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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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Scharfschützen der Polizei abknallen lassen? Haben Sie eine Ahnung, was die Presse aus uns machen wird? Nein, das erledigen wir diskret und hinter verschlossenen Türen.«
    Spencer wich dem bohrenden Blick des Superintendents nicht aus. »Sie machen einen Fehler, Sir. Wir haben hier und jetzt die Gelegenheit, die Sache ein für alle Male zum Ende zu bringen.«
    »Nicht so, Hector. Nicht in der Öffentlichkeit. Erstens, weil die Gefahr von Kollateralschäden nicht kalkulierbar ist. Und zweitens, weil ich diesen Kerl nicht auch noch zum Märtyrer machen will.«
    Kowalski räusperte sich verlegen. »Verzeihung, Gentlemen, aber wir müssten den Teamleitern ungefähr jetzt sagen, wie wir denn verfahren wollen.«
    Gregory grinste müde. »Und drittens, Hector: weil ich Ihr Vorgesetzter bin.«
    *

    Der Regen prasselte gegen die sich rasch abkühlende Außenhaut des Passagierraumers, als das birnenförmige weiße Schiff sich langsam auf die Parkbucht senkte, die ihm vom Tower zugewiesen worden war. Manövrierdüsen erwachten zum Leben und bliesen die aufsteigenden Nebelschwaden fort, während das Landegestell ausgefahren wurde und sanft den Boden berührte. Dann erst erstarben die mächtigen Triebwerke, und das Gewicht des Schiffes verteilte sich mit einem metallischen Geräusch auf die zehn Landestützen, von denen jede einzelne groß wie ein Haus war. Einen Moment lang war alles ruhig, dann wurde vom Terminal eine breite, offene Brücke ausgefahren.
    Auf der beweglichen Brücke stand ein Mann, der dem Regen trotzte. Sein zerknautschter Hut und der Trenchcoat, den er trug, waren bereits völlig durchnässt. Die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, wartete er geduldig ab, bis die Brücke an der Ausstiegsluke des Schiffes angedockt hatte. Dann trat er vor.
    Die Luke wurde geöffnet, und eine nervös wirkende Flugbegleiterin in adretter Uniform sah ihn erwartungsvoll an. Ihre Unruhe war nicht unbegründet: Die Crew des Schiffes hatte während der Landung eine unerwartete und durchaus befremdliche Anweisung aus dem Tower des Raumhafens bekommen.
    »Willkommen in Sianong.«
    Die Stewardess blinzelte überrascht. »Sind Sie Inspector Hector Spencer?«
    »Bin ich.« Spencer befreite seine linke Hand aus den Tiefen seiner Manteltasche und hielt kurz seine Dienstmarke hoch.
    »Und ich soll zunächst lediglich einen unserer Passagiere aussteigen lassen?«
    »Sie haben völlig richtig verstanden. Haben Sie dem Herrn auch ausgerichtet, was wir Ihnen übermittelt haben?«
    »Das macht meine Kollegin gerade. Und ich denke, er …« Sie sah ängstlich über ihre Schulter. »Da kommt er ja.«
    Spencer schürzte die Lippen. »Danke, Ma’am.«
    Die junge Frau beeilte sich, dem Mann Platz zu machen, der an ihr vorbei nach draußen drängte. In der offenen Tür blieb er stehen und schirmte seine Stirn mit den Händen gegen den Regen ab. Dann erst schien er Spencer zu bemerken. »Ah. Sind Sie das Empfangskomitee?«
    »Hector Spencer, Kriminalpolizei. Der Superintendent schickt mich, Euch abzuholen, Mylord.«
    »Ja, das sagte man mir schon.« Gufod Neem – oder Prinz Algernon, wie sich Spencer in Erinnerung rief – deutete auf die beiden Flugbegleiterinnen, deren Körpersprache darauf hindeutete, dass sie am liebsten die Luke hinter ihm zugeschlagen und verriegelt hätten. Zwar konnten sie unmöglich wissen, wen sie hier vor sich hatten, doch die gesamte Situation war äußerst ungewöhnlich. Möglicherweise befürchteten die Frauen, ungewollt Zeugen einer Verhaftung zu werden oder gar versehentlich ins Zielfernrohr eines Scharfschützen der Polizei zu geraten. Gerne hätte Spencer sie dahingehend beruhigt, dass er selbst vor wenigen Minuten alle Einsatzkräfte zurückgepfiffen hatte und von daher absolut keine Gefahr drohte. Doch dafür war keine Zeit.
    »Und? Wie lautet die Antwort? Akzeptieren der Superintendent und die Regierung die Bedingungen für meine Hilfe?«, fragte Algernon ungeduldig.
    »Ich wäre nicht hier, wenn dem nicht so wäre«, presste Spencer hervor. »Aber dies ist weder der richtige Ort noch der geeignete Zeitpunkt, um die Modalitäten im Detail zu erörtern. Das besprechen Sie am besten mit meinem Vorgesetzten selbst – irgendwo, wo es trocken ist.«
    Algernon blickte sich suchend um. Zweifelsohne hatte auch er den Verdacht, in eine Falle gelockt zu werden. Er winkte Spencer einen Schritt näher zu sich heran und senkte die Stimme zu einem Flüstern, das im Rauschen des Regens beinahe unterging. »Ich warne

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