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Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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Handtuch ab, das an einem rostigen Nagel im Türrahmen hing. Dann setzte er seinen Weg durch das Treppenhaus fort.
    Die Treppe endete in einer kleinen Kammer, von der aus man auf die Aussichtsplattform gelangte, die den höchsten Turm abschloss. Zwei tarsianische Soldaten in Paradeuniformen salutierten, als Clou schnaufend die letzten beiden Stufen mit einem großen Schritt nahm. Er blieb einen Moment lang stehen, die Fäuste in die Hüften gestemmt, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Herrlicher Tag, Sir«, sagte einer der jungen Soldaten.
    »Ja.« Clou sog die würzige Seeluft durch die Nase ein. »Prächtig.«
    Er gab dem zweiten Soldaten ein Handzeichen. Der Unteroffizier nickte und legte einen Schalter um. Aus den Lautsprechern, die an der Brüstung der Aussichtsplattform befestigt waren, donnerte eine heroisch klingende Fanfare. Clou atmete noch einmal tief durch und trat dann hinaus auf die Plattform.
    Im ersten Moment musste er, von der Sonne geblendet, die Augen zusammenkneifen. Von hier oben hatte er eine ausgezeichnete Sicht in alle Richtungen; auf die brennenden und sinkenden Schiffe, auf die grünen Hügel der Küstenlandschaft und auf die Stadt und die rund eine Million Zuschauer, die sich auf den Uferpromenaden von Tarsia versammelt hatten, um das Spektakel, welches sich vor dem Hafen abspielte, besser sehen zu können.
    Als Clou auf die Plattform trat, brandete von den öffentlichen Plätzen und Straßen unbeschreiblicher Jubel auf. Die Fanfaren, die gegen die Geräuschkulisse nicht mithalten konnten, verstummten. Clou legte die rechte Hand auf die steinerne, von Wind und Salz angefressene Brüstung, die den großen Balkon einrahmte. Mit der linken zog er eine münzgroße Megafondisk aus der Innentasche seiner Jacke und clippte sie sich an den Kragen.
    Er wartete, bis sich der Jubel der Menschenmenge etwas gelegt hatte, ehe er mit seiner Rede begann. »Verehrte Bürger von Tara«, sagte er würdevoll und seine Stimme wurde von der Membran der Megafondisk aufgefangen und in ein Netzwerk von Lautsprechern übertragen, welche in der ganzen Stadt verteilt worden waren. »Verehrte Gäste von unseren Nachbarplaneten«, er winkte der Tribüne am Hafenbecken zu, die von einem hiesigen Reiseveranstalter für eine Gruppe symirusischer Pauschaltouristen errichtet worden war, die ausschließlich für diesen Anlass nach Tarsia gekommen waren. »Ich bin Commodore Cathmor Powers, Kommandant der Hafenfestung von Tara. Ich bedanke mich im Namen meiner Crew für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe, Ihnen hat unsere Vorstellung gefallen.«
    Erneut brandete Applaus auf. Clou konnte in der Menge auch die schlaksigen Gestalten von drobarianischen Urlaubern sowie die gedrungenen Figuren von Drusaken ausmachen; bei den menschlichen Zuschauern konnte man nur mittels ihrer Kleidung abschätzen, von welchem Planeten sie stammten, aber Clou schätzte, dass mindestens je ein Drittel der Touristen von der Erde und von Kerian stammten. Tarsia war zu dieser Jahreszeit, da ein ungehindertes Manövrieren in der üblicherweise höchst instabilen Atmosphäre möglich war, ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner der benachbarten Planeten.
    »Sie wurden heute Zeugen einer bis ins kleinste Detail authentischen Darstellung der Schlacht um Karthago, wie sie sich vor exakt zweitausendsechshunderteinundsechzig Jahren auf der fernen Erde abgespielt hat«, fuhr Clou mit der Rede fort, die ein Historiker des tarsianischen Fremdenverkehrsamts für ihn formuliert hatte. Clou wusste zwar, dass bis auf das Datum der Rest des heutigen Showprogramms frei erfunden war und beispielsweise Karthago in der fraglichen Schlacht von den Feinden vernichtend geschlagen worden war, statt sich erfolgreich zu verteidigen, aber was machte das schon für einen Unterschied? Die Touristen, die Jahr für Jahr nach Tarsia strömten, um an jedem Tag der Saison die gleiche Seeschlacht dargeboten zu bekommen, kamen nun mal wegen der pyrotechnischen Effekte und nicht wegen der historischen Genauigkeit. »Der einzige Unterschied zu damals ist der, dass bei uns nicht Galeerensklaven und Matrosen ihr Leben lassen mussten, sondern Roboter, welche natürlich mit Rücksicht auf die Meeresverschmutzung geborgen und wieder einsatzbereit gemacht werden, damit sie morgen wieder ihren Dienst in unserer Flotte von stolzen Galeeren verrichten können«, beruhigte Clou die zartbesaiteten Gemüter im Publikum; besonders Kinder neigten dazu, sich von den Feuern und den Explosionen so faszinieren

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