Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
einer Hand langte sie nach der Fernbedienung für die Kommunikationskonsole, die an der gegenüberliegenden Wand in die Kacheln des Badezimmers eingelassen worden war. Der Hauptbildschirm erwachte zum Leben und zeigte für einen Moment das Emblem der Stellar News Agency. Das SNA-Logo wurde ausgeblendet und wich einem Interview, das eine junge blonde Reporterin mit Aver Kiergaard führte, dem selbsternannten Sprecher der kerianischen Monarchisten. Tonya fluchte leise, war aber zu müde, nach einem Sender mit einem unterhaltsameren Programm zu suchen.
Außerdem,
dachte sie zynisch,
muss ich ja morgen in der Kantine mitreden können, was unsere Gegenspieler so über uns denken.
»Die erneute Inthronisierung einer Königsfamilie ist natürlich mit gewissen Problemen verbunden«, warf die Reporterin ein, »zumal Prinz Dvoria damals aus der Thronfolge ausgeschlossen wurde und die nächsten Verwandten des letzten Königs zur gleichen Zeit wie er selbst ums Leben gekommen sind. Denken Sie daran, einen, sagen wir, entfernten Verwandten von König Vandrow auf den Thron zu heben?«
Die Kamera zeigte eine Nahaufnahme von Kiergaard. Tonya bemerkte, dass in der Wange des grauhaarigen, hageren Mannes ein Muskel zuckte. »Wer letztendlich auf dem Thron sitzt, steht im Moment nicht zur Diskussion«, sagte er langsam, »zunächst sollten wir festhalten, dass Kerian von den Tagen seiner Gründung an immer eine Monarchie gewesen ist. Es ging uns immer gut; besser zumindest als unseren Nachbarstaaten, die mit verschiedenen demokratischen und totalitären Systemen herumexperimentiert haben und daran kläglich gescheitert sind. Eine Monarchie mit einem verantwortungsbewussten Patriarchen ist noch immer die gesundeste Form gesellschaftlichen Zusammenlebens. Dieser Tradition stehen die Bestrebungen der Usurpatoren um Admiral Delanne entgegen, die in diesem Moment mit ihrer Anwesenheit den königlichen Palast besudeln und welche am liebsten unsere Nation in eine instabile Demokratie nach ihrem eigenen Strickmuster umwandeln möchten.«
»Bla, bla, bla«, machte Tonya gelangweilt und langte nach der Fernbedienung.
»Abgesehen davon, dass Sie eine andere Regierungsform favorisieren als die von der Interimsregierung angestrebte – was genau werfen Sie Admiral Delanne vor?«, fragte die SNA-Reporterin hartnäckig.
Stopp!
, dachte Tonya. Ihr Daumen schwebte über der Aus-Taste.
»Wir bezweifeln nicht nur ernsthaft, dass es sich bei Admiral Delannes Gruppe um eine legitime Regierung handelt«, sagte Kiergaard, »wir haben auch Beweise, dass die Regierung Delanne sich nicht an rechtsstaatliche Prinzipien hält. Zum einen ist mir zu Ohren gekommen, dass die Regierung angeblich plant, Staatseigentum zu privatisieren, um so die von ihr verursachten Schulden zu bezahlen. Da es sich um eine Interimsregierung handelt, die nur bis zur endgültigen Entscheidung über unsere zukünftige Staatsform im Amt bleiben will, halte ich diesen Weg für sehr fragwürdig. Admiral Delanne und ihre Handlanger sollten bestenfalls als Vermögensverwalter treuhänderisch aktiv sein und nicht das Vermächtnis unseres geliebten Königs demontieren. Man kann nicht verkaufen, was einem gar nicht gehört.«
»Da mögen Sie vielleicht recht haben«, räumte die Interviewerin ein, »aber wir sprechen hier über ein unbestätigtes Gerücht. Sie sagten, Sie hätten Beweise?«
»Das zweite Indiz ist viel aufschlussreicher«, sagte Kiergaard traurig, »es ist ein ganzes Jahr vergangen, ohne dass auch nur der geringste Fortschritt bei der Suche nach dem Mörder unseres geliebten Königs gemacht worden ist. Weder hat Admiral Delanne die Mitglieder des truskonischen Killerkommandos aufgespürt noch ist es ihr gelungen, die Mörder auch nur zu identifizieren. Meines Wissens besteht noch nicht mal ein Haftbefehl gegen den angeblichen Anführer des Teams, General Gallagher. Admiral Delanne muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Früchte erntet, welche die truskonischen Rebellen gepflanzt haben.«
»Und das heißt?«
»Das heißt, dass Admiral Delanne davon profitiert, dass die truskonischen Rebellen den König für sie beseitigt haben.« Kiergaard lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Hände. »Das ist meine ehrliche Meinung.«
»Sicher«, schnaubte Tonya wütend und beendete die Übertragung. Sie legte die Fernbedienung beiseite, schloss die Augen und versuchte, Kiergaard aus ihrem Kopf zu verbannen.
Es gelang ihr nicht.
Rajennkos Idee mit
Weitere Kostenlose Bücher