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Gallaghers Tochter (German Edition)

Gallaghers Tochter (German Edition)

Titel: Gallaghers Tochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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einen Menschen.«
     
    *
     
    Der Raumhafen von Primwelt Z war nach ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten angelegt worden: in möglichst großer Höhe über dem Meeresspiegel, um bei den Start- und Landevorgängen Treibstoff zu sparen; in ausreichender Entfernung von den benachbarten Großstädten, um deren Einwohner nicht unnötigen Gefahren durch Strahlung, Abgasen oder Lärm auszusetzen; und dennoch nah genug an den Bevölkerungszentren, um Passagiere und Güter auf dem Landweg zum Raumhafen oder zurück in die Städte zu bringen, ohne dabei auf unüberwindliche logistische Probleme zu stoßen.
     
    Charlene sprang die letzten Stufen der Gangway hinunter und wirbelte eine kleine Sandwolke auf, als ihre Stiefel den asphaltierten Boden berührten. »Immer wieder schön, hier zu sein«, murmelte sie und winkte den beiden Zollinspektoren, die über die staubige Piste auf die Sunflower zukamen. »Hallo, Jungs!«
     
    Die Beamten – ein schlaksiger, älterer Mann und ein jüngerer, plump wirkender Typ – winkten zurück.
     
    »Ah, Miss Gatling«, rief der ältere der beiden, als er die junge Frau erkannte. »Wieder im Lande?«
     
    »Aber ja.« Sie zwinkerte dem jüngeren Zöllner zu, dann dem älteren. »Habe ich euch doch versprochen, Jungs. Wie geht’s euch?«
     
    »Nicht schlecht.« Der Mann musterte sie verstohlen, und Charlene hielt ihre Gesichtsmuskeln nur mit viel Übung unter Kontrolle. Sie wusste, dass sie mit ihrem engen Overall, ein wenig auffälligem Make-up und dem richtigen Lächeln eine gewisse Wirkung auf gelangweilte Beamte ausstrahlen konnte. Auch in diesem Fall schien ihre Rechnung aufzugehen; der Mann nahm die Frachtpapiere wortlos entgegen, während sein Kollege, welcher ebenfalls den Blick nicht von Charlene wenden konnte, eine Plakette mit einem Transponder an die Ladeluke klebte. Später würde eine Robot-Einheit anhand des Transponders selbsttätig das Schiff entladen und die Waren in ein dafür reserviertes Lagerhaus bringen.
     
    »So viel zu den Formalitäten«, sagte der ältere Beamte und reichte ihr einen Durchschlag der abgezeichneten Papiere zurück. »Angenehmen Aufenthalt, Miss … äh … Gatling.«
     
    »Danke, Jungs. Einen schönen Tag wünsche ich euch«, flötete Charlene. Das wäre geschafft, dachte sie zufrieden, während die beiden Zöllner plaudernd über das Landefeld davonschlenderten. Da die Zollbeamten beim Abzeichnen der Papiere mehr auf Charlenes Ausschnitt als auf die Ladeliste geachtet hatten, würde sich nun niemand mehr um den tatsächlichen Inhalt der Container kümmern, bis die Ware beim Empfänger angekommen war – und das war auch gut so.
     
    »Alles klar?«, fragte Nnill fröhlich, als er hinter ihr auf der Gangway erschien.
     
    »Bestens«, grinste Charlene und zog den Reißverschluss ihres Overalls ein wenig höher, »die beiden werden heute Nacht bestimmt von was Schönem träumen. Und unsere Lieferung ist bis dahin abgefertigt. Alles in bester Ordnung, Captain.«
     
    »Gut.« Nnill atmete erleichtert auf, als er an die Container in seinem Laderaum dachte, die zwar als ›landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge‹ deklariert waren, aber etwas völlig anderes enthielten. »Dann wollen wir mal unser Visum abholen. Ach übrigens, der Tower hat gerade durchgegeben, da hätte jemand bei der Handelskammer eine Nachricht für Sie hinterlassen, Lieutenant.«
     
    Charlene zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Eine Nachricht?«
     
    »Vielleicht. Einladung. Abend. Essen. Zoll. Beamter. Verliebt«, zirpte eine dünne Stimme neben ihrem Ohr.
     
    Charlene warf ihrem kleinen Begleiter einen giftigen Blick zu. »Hau ab, Lisnoa.«
     
    *
     
    Die Nachricht war kurz gewesen: der Name eines Restaurants, ein Datum und eine Uhrzeit. Kein Absender. Charlene hatte keinen Grund gesehen, die Einladung nicht anzunehmen, und entgegen Nnills wütender Proteste hatte sie darauf bestanden, alleine zu gehen.
     
    »Die Nachricht war an mich gerichtet«, hatte sie ihm entgegnet, »nicht an uns. «
     
    Nnill hatte getobt und Lisnoa hatte sein Bestes getan, um zwischen den beiden zu vermitteln, doch Charlene war stur geblieben und wortlos gegangen.
     
    Nun stand sie vor dem Restaurant, das ihr genannt worden war, und kaute auf ihrer Unterlippe. Hatte sie richtig gehandelt? Wer konnte schon ahnen, wer da auf sie wartete? Ein enttäuschter Geliebter vielleicht oder ein hoffnungsvoller Verehrer … Sie konnte spontan ein halbes Dutzend Kandidaten aus jeder Kategorie

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