Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
das nur zu zweit packen … und dass man sich dabei menschlich näherkommt, ist ja kein Verbrechen. Dass man dich jetzt als Liebchen von einem notorischen Terroristen anprangert, macht mich ziemlich wütend, weißt du?«
»Danke, Ray.« Tonya setzte sich auf die Bettkante und deutete auf das Frühstückstablett. »Wenn du Kaffee möchtest, bedien dich. Ist aber sicher schon kalt geworden.«
»Schon gut. Ich habe da etwas, was dich interessieren wird«, sagte Cartier mit wichtiger Miene. Misstrauisch sah er sich in Tonyas Schlafzimmer um, ehe er weitersprach. »Ist die Suite eigentlich abhörsicher?«
Tonya strich mit den Fingern durch ihre zerzauste blonde Mähne. »Wenn das jetzt wieder eine von deinen abenteuerlichen Verschwörungstheorien ist, Ray …«
»Hör mir zu«, sagte er eindringlich und zog eine silberne Diskette aus der Jackentasche.
»Nein, du hörst mir zu. Ich bekomme heute Besuch vom neuen symirusischen Präsidenten und habe wirklich keine Zeit …«
»Nnallne? Sag ihm einen schönen Gruß und Glückwunsch zu seinem neuen Amt. Also, pass auf …«
»Du kennst Präsident Nnallne?« Tonya sah überrascht auf.
»Von früher, ja. Weswegen ich hier bin«, er drückte Tonya die Diskette in die Hand, »da hast du die Ergebnisse, die mein Anwalt und ich in der letzten Woche zusammengetragen haben. Tu damit, was du willst. Benutze die Informationen oder wirf sie in den Reißwolf, wenn dir danach ist. Aber sag hinterher nicht, du wärst nicht gewarnt worden!«
Tonya starrte die kleine silberne Scheibe finster an. »Mir gefällt dein Ton nicht, Ray.«
»Du warst neulich abends auch nicht viel freundlicher«, gab Cartier zurück.
»Was sind das für Daten«, fragte Tonya skeptisch, »und warum kommst du damit ausgerechnet zu mir?«
Cartier stemmte die Fäuste in die Hüften. »Weil ich glaube, dich zu kennen. Und weil ich glaube, dass du eine der vernünftigsten Figuren in diesem Kasperletheater bist, ganz gleich, was die anderen sagen.«
»Danke.«
»Du erinnerst dich, dass ich von mysteriösen Konkurrenten bei eurem Schlussverkauf ausgebootet worden bin. Ich hatte meinen Anwalt daraufhin beauftragt, etwas über meine Wettbewerber herauszufinden, weil ich hoffte, mit den Hintermännern einen Deal machen zu können, um letztendlich doch noch an die begehrten Aktienpakete zu kommen«, erklärte Cartier geduldig. »Die Verflechtungen, denen wir dabei nachgehen mussten, sind so dicht und so komplex, dass ich dachte, die Regierung sollte davon wissen. Und da ich nicht einfach zum Gewerbeaufsichtsamt gehen wollte …«
»Ich verstehe«, sagte Tonya mit einem wissenden Lächeln. Cartier konnte vermutlich den Behörden gegenüber nicht ohne Weiteres die Wege, auf denen er zu den fraglichen Informationen gekommen war, im Detail preisgeben.
»Mir ist es im Prinzip völlig gleichgültig, was aus eurer Volkswirtschaft wird. Der Firmensitz meiner Gesellschaft liegt außerhalb eurer Staatsgrenzen, mich betrifft das alles eigentlich nicht. Aber trotzdem ist es alarmierend und verdient deine Aufmerksamkeit«, fuhr Cartier fort.
»Was genau ist so alarmierend?«, fragte Tonya.
Cartier deutete auf die Diskette in ihrer Hand. »Steht alles da drauf. Um es in ein paar Worten zu sagen: Seit einigen Monaten steigen die Fusionen und Akquisitionen von kerianischen Unternehmen überproportional an. Interessant ist, dass dieser Verdichtungsprozess nicht auf einen einzelnen Wirtschaftsbereich beschränkt ist, sondern quer durch alle Branchen geht. Was mich dabei beunruhigt, ist die Tatsache, dass man dabei immer wieder über die gleichen Firmen stolpert, die dabei sind, sich überall einzukaufen. Und diese sind miteinander verwandt.«
»Ein Firmenkonsortium, das sich zu einem Konzern mit Standbeinen in verschiedenen Industrien entwickelt«, sagte Tonya achselzuckend. »Das ist doch nicht neu.«
»Da hast du wohl recht«, räumte Cartier ein, »aber normalerweise dauern solche Prozesse Jahre, nicht Wochen oder Monate. Woher haben die das Geld für die Investitionen? Und wenn es eine normale Vorgehensweise wäre, warum werden diese Aktionen dann fast ausschließlich über Strohmänner und Scheinfirmen abgewickelt? Da ist etwas faul, sage ich dir! Und dass dieses mysteriöse Firmenkonsortium als Erstes auf der Matte stand, als die Regierung ihr Staatseigentum privatisierte, versteht sich von selbst. Die besetzen nach und nach die strategischen Schlüsselpositionen eurer Infrastruktur!«
»Worauf willst du hinaus?«,
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