Gallaghers Tod
davon ausgegangen, Hassan al-Akrab mit einigen Drohungen oder notfalls auch unter Anwendung von Gewalt zu einem Geständnis zu bewegen, der Drahtzieher hinter den Attentaten eines Gufod Neem zu sein. Er hätte sich von al-Akrab zu Neem führen lassen und sich an beiden für den Tod seiner Frau gerächt.
So weit die Theorie.
In der Praxis erwies sich al-Akrab nun aber als eine Sackgasse. Selbst die kerianische Polizei hatte ihn nach stundenlangen Verhören wieder ergebnislos nach Hause gehen lassen. Und nachdem man ihm dort schon kein Geständnis hatte entlocken können, war Clou wohl zu der Einsicht gekommen, dass es den Aufwand nicht lohnte, sich an al-Akrab die Finger schmutzig zu machen. Somit aber musste er eingestehen, dass er Gufod Neems Spur verloren hatte. Er konnte nun nur tatenlos abwarten, bis der Attentäter wieder zuschlug, und darauf hoffen, dass Neem einen Fehler machte.
Clou starrte mit ausdruckslosem Gesicht in seinen Quaich mit Whisky. Rebecca saß neben ihm auf dem Sofa. Hassan al-Akrab und Claire Rutherford standen im Durchgang zum Wintergarten und unterhielten sich angeregt. Trotz der gedämpften Stimmen bekam Rebecca mit, dass es dabei um die gescheiterte Ehe der beiden ging.
Sie stand auf und ging gelangweilt in dem geräumigen Salon auf und ab. Als sie an dem abgedunkelten Bildschirm der Kommunikationskonsole vorbeikam, die in die Wand eingelassen war, fiel ihr die hartnäckig blinkende Rufleuchte des Geräts auf. Rebecca trat etwas näher an al-Akrab und Claire heran und deutete mit dem Daumen über ihre Schulter. »Vielleicht sollten Sie mal nach Ihren Nachrichten sehen. Da blinkt was.«
»Äh, ja. Entschuldige mich einen Moment, meine Liebe.« Al-Akrab stellte seinen Drink weg und ließ die beiden Frauen einen Moment lang allein.
»Alles klar?«, flüsterte Rebecca.
»Danke für die Unterbrechung«, seufzte Claire.
»Was wollte er denn?«
»Das Übliche. Dass ich zu ihm zurückkomme.«
»Ah.«
»Aber lieber würde ich –«
Ein lauter Schrei aus dem Salon unterbrach sie. Rebecca und Claire eilten zurück, wo sie Hassan al-Akrab mit wächsernem Gesicht vor der Kommunikationskonsole antrafen.
»Er ist hier«, hauchte al-Akrab ehrfürchtig.
»Wer?«, rief Clou, der plötzlich wieder hellwach war. »Gufod Neem?«
»Nein«, erwiderte al-Akrab. »Prinz Algernon. Und er will mich heute Nacht noch treffen!«
*
»Es ist gut möglich, dass er noch ein Ass im Ärmel hat, Sir, ich kann Ihnen allerdings beim besten Willen nicht sagen, was es sein könnte.« Daniel Kowalski zuckte bedauernd mit den Schultern. »Aber es erscheint mir seltsam, dass er sich ohne die geringste Gegenwehr festnehmen ließ. Ihnen nicht?«
»Er war davon ausgegangen, dass wir die Verbindung von Gufod Neem über Felix Gotha zu Prinz Algernon noch nicht rekonstruiert hatten«, sagte Gregory. »Sein Fehler.«
»Mit Verlaub, Sir, aber unsere Analysten halten es für äußerst unwahrscheinlich, dass jemand wie Prinz Algernon einen derart groben Fehler machen würde. Er hat bisher gezeigt, dass er sehr viel im Voraus geplant hat. Und zwar in einer Komplexität, die wir immer noch nicht ganz erfasst haben.«
Spencer runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
»Erinnern Sie sich an das erste Kommuniqué, das wir erhalten hatten? Es handelte sich um eine Aufzeichnung, die auf einem Server zwischengeparkt und zeitversetzt gesendet wurde.« Kowalski tippte auf seinem Datenpad herum, und eine dreidimensionale Darstellung eines Frequenz-Spektrogramms erschien über dem Gerät. »In die Datei eingeflochten war ein Signal, das den Sprengsatz in der Kuppel des Präsidentenpalastes entschärft hätte, wenn das Kommuniqué rechtzeitig über die Massenmedien ausgestrahlt worden wäre.«
»Wissen wir«, seufzte Spencer. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Nun, ganz einfach.« Kowalski tippte weiter auf seinem Pad herum, und das erste Spektrogramm wurde von einer Reihe weiterer Grafiken abgelöst. »Bisher waren alle Nachrichten, die wir bekommen haben – einschließlich der letzten, die der Superintendent und die Minister heute Abend erhielten –, Aufzeichnungen. Eine Analyse der Dateien zeigt aber, dass sie zu unterschiedlichsten Zeiten aufgenommen und abgespeichert wurden. Es ist nicht so, dass einfach die eine Nachricht auf die nächste folgt. Sie müssen sich das eher so vorstellen, dass dort irgendwo im Hintergrund ein sehr komplexes Script abläuft: Wenn bis zu einem gewissen Zeitpunkt dieses oder jenes geschehen ist,
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