Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
von außen in den Palast geschleudert oder geschossen wurden.«
Der König war tot?
Der König …
Tonya schluckte hart. Sie hatte Mühe, ihre Gedanken zu ordnen.
»Sieht aus, als würde unser gemeinsamer Freund jetzt erst richtig loslegen«, bemerkte Faulckner trocken.
Tonya blinzelte. »Wer?«
»Gallagher.«
*
»Die Kerianer trauern«, sagte der teräische Priester. Aus den tiefen Schatten, die seine Kapuze warf, hörte man ein leises Kichern.
Der Kopfgeldjäger, der in Shtoghra unter dem Namen Lev Kalanis ein und aus ging, nickte. »Was meinen Sie, wie lange es dauert, bis man die Leichen findet?«
Der Priester wiegte den Kopf hin und her. »Schwer zu sagen. Irgendwann wird man nachsehen, wo Prinz Felder und seine Frau bleiben. Man wird die Tür zu den Schlafgemächern des Prinzen öffnen. Dann wird man sie finden. Es wird so aussehen, als ob der Prinz und die Prinzessin eine Überdosis Aphrodisiaka genommen haben und beim Vollzug der ehelichen Pflichten überraschend dahingeschieden sind. Natürlich«, ergänzte er mit einem heiteren Kichern, »wird man das so nicht bekannt geben, aus Pietätsgründen. Man wird eine offizielle Coverstory entwickeln. Aber es ist möglich, dass irgendjemand der Regenbogenpresse Fotos und einen Amateurfilm zuspielt …«
Lev Kalanis alias Clou Gallagher lächelte müde. »Sie haben einen kranken Humor, Commander.«
»Und eine Schwäche für theatralische Momente«, ergänzte ›Mad‹ Ota Jedrell.
Clou schüttelte mit gespielter Bestürzung den Kopf. Jedrell war also ebenfalls in der vergangenen Nacht nicht untätig gewesen. Wie er es geschafft hatte, das Ableben der königlichen Verwandtschaft so zu inszenieren, darüber schwieg er sich beharrlich aus. »Künstlergeheimnis«, hatte er gesagt, als Clou ihn gefragt hatte.
»Wie auch immer«, sagte Clou, »hier trennen sich unsere Wege, mein Freund.«
»Es ist an der Zeit, diese Welt zu verlassen … Ich meine, in einem Raumschiff, Sir!« Jedrell grinste unter seiner Verkleidung.
»Passen Sie auf sich auf«, Clou reichte ihm die Hand, »und wenn wir uns wiedersehen, nennen Sie mich Clou, okay?«
*
»Ich habe Sie hergebeten, weil ich Ihnen etwas zu sagen habe«, eröffnete Tonya die Besprechung.
Das Ratsgebäude von Bulsara war kalt, zugig und feucht. Trotzdem war dies der Ort, an dem Tonya zu Ende bringen wollte, was sie damals mit ihrem Hilferuf an die Flotte angefangen hatte.
Dolores Colmorgen, Kommandant Kuradora und Dack sahen sie erwartungsvoll an. Kerachera und Faulckner, die SNA-Repräsentanten, hatten ihre Kameras bereits so aufgebaut, dass sie den gesamten Raum im Bild hatten.
»Admiral, es ist erfreulich, dass die Kerianer beschlossen haben, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren«, sagte Dack, »und es ist besonders erfreulich, dass die neue kerianische Delegationsführerin jemand ist, der die Situation auf Bulsara IV aus erster Hand kennt.«
»Danke, Sheriff. Als Zeichen unseres guten Willens haben wir bereits die Crew der
Retaliation
wieder freigelassen«, Tonya sah Colmorgen fest in die Augen. Vergiss das jetzt nicht gleich wieder, ergänzte sie stumm.
Colmorgen deutete ein Lächeln an.
»Sie haben sicherlich bereits die Neuigkeiten von Kerian gehört«, fuhr Tonya fort. »König Vandrow ist ermordet worden, Prinz Felder ist derzeit unauffindbar. Die Regierung ist jetzt endgültig zusammengebrochen.«
Faulckner zoomte näher an sie heran. Ihm fiel zum wiederholten Male auf, wie hübsch Tonya wirklich war. Zumindest war sie um Lichtjahre fotogener als ihr Vorgänger, Admiral Boros. Allein schon deshalb würde Kerian in der Öffentlichkeit Punkte machen, dachte er.
»Der letzte Befehl, den der König meinem Vorgänger erteilt hat, ist vermutlich allen Anwesenden inzwischen bekannt«, Tonya sah an den Reaktionen der Konferenzteilnehmer, dass alle Beteiligten über eigene Dechiffriervorrichtungen verfügten, »umso mehr wird es Sie erstaunen, dass ich bisher keine Anstalten machte, ihn auszuführen.«
»Schwäche oder Vernunft?«, krächzte das schlecht gestimmte Translatormodul des drobarianischen Kommandanten.
Tonya seufzte. »Schwäche, wenn Sie so wollen. Oder das Wissen, dass uns der Tod der Menschen von Bulsara nichts nützt, sondern nur schadet.«
»Also Vernunft«, folgerte Kuradora.
Tonya lächelte höflich. Sie wollte das Tempo der Verhandlungen selbst bestimmen und es sich nicht von Kuradora oder den anderen diktieren lassen. »Ich bin nicht hier, um Krieg zu führen. Ich
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