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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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aufzählen, doch welcher von ihnen wusste schon, dass sie heute hier war? Mit einer ernsthaften Gefahr rechnete sie eigentlich nicht; zwar war sie schon einige Male mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, doch wurden Haftbefehle normalerweise nicht in Verbindung mit einer Einladung zum Abendessen in einem schicken Restaurant überreicht.
     
    Sie betrat das Lokal und nannte der Rezeptionistin ihren Namen.
     
    »Ah ja, Miss Gatling. Sie werden bereits erwartet. Wenn Sie bitte Juan folgen möchten … Juan!«
     
    Auf ein Zeichen der Rezeptionistin hin erschien ein Kellner neben Charlene, der sie mit wachen Augen ansah. »Bitte hier entlang, Miss Gatling.«
     
    Charlene folgte dem Kellner in den hinteren Teil des Restaurants. Sie war angenehm überrascht. Die exotische Einrichtung machte einen recht teuren Eindruck, und die Speisen auf den Tischen, an denen Juan sie vorbeiführte, sahen köstlich aus. Von außen hatte das Restaurant gewirkt, als habe es schon bessere Zeiten gesehen, doch hier drinnen schien die Zeit in einer luxuriösen Epoche des Planeten stehen geblieben zu sein. Sicherlich war das Lokal ein Geheimtipp unter Insidern.
     
    »Bitte.« Juan zog einen Stuhl an einem Tisch zur Seite, sodass Charlene Platz nehmen konnte. Die plötzliche Bewegung des Kellners riss sie abrupt aus ihren Gedanken, und jetzt erst bemerkte sie die beiden Männer, die an dem Tisch gesessen hatten und nun höflich aufgestanden waren. Der jüngere von ihnen, ein schlaksiger, dunkelhaariger Typ, schien noch nicht ganz dem Teenageralter entwachsen zu sein; mit großen Augen warf er ihr bewundernde Blicke zu. Der ältere der beiden Männer mochte Ende vierzig sein; seine schneeweißen, kurzen Haare standen in starkem Kontrast zu seinem sonnengebräunten Gesicht. Und dieses Gesicht hatte Charlene schon einmal irgendwo gesehen; sie war sich sicher, den Mann zu kennen, aber sie konnte ihn beim besten Willen nicht einordnen.
     
    »Guten Abend, Lieutenant Gatling«, sagte er höflich, »ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind.«
     
    »Danke«, entgegnete Charlene kühl. »Und mit wem, wenn ich fragen darf, habe ich das Vergnügen?«
     
    »Ich darf Ihnen meinen Geschäftspartner vorstellen, Mister Armand Cartier. Mich kennen Sie vielleicht von früher. Mein Name ist Ota Jedrell.«
     
    Ota Jedrell. Der Name stieß irgendwo in Charlenes Unterbewusstsein eine Glocke an. Sie kannte ihn wirklich von … von früher. Wobei ›früher‹ ein Sammelbegriff für alle Zeitabschnitte ihres Lebens war, an die sie nicht gerne dachte. Ein plötzlicher Impuls veranlasste sie beinahe, das Restaurant fluchtartig zu verlassen, doch eine innere Stimme riet ihr zu bleiben.
     
    Als sie wieder Platz genommen hatten und der Kellner die Getränkewünsche entgegengenommen hatte, verschränkte Jedrell die Hände und sah Charlene nachdenklich an. »Für einen Moment lang war ich nicht sicher, als ich Sie sah, Ma’am. Wegen der Haarfarbe.«
     
    »Was, bitte«, fragte Charlene eisig, »ist mit meiner Haarfarbe nicht in Ordnung?«
     
    »Schwarz«, sagte Jedrell und runzelte die Stirn, »das hatte mich einen Moment lang verwirrt. Ich hatte sie mit dunkelblonden Haaren in Erinnerung.«
     
    Früher. Ihre letzte Begegnung musste wirklich etliche Jahre zurückliegen, dachte Charlene entsetzt. Sie hatte ihre Haare nicht mehr in ihrer natürlichen Farbe getragen, seit … seit … früher. Und noch immer konnte sie sich nicht daran erinnern, woher sie den Mann kannte.
     
    »Sie sind vermutlich jetzt verwirrt«, sagte Jedrell ruhig, »aber ich kann Ihnen alles erklären.«
     
    »Ich bin ganz Ohr.«
     
    »Schön. Ich unterstelle mal, dass Sie sich nicht exakt erinnern können, wo und wann Sie mich schon einmal gesehen haben. Habe ich recht?«
     
    »Sie werden es mir sicher gleich sagen«, sagte Charlene mit einem charmanten Lächeln. Sie bemerkte, dass Armand Cartier sie immer noch fasziniert anstarrte; als sich ihre Blicke trafen, sah er verlegen zur Seite.
     
    »Es ist in der Tat eine Weile her. Sie waren noch ein Kind, Ma’am. Erinnern Sie sich noch an die Berge von Ghanesh VII?«, fragte Jedrell mit leiser Stimme.
     
    »Ghanesh VII…« Jedrell hatte recht, sie war noch ein kleines Mädchen gewesen, vielleicht zehn Jahre alt. Sie war damals entführt worden, von einem teräischen Verbrecher, der sie in sein Versteck auf Ghanesh VII verschleppt hatte. Es hatte eine Schießerei gegeben, und sie war befreit worden, von ihren Eltern

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