Gallaghers Tochter (German Edition)
…
… und von ›Mad‹ Ota Jedrell.
»Mad!«, platzte sie heraus und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund, als die anderen Gäste des Restaurants sich nach ihr umdrehten. »Pardon.«
Jedrell schnitt eine Grimasse, als er seinen alten Spitznamen nach langer Zeit wieder hörte. »Schon gut.«
»Sie sind … Sie sehen gut aus, Mister Jedrell«, sagte sie freundlich, »Sie haben sich fast gar nicht verändert.«
»Im Gegensatz zu Ihnen«, ulkte Armand.
Charlene warf ihm einen kühlen Blick zu, der den Jungen sofort verstummen und rot anlaufen ließ. »Nun sieh mal einer an. Der Kleine kann ja schon reden.«
»Der Kleine ist der Sohn von Raymon Cartier. Sie erinnern sich doch noch an Ray?«, fragte Jedrell.
Charlene schüttelte bedauernd den Kopf. »Meine Mutter sprach oft von ihm, aber ich kann mich nicht daran erinnern, Mister Cartier persönlich begegnet zu sein.«
»Wie dem auch sei«, wischte Jedrell ihren Einwand beiseite, »nachdem Sie nun wissen, wer wir sind, lassen Sie uns ein bisschen über Sie reden.«
»Über mich?«, fragte Charlene.
»Über Sie. Über Charlene Gatling. Über Michiko Ishihara. Über Sonya Delacroix. Oder meinetwegen auch«, Jedrell senkte die Stimme zu einem kaum hörbaren theatralischen Flüstern, »über Rebecca Gallagher.«
*
Ralph Harris öffnete den Kragenknopf und lockerte den engen, steifen Kragen seines Kellnerkostüms, als er das Hinterzimmer des Restaurants erreichte. »Okay, sie ist da.«
Pprall sah von dem kleinen tragbaren Computer auf, an dem er gearbeitet hatte. »Na endlich.«
Harris grinste. Der Symiruse war ebenfalls als Kellner verkleidet; eigentlich hatte er den ganzen Abend diese Rolle spielen sollen, während sich Harris wie üblich im Hintergrund hielt. Da Pprall aber mit seiner Arbeit am Computer nicht rechtzeitig fertig geworden war, war Harris kurzerhand für ihn eingesprungen. Dem Besitzer des Restaurants, dem Jedrell eine fürstliche Summe dafür gezahlt hatte, heute Abend in eine andere Richtung zu schauen, war es ohnehin egal gewesen, wer von ihnen nun letztendlich an dem besagten Tisch servierte. Der Mann schien lediglich um den Ruf seines Etablissements besorgt gewesen zu sein, doch als Jedrell den Überweisungsbetrag großzügig nach oben aufgerundet hatte, war auch dieser Einwand plötzlich vergessen.
»Okay«, Pprall zupfte sein Jackett zurecht, »wie sehe ich aus?«
»Perfekt«, sagte Harris und gab dem Symirusen einen Klaps auf die Schulter. Dann wies er mit dem Daumen auf den Computerbildschirm und hob fragend die Augenbrauen.
»Ist alles schon fertig eingestellt«, beruhigte ihn Pprall, »du brauchst nur noch auf den richtigen Knopf drücken. Aber warte um Himmels willen, bis der Boss den Befehl gibt!«
*
»Meinetwegen«, sagte Charlene mit gespielter Gleichgültigkeit.
»Von der Erde ausgerissen mit achtzehn. Zwei Jahre auf der Akademie. Durch einen Freund auf Primwelt S zu einem Job in der Handelsmarine gekommen«, zählte Jedrell auf, »und seitdem mit verschiedenen Captains auf verschiedenen Schiffen unterwegs. Unter verschiedenen Namen. Unterbrechen Sie mich, wenn ich was Falsches sage.«
»Bis hierhin stimmt alles.« Charlene machte eine kleine Pause, während ein symirusischer Kellner die Getränke servierte und die Bestellungen entgegennahm. Als sie wieder unter sich waren, warf sie Jedrell und seinem jungen Begleiter einen finsteren Blick zu. »Aber ich verstehe nicht, warum Sie mir das alles erzählen. Ich kenne meine Lebensgeschichte.«
»Wir möchten Ihnen ein Angebot machen, Miss Gallagher«, sagte Jedrell – und verstummte im nächsten Moment, als er in Charlenes Augen sah. Jedrell hatte immer gedacht, dass einen Mann mit seiner Erfahrung nichts mehr erschüttern konnte.
Er hatte sich getäuscht.
»Niemand«, sagte Charlene gefährlich ruhig, » niemand nennt mich Miss Gallagher. «
Jedrell hob beschwichtigend die Hände. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Fein. Dann eben Miss Gatling.«
»W-warum?«, stieß Armand hervor.
»Warum was?« Charlene sah ihn fragend an, und der erneute Blickkontakt genügte, um Armands Gesichtsfarbe von einem verlegenen Rot in ein käsiges Weiß umschlagen zu lassen.
»Warum dieser Hass?«, fragte Armand. »Was ist denn mit Ihrem Familiennamen, dass Sie … äh …« Dem jungen Mann schienen tausend Fragen auf der Zunge zu brennen, doch in Charlenes
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