Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
war.«
Clou nickte ernst. Als er Nigel Faulckner auf Bulsara begegnet war, hatte der Reporter von ihm von der Existenz einer uralten, vergessenen Kolonie auf diesem Planeten erfahren. Weder die Erde, von wo die Kolonisten ursprünglich stammten, noch die Kerianer, auf deren Territorium Bulsara heutzutage lag, hatten in diesen Tagen Kenntnis davon, dass Bulsara bewohnt war. Niemand hatte sich für die Kolonie verantwortlich gefühlt.
Das Interesse an Bulsara hatte über Nacht schlagartig zugenommen. Faulckner hatte vor seinem Abflug sein gesammeltes Bildmaterial zu einem eindrucksvollen Bericht zusammengeschnitten, der offen zeigte, in welcher Isolation die Nachfahren der Kolonisten heute lebten. Sie waren sich nicht bewusst, wie sehr sich die Galaxis seit der Besiedlung von Bulsara verändert hatte.
Faulckners Enthüllung war eingeschlagen wie eine Bombe. In jeder Ausgabe der SNA-Nachrichten sah man den Sprecher des kerianischen Königshauses verzweifelte Dementis abgeben und Politiker von der Erde peinlich berührt um Worte ringen.
»Die Kerianer haben alle Hände voll zu tun«, sagte Dietrich abschließend, »Trusko VII ist für sie nur eine Krise von vielen und es sieht nicht so aus, als hätten wir derzeit eine hohe Prioritätsstufe.«
»Was sich aber jederzeit ändern kann«, warf Pat Brant ein. Alle Augen richteten sich auf ihn. Brant schüttelte energisch den Kopf. »Nur, weil die Kerianer noch nicht auf unsere Unabhängigkeitserklärung reagiert haben, heißt das nicht, dass wir ihnen egal sind. Sie werden kommen und sie werden einen Überraschungsangriff versuchen.«
»Vielleicht ist unsere Unabhängigkeitserklärung noch nicht beim König angekommen«, murmelte Clou halblaut, »bei der Post weiß man ja nie …«
O’Reilly musste unwillkürlich schmunzeln.
»Lassen Sie die Witze«, winkte Brant mürrisch ab. »So oder so, wenn die Kerianer kommen, sind wir vorbereitet. Wir haben derzeit dreieinhalb Millionen Mann unter Waffen. Unsere Flotte besteht aus zwei schweren Kreuzern, fünf Schnellbooten und einem Geschwader Jagdmaschinen.«
»Alle aus kerianischen Beständen«, warf Clou ein.
»Gewiss«, Brant nickte ernst. »Woher sonst? Die truskonischen Verteidigungsstreitkräfte haben die Einrichtungen, die die kerianische Armee auf diesem Planeten unterhielt, übernommen. Personal, das nicht von hier stammte, wurde ausgewiesen, um das Risiko von Sabotage gering zu halten. Warum fragen Sie?«
»Woher bekommen Sie Ersatzteile, wenn was kaputt geht? Von Kerian?«
Brant stutzte. »Wir haben natürlich Vorräte …«, stotterte er.
»Für wie lange?« Clou ließ nicht locker.
»Das reicht jetzt, Clou«, sagte O’Reilly scharf. »Wir sind gut ausgerüstet, wir haben reichlich Vorräte und wir haben eine sichere Nachschublinie.«
»Kerianische Ersatzteile?« Clous Stirn zeigte Falten. »Von wo?«
O’Reilly seufzte. »Von der Cartier Construction Company.«
Clou hob erneut die Hand und sprach, ehe Brant fortfahren konnte. »Ich finde es riskant, sich auf einen Lieferanten zu verlassen, dessen Präsident entführt und dessen Geschäftsführer ermordet wurde. Wer führt eigentlich im Moment die Amtsgeschäfte bei der CCC?«
Dietrich räusperte sich verlegen. »Evan, unser Freund Clou hat eine Schwachstelle entdeckt. Ich habe unmittelbar vor diesem Treffen schlechte Neuigkeiten bekommen.«
O’Reilly wechselte die Farbe. »Und zwar?«
»Da Strociewsky tot und Cartier abwesend ist, hat der Anwalt der Firma, ein gewisser Pherson Kalep von Kerian, die Führung der Firma provisorisch übernommen.«
»Ein kerianischer Anwalt?« Clou schüttelte den Kopf. »Das ist schlecht.«
»Es kommt noch schlimmer. Doktor Kalep ist heute Morgen von Unbekannten entführt worden«, fügte Dietrich hinzu.
O’Reilly legte den Kopf in seine Hände. Er dachte einen Moment nach. »Symirusen?«, fragte er dann.
»Sehr wahrscheinlich«, sagte Dietrich. »Vermutlich die gleichen, die Cartier entführt haben. Das heißt, die symirusische Freie Volkspartei.«
Die symirusische Freie Volkspartei, dachte Clou bitter, natürlich. Seine guten, alten Freunde, die es ihm immer noch nicht verziehen hatten, dass er vor etlichen Jahren den Feldzug eines übereifrigen Senators dieser Partei gestoppt hatte. Er und Debi hatten sich endgültig als Feinde der Partei etabliert, nachdem sie dem symirusischen Kaiser zur Krönung verholfen hatten. Seltsamerweise waren die gleichen Parteigenossen, die zuvor gegen den Kaiser opponiert hatten,
Weitere Kostenlose Bücher