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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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den See hinaus. Die dunklen Wolken wanderten weiter und schoben sich allmählich vor die Sonne. Die ersten Regentropfen fielen und ließen einen feinen Nebel über der Wasseroberfläche aufsteigen.
    »Der Tag kann eigentlich nur noch besser werden«, meinte Debi dann aufmunternd.
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    Das Rufsignal der Kommunikationskonsole ließ ihn aufhorchen. Diesen Rufton kannte er! Er hatte diese bestimmte Tonfolge für einen ganz speziellen Anrufer reserviert.
    Sein Gesicht hellte sich auf, und er grinste seine Frau breit an: »Kundschaft!«
    *

    Trigger setzte auf dem kleinen Landeplatz auf, der zwischen dem Haus und der Garage lag. Während die Triebwerke tickend abkühlten, verließen Rebecca und Claire das Cockpit.
    Draußen wurden sie schon von Clou und Debi erwartet. Rebecca umarmte ihre Eltern und stellte ihnen ihre Kopilotin vor.
    Clou machte große Augen. »Claire Rutherford? Gütiger Himmel … wie lange ist das jetzt her?«
    »Vierunddreißig Jahre«, soufflierte Trigger. »Guten Tag übrigens.«
    »Hallo, Schiff.«
    »Hallo, Flieger.«
    Lisnoa beschwerte sich zirpend darüber, dass ihn wieder niemand beachtet hatte, dann verschwanden die Frauen lachend im Haus, während Clou noch einen Moment bei Trigger blieb. Seine Fingerkuppen strichen nachdenklich über die stählerne Karosserie, die von den Einschlägen ungezählter Kleinstmeteoriten zerkratzt war. Dies war nicht der Trigger, den er einst als junger Mann mit seinem besten Freund Raymon Alejandro Cartier vor der Schrottpresse gerettet und wieder flugtauglich gemacht hatte – die Persönlichkeit des Bordcomputers hatte in den letzten fünf Jahrzehnten in den Bordcomputern von verschiedenen Schiffen residiert. Eine Zeit lang war Trigger ein moderner, waffenstarrender Abfangjäger gewesen, doch nun war er schon lange wieder das, was er in Clous Augen immer schon gewesen war und immer sein würde: ein Raumschiff der Kompaktklasse.
    »Und?«, fragte Clou. »Wie macht sie sich als Pilotin?«
    »Hoffnungsloser Fall. Ganz der Vater«, nörgelte Trigger. »Nein, im Ernst, sie ist gut. Ich kann mich nicht beklagen. Hätte alles viel schlimmer kommen können.«
    Schlimmer. Clou schmunzelte. Wenn es ihnen nicht gelungen wäre, die Herausgabe seines Eigentums von der neuen Regierung der Galaktischen Allianz einzufordern, wäre Trigger bis in alle Ewigkeit im Lagerhaus eines militärischen Sperrgebiets vor sich hin gerostet. Und wenn Rebecca nicht darauf bestanden hätte, ihn zu restaurieren und zu fliegen, als Clou und Debi sich zur Ruhe gesetzt hatten, stünde Trigger vielleicht heute in einem Museum. Ja, Trigger hatte recht. Es hätte schlimmer kommen können.
    »Ich gehe mal zu den anderen«, seufzte Clou. »Nur um sicherzustellen, dass sie nicht hinter unserem Rücken schlecht über uns reden.«
    »Natürlich«, sagte Trigger. »Wenn ihr mit Kaffee und Kuchen fertig seid, kommst du dann wieder raus zum Spielen?«
    Clou lachte. »Dafür sind wir allmählich zu alt, mein Freund.«
    »Auch gut«, erwiderte Trigger gleichgültig. »Dann lass uns wenigstens über die gute alte Zeit quatschen.«
    *

    So gerne Rebecca auch Zeit mit ihren Eltern verbrachte, sie war einfach kein Familienmensch. Das lag wohl daran, vermutete sie, dass sie nur einige Jahre ihrer Kindheit zusammen mit Clou und Debi verbracht hatte. Dann hatten Zeit und Raum ihre Eltern voneinander getrennt, und Rebecca war bei ihrer Mutter auf der Erde aufgewachsen. Je älter sie wurde, desto häufiger hatte sie sich mit Debi selbst über die unwichtigsten Nichtigkeiten gestritten. Schließlich hatte sie kaum den Tag erwarten können, an dem sie endlich volljährig geworden war und den Planeten ohne die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten verlassen durfte. Eine Minute nach Mitternacht hatte sie den erstbesten Flug ins All genommen und war nie zurückgekehrt.
    Auch ihre Erzeuger wirkten nicht wirklich überzeugend in ihren Bemühungen, ein harmonisches älteres Ehepaar abzugeben. Debi war in den langen einsamen Jahren, in denen sie ihren Mann für tot gehalten hatte und ihrer Tochter entfremdet war, wortkarg geworden. Man konnte noch erkennen, dass sie in ihrer Jugend mindestens ebenso eine Schönheit gewesen sein musste, wie Rebecca es heute war, doch das Feuer, das einst in ihr gelodert hatte, war erloschen. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, schien sie nur noch ihre Ruhe haben zu wollen. Den Alterswohnsitz in ein behagliches Haus am See zu verlegen war mit Sicherheit ihre Idee

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