Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
sich vorstellte, wieder eine Nacht mit ihr zu verbringen. Zuletzt hatten sie vereinbart, sich in Amyam auf Trusko VII im Hotel Gala zu treffen. Allerdings hatte Faulckner zu dem Zeitpunkt noch damit gerechnet, von Rajennko nach Trusko VII geschickt zu werden. Seine Versetzung zu Katacharas Redaktion hatte natürlich alles geändert. Wer konnte schon sagen, wann er und April mal wieder zur gleichen Zeit auf dem gleichen Planeten sein würden und ob er dann überhaupt Gelegenheit haben würde, sich mit ihr zu treffen. Vielleicht war es klüger, wenn sie beide sich nach anderen Bekanntschaften umsahen.
»Das waren die Nachrichten. Wir schalten jetzt nach Daneb IV zu den dortigen Halbfinalbegegnungen im Blasterball«, kündigte eine mollige teräische Moderatorin zu Marschmusik an.
Faulckner schaltete den Monitor aus und verließ das Cockpit. Er ging in die kleine Wohnkabine und streckte sich auf der Liege aus.
Faulckner seufzte. Ihm war langweilig. Er wartete bereits einen halben Tag am vereinbarten Rendezvouspunkt, ohne dass jemand sich hätte blicken lassen. Katacharas Anweisungen waren eindeutig gewesen, die Koordinaten stimmten, und trotzdem war niemand hier, um sich mit ihm zu treffen. Hatte der Drobarianer ihn etwa auf eine falsche Fährte geschickt? Dass Faulckner innerlich noch nicht über die Gallagher-Affäre hinweggekommen war, war schließlich kein Geheimnis. So lag der Verdacht nahe, dass man ihn unter dem Vorwand, in dieser Angelegenheit recherchieren zu können, in irgendein System lockte, während woanders etwas geschah, wo er vielleicht lieber gewesen wäre …
Andererseits war Katachara viel zu wichtig und zu sehr auf seinen Ruf bedacht. Faulckner glaubte nicht, dass der drobarianische SNA-Redakteur sich während eines Bürgerkriegs nach Drusa begeben hätte, nur um ihn, einen einfachen Kriegsberichterstatter, sonst wohin zu schicken. Sein Instinkt sagte ihm, dass Katachara ihn nicht belogen hatte.
Vielleicht konnte er ja die Langeweile abstellen, in dem er noch ein wenig recherchierte. Das brachte ihn normalerweise auf andere Gedanken. Er stand wieder auf, setzte sich vor seine Kommunikationskonsole und rief sein Datenbankprogramm auf.
»Bulsara also«, murmelte er. Laut Aussage des Drobarianers war Gallagher im System Bulsara gesehen worden. Dabei konnte sich Faulckner eigentlich gar nicht vorstellen, dass dort überhaupt jemand lebte, der jemand anderen als Gallagher hätte identifizieren können …
*
Denham Lloyd, Alicia Mac Allister und die beiden Roboter betraten einen spärlich beleuchteten, gewölbeartigen Raum. Einst war das Licht von großen, in die Decke eingelassenen Lampen gekommen. Diese waren jedoch längst erloschen und die einzige Lichtquelle waren Risse in den Wänden und im Dach.
Der Raum war vollgestellt mit Tischen und Schränken. Lange Reihen von Regalen säumten die Wände. Auf den Möbeln standen unzählige Artefakte, deren Ursprung und Bedeutung Lloyd nicht kannte. Eine zentimeterdicke Staubschicht lag über allem.
»Himmel und Meer«, ächzte Alicia, »ist das ein Lagerhaus?«
»Ein Museum«, sagten Dack und Derek gleichzeitig.
Lloyd stutzte. Er selbst hatte spontan das Gleiche sagen wollen, allerdings war ihm nicht das richtige Wort eingefallen. Das Konzept, besonders alte oder besonders kunstvolle Gegenstände für die Allgemeinheit zugänglich aufzubewahren, kannte man nur aus Überlieferungen der
Väter.
»Ein Museum …«, Alicia dachte einen Moment nach, »für was? Für die
Väter?«
Dack und Derek sahen einander schweigend an. Alicia hatte den Verdacht, dass die beiden Sheriffs in Momenten wie diesen auf eine ihr unbekannte Art miteinander kommunizieren konnten.
»In diesem Raum befinden sich Aufzeichnungen und Gegenstände, die die Gründer dieser Kolonie hier hinterlassen haben«, sagte Dack schließlich.
»Die Gründer dieser Kolonie haben uns eindeutige Anweisungen gegeben, diese Objekte keinesfalls in die Hände ihrer Kinder fallen zu lassen. Man befürchtete, dass die Objekte dadurch gefährdet werden könnten«, fuhr Derek fort.
»Uns wurde allerdings aufgetragen, bevollmächtigten Personen Zugang zu diesen Artefakten zu gewähren. Insofern kam es uns gelegen, dass Ratsherr Kerne in Ihnen einen Gesandten der
Väter
sah, wie er es auszudrücken pflegte«, schloss Dack.
Lloyd hörte schweigend zu. Er ging wahllos von einem Tisch zum nächsten, nahm hier und dort ein vergilbtes Buch aus einem Regal und wischte behutsam Staub von zerbrechlich
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