Gallaghers Tod
Thronfolger einsetzen.«
Spencer rieb sich nachdenklich das Kinn. Prinz Algernon war das einzige noch lebende Mitglied der kerianischen Königsfamilie, ein unehelicher Sohn des im Exil gestorbenen Prinzen Dvoria. Dvoria war zwar vor über dreißig Jahren nach einem Skandal aus der Thronfolge gestrichen worden, und ein unehelicher Sohn hätte ohnehin keinen Anspruch auf die Königswürde, selbst wenn Kerian noch immer eine Monarchie wäre – es sei denn …
»Dann hat uns Prinz Algernon unterschätzt«, unterbrach Kowalski seine Gedanken. »Wenn er davon redet, dass er zwischen uns und den Attentätern vermitteln will, dann weiß er nicht, dass wir wissen, dass er selbst der Täter ist.«
»Exakt«, stimmte Gregory ihm zu.
Spencer schnippte mit den Fingern. »Das Ganze ist ein Putschversuch! Er will uns erpressen, ihn zum König von Kerian zu krönen. Und selbstverständlich werden die Terroranschläge in dem Moment aufhören, in dem er auf dem Thron sitzt.«
»So in etwa.« Gregory seufzte schwer. »Und ich finde, wir sollten ihm geben, was er will.«
*
Trigger landete mit gelöschten Positionslichtern in einem Waldstück nahe einem vornehmen Außenbezirk von Sianong. Die anbrechende Dunkelheit und der unerwartet starke Regen boten immerhin ein Mindestmaß an Schutz vor neugierigen Blicken. »Jungchen, wie das gießt«, bemerkte Trigger. Nach einer kurzen Kalkulation fügte er hinzu: »Das dürften rund zweiunddreißig Liter pro Stunde sein. Wehe euch, wenn ich Rost ansetze!«
»So lange bleiben wir gar nicht«, beruhigte ihn Rebecca. »Wir statten nur kurz jemandem einen Besuch ab. Stimmt’s?« Sie zwinkerte Claire Rutherford zu.
Claire nickte. »Mein Ex-Mann wohnt nur ein paar Hundert Meter von hier entfernt.«
»Ausgezeichnet.« Clou überprüfte routiniert seine Waffe, ehe er sie in sein Holster verstaute. »Wollen wir doch mal sehen, was er uns über die Machenschaften der KPF zu erzählen hat.«
Claires Augen wurden groß, als auch Rebecca einen Blaster einsteckte. »Was wollt ihr eigentlich mit den Kanonen?«
Rebecca stutzte. »Willst du etwa unbewaffnet in die Höhle des Löwen spazieren? Oder wie hattest du dir das vorgestellt?«
Die Unternehmerin schluckte, und Rebecca wurde schlagartig klar, dass sie aneinander vorbeigeredet hatten. Für Rebecca und ihren Vater hatte von vornherein festgestanden, dass Hassan al-Akrab als Vorsitzender der Kerianischen Patriotischen Front der Hintermann von Gufod Neems Anschlägen sein musste und dass ihr unangemeldeter Besuch bei ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer gewaltsamen Auseinandersetzung enden würde. Claire hingegen war wohl bis zu diesem Moment davon ausgegangen, dass die Unterhaltung mit ihrem früheren Ehemann in zivilisierten Bahnen verlaufen würde. Es war klar, dass ihr die Aussicht, ihm mit einer Waffe in der Hand gegenüberzutreten, nicht behagte.
»Die sind nur zur Sicherheit«, sagte Clou beruhigend. »Ich bin halt gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet. Vielleicht hat dein Ex ja einen Bodyguard mit nervösem Zeigefinger. Oder vielleicht versteckt sich Gufod Neem in seinem Kleiderschrank.«
»Clou. Ulkig«, bemerkte Lisnoa.
»Also schön.« Claire kaute nervös auf ihrer Unterlippe. »Ich hoffe, ihr wisst, was ihr tut.«
*
»Wie bitte?« Spencer und Kowalski wechselten einen ungläubigen Blick.
»Natürlich nur zum Schein«, beeilte sich Gregory zu sagen. »Ich habe vor, ihm zu sagen, dass die Regierung – oder was davon noch übrig ist – geneigt ist, auf sein freundliches Angebot einzugehen. Sobald wir ihn an irgendeinem sicheren Ort haben, machen wir ihn dingfest. Das erscheint mir effizienter als eine Scharfschützenaktion in einem Raumhafen, wo es von unbeteiligten Zivilisten nur so wimmelt. Haben Sie sich mal gefragt, was sie machen wollen, wenn unser Attentäter die anderen Passagiere als Geiseln nimmt?«
Spencer schüttelte den Kopf. »Es ist alles vorbereitet für einen chirurgischen Eingriff, Sir. Niemand wird zu Schaden kommen außer Gufod Neem oder Felix Gotha oder Prinz Algernon oder wie immer er sich gerade nennt. Unsere Scharfschützen haben das im Griff.«
Kowalski sah auf die Uhr. »Noch sechs Minuten, Sir.«
Gregory wischte sich das regennasse Haar aus der Stirn. »Hector, wachen Sie auf! Der ganze Mist hat damit angefangen, dass ein Scharfschütze namens Gallagher unseren König erschossen hat, und jetzt wollen Sie den einzigen Überlebenden dieses Adelsgeschlechts in aller Öffentlichkeit von
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