Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
stand mit zitternden Knien auf und klopfte sich den Sand aus den Kleidern. Seine Beine waren seit seinem letzten Aufenthalt auf Kerian nicht mehr das, was sie mal gewesen waren. Er hatte seinerzeit ernste Verletzungen davongetragen, die auch nach über einem Jahr noch immer nicht völlig verheilt waren. Belastungen wie diese durfte er sich nicht mehr öfter als unbedingt nötig zumuten.
»Alles in Ordnung. Nichts passiert«, versicherte er der staunenden Schar von abendlichen Spaziergängern, die sich im Nu um ihn versammelt hatte.
»Commodore Powers!« Aus der Menge trat eine junge Frau zu ihm, die Clou in Zivilkleidung fast nicht erkannt hätte.
»Guten Abend, Captain Digara«, sagte er und reichte ihr die Hand. »So spät noch unterwegs?«
Sie sah ihn prüfend an, während sich der Pulk wieder aufzulösen begann. »Ist Ihnen etwas zugestoßen, Sir? Bei allem schuldigen Respekt, Sir, Sie sehen schrecklich aus!«
Clou sah an sich herab. Die Brandspuren und Risse in seiner nassen Uniform und in seinem Gesicht zeugten von den Erlebnissen des Abends. »Begleiten Sie mich zur nächsten Polizeidienststelle, dann erzähle ich es Ihnen, Captain.«
Lianne Digara verabschiedete sich kurz von ihren Freundinnen, mit denen sie zusammen unterwegs gewesen war, und wandte sich dann wieder ihrem Vorgesetzten zu. »Das nächstgelegene Polizeirevier ist das unten an der Werft. Gehen wir.«
Clou und Captain Digara verließen die belebte Strandpromenade mit ihren Restaurants, Bars und Nachtschwärmern und schlugen den Weg hinab zu dem Teil des Hafens ein, in welchem die Werft von Tara lag. Hier wurden nachts die Galeeren und Roboter, die bei den täglichen Seeschlachten mit den Berilanern beschädigt oder gar versenkt worden waren, wieder repariert und einsatzfähig gemacht.
»Ich bin heute Abend nur knapp einem Attentat entkommen, Captain«, sagte Clou, als sie allein waren. »Unser Tourismusdirektor hatte allerdings weniger Glück.«
Digara starrte ihn entsetzt an. »Ist er tot?«
»Ja, leider. Irgendjemand hat das Feuer auf sein Luftschiff eröffnet und den Piloten und Nasho Wang getötet, als wir über den Wasserfällen kreisten. Kurz bevor wir abstürzten, konnte ich mich mit diesem Hovergurt nach draußen retten.« Clou deutete auf die Ledermontur, die er noch immer über seiner lädierten Uniform trug.
»Sie sind in die Wasserfälle gestürzt?«, fragte Digara ungläubig. »Gütiger Himmel …«
»Ich muss wohl einen Schutzengel haben«, sagte Clou achselzuckend.
»Aber der hat scheinbar jetzt Feierabend«, sagte eine Stimme hinter ihm.
Clou wirbelte herum, die Hand am Griff seines Blasters. Hinter ihm stand ein gelbhäutiger Drobarianer, dessen hochgewachsene, schlaksige Gestalt in wallende, schwarze Gewänder gehüllt war. Die Haltung des Wesens und seine kehlige Stimme strahlten eine finstere Entschlossenheit aus.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte Clou. Er ließ die Hand an seiner Waffe, ohne sie jedoch aus dem Holster zu ziehen.
»Sie«, sagte der Drobarianer kühl, »sind Clou Gallagher, General der Streitkräfte von Trusko VII.«
Captain Digara trat einen Schritt vor. »Sie irren sich. Dies ist Commodore Cathmor Powers, Befehlshaber der Hafenfestung von Tara, und nicht Clou Gallagher«, protestierte sie. Dann verstummte sie und sah Clou im fahlen Licht der Straßenbeleuchtung prüfend von der Seite an. Sie versuchte, sich ihn ohne den blonden, graumelierten Bart vorzustellen … Ein Ausdruck plötzlichen Wiedererkennens huschte über ihr hübsches Gesicht.
»Ich weiß, wen ich vor mir habe«, entgegnete der Drobarianer. Er zog die rechte Hand aus den Tiefen seiner schwarzen Robe hervor und Clou sah, dass die Faust in einem metallenen Handschuh steckte, welcher in einer gebogenen, rasiermesserscharfen Klinge endete. Clou hatte eine solche Waffe schon mehrmals gesehen; sie war Teil des gepanzerten Raumanzugs, den drobarianische Polizisten und Soldaten zu tragen pflegten. Zivilisten war der Besitz dieses Ausrüstungsgegenstandes unter Androhung der Todesstrafe untersagt.
Der Drobarianer richtete die Waffe drohend auf Clou. »Kommen Sie mit, oder wollen Sie es hier zu Ende bringen?«
»Wer schickt Sie?«, fragte Clou gelassen. »Mandochira? Die Symirusen? Die Daneber? Oder die Kerianer? Oder …«
Der Drobarianer ignorierte die Frage. »Kommen Sie jetzt mit?«
Digara kam Clou mit ihrer Antwort zuvor. »Mir scheint, Sie verkennen die Sachlage. Sie sind allein und wir sind zu zweit. Und wir sind
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