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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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lebenden Kreatur die Vision ewiger Freiheit vermitteln, das mag ich an euch, Goldbook und Smith, euch beiden Typen von der Ostküste, von der ich schon glaubte, sie wäre tot.»
    «Wir glaubten, die West küste wäre tot!»
    «Ihr habt hier wirklich einen frischen Wind reingebracht. Wisst ihr denn auch, dass der reine Juragranit der Sierra Nevada mit den wuchernden hohen Nadelbäumen von der letzten Eiszeit und den Seen, die wir gerade gesehen haben, mit das Ausdrucksvollste auf dieser Erde ist, denkt mal, wie wahrlich groß und weise Amerika sein wird, wenn all diese Energie und Überfülle und Weite im Dharma zusammengefasst wird.»
    «Oh» – Alvah –«scheiß auf das alte, müde Dharma!»
    «Ho! Was wir brauchen, ist ein wandernder Zen-Orden, mit dem ein alter Bodhisattva von Ort zu Ort ziehen kann und todsicher immer einen Platz findet, wo er unter Freunden schlafen und seinen Brei kochen kann.»
    «Die Jungs ruhten aus, glücklich wie nie zuvor. Jack kochte Brei und ehrte das Große Tor», rezitierte ich.
    «Was ist das?»
    «Das ist ein Gedicht, das ich geschrieben habe. ‹Die Jungens saßen in einem lichten Hain und Buddha lud sie zur Erkenntnis ein. Jungs, sagte er, das Dharma ist ein Tor … Lasst mal sehen … Jungs, Schlüssel gibts viele und vielerort, aber nur ein Tor für die Bienen zum Bienenhort. Ich berichte euch alles was hat Fuß und Hand und früh schon gelernt vom Reinen Land. Ihr seid gute Jungs mit Zähnen weinrot doch um das zu verstehn tut anderes not, für euch mach ich’s einfach, wie ’ne Flasche Wein, und ein Holzfeuer unterm göttlichen Sternenschein. Also hört gut zu denn ihr wollt verstehn, das Dharma der Buddhas so heißersehnt, wie sich’s sitzt mit der Wahrheit unterm einsamen Baum, in Yuma Arizona oder jedem anderen Raum, kein Grund mir zu danken was ich von früher berichte, dreh nur weiter das Rad, das ist meine Geschichte: Der Geist ist der Schöpfer, warum weiß man nicht, nur dass einst diese Schöpfung zusammenbricht.›»
    «Ach, das ist aber zu pessimistisch und weit hergeholt», sagte Alvah, «obwohl der Reim so rein ist wie Melville.»
    «Und eines Tages gründen wir auch einen Orden für Buddys weinselige Freunde. Da können sie hinkommen, sich hinlegen und Teetrinken lernen, wie Ray es gelernt hat, meditieren lernen, wie du es lernen müsstest, Alvah, und ich werde ein Obermönch dieses Ordens sein mit einem großen Topf voll Grillen.»
    «Grillen?»
    «Jawohl, so wird das, eine Reihe von Klöstern, wo Leute hingehen und Mönch spielen und meditieren können; wir können eine Gruppe von Hütten bewohnen, oben in den Sierras oder in den High Cascades oder sogar, sagt Ray, unten in Mexiko, und große, wilde Horden reiner, heiliger Männer, die zum Trinken und Reden und Beten zusammenkommen, denkt an die Wellen des Heils, die aus solchen Nächten fließen können, und schließlich können wir Frauen haben, Ehefrauen, kleine Hütten mit frommen Familien, wie in alten Puritanerzeiten. Wo steht geschrieben, dass die Polizisten von Amerika und die Republikaner und Demokraten jedem vorschreiben dürfen, was er zu tun hat?»
    «Was ist mit den Grillen?»
    «Großer Topf mit Grillen, gib mir noch was zu trinken, Coughlin, ungefähr 25 Millimeter lang mit riesigen, weißen Fühlern, und ich brüte sie selbst aus, kleine, fühlende Wesen, die richtig schön singen, wenn sie heranwachsen. Ich will in Flüssen schwimmen und Ziegenmilch trinken und mit Priestern sprechen und chinesische Bücher lesen und gemächlich durch die Täler wandern und mit Bauern und ihren Kindern reden; und lange Wochen in geistiger Sammlung verbringen. Hast du mein letztes Gedicht gehört, Goldbook?»
    «Nein, was denn?»
    «Mutter von Kindern, Schwester, Tochter vom alten, kranken Mann, Jungfrau, deine Bluse ist zerrissen, hungrig und mit bloßen Beinen, ich bin auch hungrig, nimm diese Gedichte.»
    «Schön, schön.»
    «Ich will in heißer Nachmittagshitze Rad fahren, pakistanische Ledersandalen tragen, und überall Zen-Mönche, meine Brüder, die in dünnen Sommergewändern aus Hanf und mit stoppeligen Köpfen dastehen und denen ich laut zujauchze, will in goldenen Pavillontempeln wohnen, Bier trinken, auf Wiedersehen sagen, nach Yokohama fahren, Asienhafen, Hochbetrieb, schwitzende Menschen und dampfende Schiffe, will hoffen, mich durcharbeiten, zurückkommen, gehen, nach Japan fahren, in die USA zurückkommen, Hakuin lesen, mit den Zähnen knirschen, die ganze Zeit streng an mir arbeiten,

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