Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
gut mitfühlen, was in ihrem symirusischen Pendant vorgehen musste. »Und die anderen?«
Tulan schüttelte langsam den Kopf. »Kastella, Teräis, alles ruhig. Der Geheimdienst hat die Informationen der Stellar News Agency bestätigt, dass auf Kastella mal wieder ein Machtwechsel bevorsteht. Angeblich ist ein Putschversuch gegen das dortige Regime bereits gescheitert. Wir versuchen, eine Bestätigung dieser Information zu bekommen. Kann aber noch dauern.«
»Danke. Rath?«
Rath Mors warf einen flüchtigen Blick auf sein Clipboard und schob es dann beiseite. Tonya wusste, dass der Innenminister gerne den Eindruck vermittelte, seine Zahlen und Statistiken scheinbar alle auswendig herunterbeten zu können, aber sie hatte ihn zum wiederholten Male dabei beobachtet, wie er seine Sprechpausen geschickt nutzte, um hin und wieder auf seine Unterlagen zu schauen.
»Um die innere Sicherheit unserer Nation steht es beruhigend gut«, sagte der dunkelhäutige Mann mit seiner tiefen Bassstimme und sah in die Runde, wobei er mit jedem der Anwesenden Blickkontakt suchte. »Die Kriminalitätsrate ist im vergangenen Jahr um die Hälfte gesunken. Die Arbeitslosigkeit beträgt zwischen drei und achteinhalb Prozent, je nach Welt. Spitzenreiter ist natürlich Kerian mit drei Prozent, das Schlusslicht bildet derzeit Drusa. Der Wiederaufbau der durch die Revolten der letzten drei Jahre in Mitleidenschaft gezogenen planetaren Volkswirtschaften ist in vollem Gange. Unter Beibehaltung der derzeitigen Steigerungsrate werden die Investitionen in etwa drei Jahren alle betroffenen Planeten auf Prä-Bürgerkriegsniveau angehoben haben, in einigen Fällen werden die lokalen Volkswirtschaften sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen.«
Mors lehnte sich zufrieden in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände über seinem beträchtlichen Bauch. »Neue Unabhängigkeitsbewegungen gibt es keine. Meine Verhandlungen mit den Monarchisten und den Bürgerrechtlern der Liberalen Front laufen zufriedenstellend. Alle Beteiligten sind sich einig, dass eine endgültige Entscheidung über unsere zukünftige Zusammenarbeit erst nach den Neuwahlen erfolgen sollte. Wenn die Berichterstattung der Stellar News Agency weniger destruktiv wäre, würden wir dieses Bild auch in der Öffentlichkeit besser vermitteln können.«
Diese verbale Ohrfeige galt dem Finanzminister, einem unscheinbaren Mann mittleren Alters namens Iljic Rajennko, der bis vor Kurzem als Redakteur in eben jener Nachrichtenagentur gearbeitet hatte. Rajennkos Amtsvorgänger war über einen Skandal gestrauchelt, den die SNA ans Tageslicht gebracht hatte, und der Direktor der Agentur hatte die junge Regierung unter starken Druck gesetzt, den von ihm vorgeschlagen Kandidaten als Ersatz zu akzeptieren. Rajennko hatte ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der kerianischen Universität vorzuweisen und war kerianischer Staatsbürger, also hatte Tonya zähneknirschend zugestimmt. Die Reibereien zwischen ihrer Regierung und der SNA hatten jedoch trotz Rajennkos Arbeit nicht nachgelassen.
Rajennko ließ sich nicht anmerken, ob ihn die letzte Bemerkung des Innenministers getroffen hatte. Wie alle anderen Kabinettsmitglieder hatte er nach seiner Berufung zum Minister seinen vorherigen Arbeitsplatz verlassen müssen. Vielleicht tat sie ihm ja unrecht, aber irgendwie wurde Tonya den Verdacht nicht los, dass Rajennko im Stillen noch immer für die SNA und gegen ihre Regierung arbeitete.
»Guten Morgen nochmals«, sagte Rajennko und lächelte breit, »leider habe ich aus meinem Ressort nicht ganz so gute Neuigkeiten zu berichten wie meine geschätzten Vorredner.«
Tonya unterdrückte ein Seufzen. In ihrem Budget klaffte ein Loch von etlichen Milliarden Astras, das war allen Anwesenden bereits bekannt. Beunruhigend war nur, dass das Defizit von Sitzung zu Sitzung größer zu werden schien. Rajennko persönlich konnte natürlich nichts dafür, aber seine Bestrebungen, den Haushalt in Ordnung zu bringen, waren bisher alles andere als von Erfolg gekrönt gewesen.
»Seit unserer letzten Sitzung hat sich das Defizit bei knapp zweihundert Milliarden Astras eingependelt«, sagte Rajennko und machte eine Pause, um die Zahl auf die Ministerrunde einwirken zu lassen. »Zweihundert Milliarden, von denen wir nur etwa die Hälfte durch drastische Einsparungsmaßnahmen bei unseren Ausgaben auffangen könnten.«
»Wir befinden uns noch im Wiederaufbau, Mister Rajennko«, erinnerte Tonya ihn. »Ich bezweifle, dass
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