beide durch irgendwelche verfluchten Teräer«, schnaubte sie. »Glaubst du, da besteht ein Zusammenhang?«
»Zwischen Sethos und Lev Kalanis?« Dietrich schüttelte den Kopf.
»War nur so ein Gedanke«, murmelte Debi. »Lev Kalanis war doch eigentlich Clous Tarnexistenz, oder nicht?«
»Sicher«, Dietrich nickte, »und Lev Kalanis alias Clou Gallagher ist erfolgreich von Kerian geflohen.«
Debi kämpfte die Tränen zurück. »Und welcher Lev Kalanis hat dann zur gleichen Zeit eine Hover-Limousine mit sich selbst und einem Menschen an Bord zu Schrott gefahren?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Dietrich. »Leider.«
Debi schniefte. »Ich habe das Gefühl«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme, »dass meine Familie einen viel zu hohen Preis für O’Reillys großartige Pläne zahlen muss.«
*
»In den Nachrichten haben sie gesagt, du wärest tot!« Raymon Cartier ließ den Korken aus dem Hals der Champagnerflasche an die Decke des Krankenzimmers fliegen. Teurer Champagner schäumte aus der Flasche und lief ihm über die Hände. »Schön, dich zu sehen, CeeGee!«
»Schon wieder?« Clou schlug die Decke zurück und schwang die Beine von der Bettkante. »Man kann der SNA einfach nicht glauben, was?«
Cartier nahm einen Schluck aus der Flasche und reichte sie Clou. »Auf dein Wohl, mein Freund. Was sind das für Sachen, die man da von Kerian hört? Wolltet Ihr mich deshalb nicht bei euch behalten? Ich habe das Gefühl, was verpasst zu haben …«
Clou nahm die Flasche und trank. Der Champagner war kalt und süßlich und prickelte angenehm im Mund. »Was soll gewesen sein? Der König geht auf meine Rechnung und Ota hat sich um den Prinzen und seine Frau gekümmert.«
»Und wer waren die beiden Toten in dem Hovercar? Es war in allen Nachrichten! Die SNA hat angedeutet, du und ein gewisser Lev Kalanis hättet bei dem Unfall eure Eingeweide verloren. Da du aber hier bist, nehme ich an, dass du dieser Verrückte warst, der sich kurz vorher mit der kerianischen Flugsicherung eine wilde Verfolgungsjagd über den Dächern der Hauptstadt geleistet hat?«
»Es war keine wilde Verfolgungsjagd«, protestierte Clou, »glaub doch nicht diesen Sensationsreportern! Es war nur ein Ausweichmanöver, weil mich ein paar Streifenpolizisten beim Start behindert haben.«
Cartier nahm wieder die Flasche in Empfang. »Ich glaube, die viertausend Touristen an Bord der
Hokata Sun Queen
sehen das etwas anders.«
»Möglich.« Clou betastete prüfend seine Beine. Seine Knie und Knöchel hatten bei seinem halsbrecherischen Flug gelitten; kurz vor der Landung waren die Trägheitsdämpfer seines Schiffes ausgefallen und seine Gelenke waren bei der harten Landung ein wenig in Mitleidenschaft gezogen
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