Gallaghers Tod
Al-Akrab hatte Clous Angebot und seine Entschuldigung angenommen.
»Was will der Prinz eigentlich von Ihnen?«, fragte Rebecca beiläufig.
Al-Akrab zuckte mit den Achseln. »Das stand nicht in der Nachricht. Ich soll nur um Mitternacht am Schloss sein.«
Clou sah auf die Uhr. Es war zwanzig vor zwölf. »Das klingt ja geheimnisvoll«, raunte er. »Dann machen wir uns besser aus dem Staub, bevor wir noch in irgendein konspiratives Treffen verwickelt werden.«
»Danke fürs Hinbringen jedenfalls.« Al-Akrab deutete auf eine große freie Rasenfläche vor dem Hauptportal. »Da drüben können Sie mich absetzen.«
»Ungern«, meldete sich Trigger zu Wort. »Der Boden ist hier vom Regen völlig aufgeweicht, da würde ich einsinken. Aber in dreihundert Metern Entfernung, am Fuße der Staumauer, ist alles betoniert. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, die paar Schritte zurück zu laufen, Sir?«
»Äh, ja. Sicher.« Al-Akrab sah Clou verblüfft an. »Das ist ja mal ein höflicher Bordcomputer.«
Clou lachte spöttisch. »Wenn Sie wüssten.«
»Trigger. Große. Klappe«, zirpte Lisnoa von irgendwoher.
»Sagt der Richtige«, erwiderte Trigger patzig.
»Wenn ihr jetzt fertig seid, können wir unseren Gast ja absetzen und uns wieder auf den Heimweg machen«, beendete Clou die Frotzeleien zwischen dem Schiff und dem Dekletianer.
Trigger überflog das Jagdschloss und senkte sich auf die betonierte Fläche am Fuße des Staudamms herab. Hier war um diese Uhrzeit niemand mehr. Nur wenig Licht drang von den Scheinwerfern am oberen Rand der Mauer durch die Regenschleier zu ihnen herab.
Dann aber flammten gleißend helle Suchscheinwerfer auf, und Clou und seine Begleiter schlossen geblendet die Augen.
»Kundschaft!«, zirpte Lisnoa.
*
»Ein unidentifiziertes Flugobjekt? Was soll das heißen?« Spencer sah Kowalski verständnislos an. »Wo soll das denn hergekommen sein?«
Der Constable saß neben ihm in der engen Passagierkabine des Polizeigleiters und starrte verdutzt auf die Anzeigen seines Datenpads. Der Pilot des Gleiters rief ihnen über die Schulter etwas zu, aber das Prasseln des Regens auf dem Kanzeldach und das Dröhnen der Motoren machten es unmöglich, das Gesagte zu verstehen. Das kleine Flugzeug gehörte zu einem Konvoi aus vier Maschinen, die durch den nächtlichen Regen auf die Mauer des Vandrow-Staudamms zurasten.
»Was hat er gesagt?« Spencer brüllte jetzt, um sich Gehör zu verschaffen.
»Er sagt, er hat auch keine Erklärung. Es scheint ein Raumschiff der Kompaktklasse zu sein, kerianische Bauart, ohne ID-Transponder. Ist auf einmal mitten in unserer Landezone aufgetaucht.« Kowalski kratzte sich am Kopf. »Vermutlich ist es in Bodennähe bis dorthin geflogen, unterhalb unserer Radarerfassung.«
»Na toll«, brummte Spencer.
War Kowalskis Vermutung also richtig gewesen? Lag in der Staumauer irgendwo eine Bombe versteckt? Dann konnte derjenige, der sich zu dieser nachtschlafenden Zeit dort herumtrieb, ja nur ein Komplize sein. Er tippte den Piloten auf die Schulter. »Ich zähle bis drei, dann machen Sie die Scheinwerfer an. Sagen Sie den anderen Bescheid.«
Der Pilot nickte und nuschelte etwas in sein Kinnmikrofon. Anschließend zeigte er dem Inspector den erhobenen Daumen.
Spencer spähte angestrengt in die Dunkelheit. Sie hatten beinahe das Gelände erreicht, auf dem das frühere Jagdschloss der kerianischen Königsfamilie lag. Dahinter ragte die dreihundert Meter hohe Betonwand des Staudamms senkrecht in den Nachthimmel. Und hinter dieser grauen Mauer, wusste Spencer, befanden sich Abermilliarden Kubikmeter Wasser.
»Eins …«
Der Staudamm war plötzlich sehr nah und füllte bereits das gesamte Kanzelfenster aus.
»Zwei … drei!«
Wenige Meter vor der Betonwand kamen die vier Gleiter zum Stillstand. Im gleichen Moment flammten sämtliche Suchscheinwerfer und Rundumkennleuchten der Flugzeuge auf und machten die Nacht zum Tag.
Spencer riss die Seitentür des Gleiters auf und sah nach unten. Dort am Fuße der Staumauer stand ein verbeultes Militärshuttle, dessen verblichene, blaue Lackierung von unzähligen Kleinstmeteoriten zerschrammt worden war. Kowalski reichte ihm eine Megafondisk.
»Hier spricht die Polizei! Steigen Sie langsam aus und heben Sie die Hände über den Kopf.«
*
Es war nicht das erste Mal, dass Rebecca von der Polizei verhaftet worden war, und es würde auch nicht das letzte Mal sein. Es war aber das einzige Mal, dass dabei ihr Vater anwesend war.
Rebecca, Clou,
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