Gallaghers Tod
Murmel vor seinem Bug. Auch aus dieser Entfernung war zu sehen, dass die Wolkendecke von gewaltigen Stürmen aufgewühlt wurde. Es würde wohl noch Jahre dauern, bis sich die Atmosphäre nach dem orbitalen Bombardement der Hauptstadt wieder beruhigte.
»Da wären wir«, sagte Trigger.
Claire und Rebecca hatten im Cockpit Platz genommen. Clou stand zwischen den beiden Pilotensitzen, die Hände auf die Rückenlehnen gestützt, und sah nachdenklich aus dem Kanzelfenster. Alle drei schwiegen, selbst von Lisnoa waren keine vorwitzigen Kommentare zu hören.
»Ich möchte euch nur der Vollständigkeit halber darauf aufmerksam machen, dass auf Kerian immer noch Flugverbot herrscht«, ergänzte Trigger. »Irgendwelche Ideen, was wir machen sollten, wenn uns ein Abfangjäger begegnet?«
»Flugverbote haben mich noch nie gestört«, bemerkte Clou spöttisch.
»Und den da wohl auch nicht.« Claire zeigte aus dem Cockpitfenster auf ein elegantes Passagierraumschiff, welches unweit von Trigger den Hyperraum verlassen und zielstrebig Kurs auf Kerian genommen hatte.
»Die haben bestimmt eine Genehmigung«, mutmaßte Clou. »Trigger, versuch mal, näher heranzukommen. Vielleicht fallen wir der Flugüberwachung nicht auf, wenn wir direkt im Kielwasser der Linienmaschine bleiben.«
»Kielwasser«, zirpte Lisnoa von irgendwoher. »Clou. Lustig.«
»Halt’s Maul, Lisnoa.«
Trigger bemerkte eine Bewegung an der äußersten Peripherie seiner Scanner. Zwei Objekte, die er Sekundenbruchteile später als Abfangjäger identifiziert hatte, näherten sich ihm auf ihrer Bahn um den Planeten. Im nächsten Moment registrierte er zwei weitere Schiffe der gleichen Bauart, die den Planeten in entgegengesetzter Richtung umkreisten und ebenfalls auf ihn zuhielten.
»Kundschaft«, flötete er.
Doch dann stellte er zu seiner Überraschung fest, dass die Aufmerksamkeit der kerianischen Grenzpatrouille nicht ihm galt, sondern der Linienmaschine.
»Äh … falscher Alarm. Die scheinen sich nicht für uns zu interessieren«, verbesserte er sich.
»Dann nichts wie weg hier, ehe sie es sich noch einmal anders überlegen«, beschloss Clou.
*
»Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte Spencer.
Kowalski sah auf sein Datenpad. »Zehn Minuten. Das Schiff ist bereits im Landeanflug auf den Raumhafen und wird von zwei Abfangjägern eskortiert.«
Spencer stemmte die Fäuste in die Hüften und sah sich um. Er und der Constable standen auf dem Dach eines Hangars, von dem aus sie einen ungestörten Blick auf das Landefeld des Raumhafens hatten, auf dem die Linienmaschine von Oea XX in Kürze aufsetzen sollte. Von hier aus konnte Spencer auch beobachten, wie die Scharfschützen und Sondereinsatzkräfte von Polizei und Armee ringsum in Stellung gingen. Für einen Moment fühlte sich Spencer wie ein Feldherr der Antike, der seine Truppen von einer Anhöhe aus in die Schlacht ziehen sah.
»Also, wie vorhin besprochen«, sagte er. »Zugriff, sobald er die Maschine verlässt.«
»Darf ich fragen, was hier vor sich geht?«, fragte eine Stimme hinter ihnen.
Spencer drehte sich um und sah Mart Gregory über das Dach auf ihn zugelaufen kommen. Der Superintendent machte ein finsteres Gesicht.
»Nun, die Festnahme von Gufod Neem natürlich, Sir.« Spencer deutete mit der Hand auf das leere Landefeld. »Wir erwarten ihn in wenigen Minuten dort unten und werden ihn gebührend empfangen.«
»Gufod Neem«, schnaubte Gregory. Er wandte sich an Kowalski: »Habe ich ihre letzte Statusmeldung richtig verstanden, dass unser Verteidigungsminister den Gesuchten zweifelsfrei als Prinz Algernon identifiziert hat?«
»Ja, Sir.« Der Constable nahm unwillkürlich Haltung an.
»Großartig. Es wird Sie begeistern zu hören, dass vor ein paar Minuten einige ausgewählte Persönlichkeiten – darunter unsere noch verbliebenen Minister und meine Wenigkeit – eine persönliche Nachricht von ebenjenem Prinz Algernon erhalten haben.«
»Eine Nachricht von Prinz Algernon?«, echote Spencer ungläubig.
»Unsere Analysten haben inzwischen bestätigt, dass die Nachricht echt ist. Vermutlich wurde sie schon vor einigen Stunden oder Tagen aufgezeichnet und zeitversetzt gesendet.«
»Und was sagt Prinz Algernon?«, erkundigte sich Kowalski neugierig.
»Er hat uns seine Hilfe angeboten«, erklärte Gregory mit einem dünnen Lächeln. »Er sagt, er will mithelfen, ein Ende der Anschlagsserie mit den Attentätern auszuhandeln – unter der Voraussetzung, dass wir ihn wieder als
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