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Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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Funkgerätes hinter ihrem Ohr.
    »Adler zwo an Adlerhorst. Nichts zu melden.«
    Die anderen Scharfschützen und die Piloten der über ihnen kreisenden Hubschrauber meldeten ebenfalls keine alarmierenden Beobachtungen.
    Schön, dachte Debi, dann wird das ja ein ruhiger Abend.
    *

    Während O’Reilly fortfuhr, beobachtete Clou aus den Augenwinkeln die ersten Reihen des Publikums. Am Rande seinen Blickfeldes zerrten Ordnungskräfte einen jungen Mann fort, der wild um sich schlug. Niemand schien sich an dem Vorfall zu stören. Alle lauschten gebannt den Worten des Gouverneurs.
    »Darum ist es Zeit, dass wir uns unserer Identität bewusst werden«, schloss O’Reilly seine Ausführungen. »Was sind wir: Kerianer dritter Klasse – oder Truski?«
    »Truski!« Die Euphorie der Menschenmenge näherte sich ihrem Höhepunkt. O’Reilly legte eine Hand hinter sein linkes Ohr und runzelte skeptisch die Stirn.
    »Truski!«, wiederholte das Publikum ekstatisch, diesmal noch lauter.
    »Ich höre nichts«, lockte O’Reilly.
    »TRUSKI!«
    Beim dritten Mal war O’Reilly endlich zufrieden. »Richtig, meine Freunde, wir sind Truski. Mit Kerian verbindet uns nichts. Aus diesem Grunde habe ich vor einigen Wochen unsere Unabhängigkeitserklärung an den König geschickt. Aber hat er es für nötig gehalten, dieses Schreiben in irgendeiner Art zu kommentieren? Nein!«
    Das Volk johlte und grölte. Anti-kerianische Plakate und Transparente wurden entrollt.
    »So wenig interessiert sich der König für Trusko«, rief O’Reilly und provozierte weitere Buh-Rufe gegen Kerian. »Und wenn ich mich hier umsehe, muss ich feststellen, dass der König solch aufrechte Untertanen wie euch gar nicht verdient hat!«
    Minutenlanger Applaus brandete auf und wurde nur gelegentlich von »O’Reilly!«-Sprechchören übertönt.
    »Aus diesem Grunde«, O’Reilly machte eine Pause und wartete, bis der Lärmpegel wieder auf ein erträgliches Maß gefallen war, »aus diesem Grunde erkläre ich hiermit das System Trusko offiziell für unabhängig!«
    *

    Jack Dietrich verfolgte das Geschehen in der Hauptstadt auf über vierzig Videomonitoren. Fünf Bildschirme zeigten Luftaufnahmen von Amyam, von Hubschraubern und Beobachtungssatelliten aus übertragen. Zehn weitere Monitore übertrugen Bilder, die seine Agenten mit mobilen Kameras aufnahmen. Die restlichen Bildschirme wurden von Kameras gemacht, die überall im Regierungsviertel montiert worden waren.
    Je vier Bildschirme wurden von einem Geheimdienstler überwacht. Dietrich wanderte ruhelos von einem Kontrollpult zum anderen und sah seinen Leuten über die Schulter, während im Hintergrund auf einer Großleinwand die Stellar News Agency live aus Amyam berichtete. Ein Reporter namens Faulckner quasselte über irgendeine undichte Stelle im truskonischen Geheimdienst, die ihn angeblich von einer in letzter Minute entschärften Bombe unterrichtet hatte.
    »Mist!«, murmelte Dietrich und wandte sich wieder den Monitoren zu, vor dem er stand.
    »Was meinen Sie, Sir?« Der junge Agent neben ihm wirkte nervös.
    »Schwer zu sagen.« Dietrich kratzte sich am Kinn. »Wenn Sethos bis jetzt nicht zugeschlagen hat, wird er es wohl nicht mehr tun. Er liebt spektakuläre Effekte. O’Reilly betritt die Bühne und sprengt sich und zwei Drittel von Amyam in einen geostationären Orbit … Ja, das wär seine Handschrift gewesen. Oder ein Schuss von einem Heckenschützen an einer besonders pointierten Stelle in der Rede. Aber die Rede ist fast vorbei.«
    Er sah auf die Uhr. »So oder so, haltet nach einem hinkenden Teräer Ausschau. Etwa fünfzig Jahre alt, einen Meter achtzig groß. Adlerhorst an Adler, was gibt’s Neues?« Die letzte Frage hatte er in das kleine Mikrofon gesprochen, das vor seiner Brust hing.
    *

    »Für den Moment werde ich die Regierungsgeschäfte kommissarisch weiterführen«, sagte O’Reilly abschließend, »und sobald Kerian unseren Status akzeptiert hat, werde ich mich mit anderen Kandidaten für freie Wahlen zur Verfügung stellen.«
    Diese Ankündigung wurde von den Anwesenden mit großem Beifall begrüßt. Clou nickte zustimmend. O’Reilly hatte das Publikum im Verlauf seiner Rede mehr und mehr auf seine Linie eingeschworen. Jeder dort draußen hätte zu diesem Zeitpunkt vermutlich seinen rechten Arm für Truskos Unabhängigkeit gegeben.
    »Bis es so weit ist, sehen wir uns allerdings mit der Gefahr einer aggressiven Aktion seitens Kerian konfrontiert«, erinnerte O’Reilly seine Zuhörer.

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