Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)
machen.
Rays Visionen sind groß und allumfassend – er erkennt, dass «alles in Ordnung ist, für alle Ewigkeit» –, aber Sprache und Bildwelt des Romans bedienen sich häufig der Nahaufnahme, weisen auf das Schöne, Innige und Teure hin: das «versteinerte Kaninchen», das den sich nähernden Geräuschen lauscht, der «kleine Bach, flach wie unsere Hand». Und das Universum ist nicht nur riesig, sondern auch dehnbar, «immerwährend weit und empfänglich … hinter leerem blauen Himmel». Die großen Geschenke sind hier die kleinen Freuden – «ein Regenbogen», sagte Ray in einem von Kerouacs gelungensten Haikus, das sowohl das Sprunghafte wie auch die Bescheidenheit des Buches einfängt, ist «ein Reif/für die Demütigen». Die Lösung ist, beschließt er, in der Einsamkeit zu beten, «für alle Lebewesen … das war die einzige ehrbare Tätigkeit, die einem auf der Welt noch blieb».
Auch wenn Kerouac im wahren Leben den Desolation Peak viel mehr als Bedrohung denn Inspiration empfand, kein Durchhaltevermögen wie Snyder in Japan entwickeln oder wie William S. Burroughs jahrelang hätte in Tanger leben können, so hatte er doch eine tief gehende Neugier, eine Bereitschaft, in das Leben anderer Menschen einzutreten und dieses zu deren Bedingungen und nicht zu seinen zu führen, ganz egal wie närrisch er dabei wirkte oder welche Fehler er machte. Es ist nicht so recht vorstellbar, dass Burroughs als Ausguck im Nordwesten anheuert oder Snyder die New Yorker Unterwelt auskundschaftet. Anders als Ginsberg und Snyder hielt Kerouac nur sehr wenige enge Freundschaften im Verlauf seines Lebens aufrecht, und doch wäre es ziemlich aufwendig, auch nur darüber nachzudenken, wie viel Zeit dieser «merkwürdige einzelgängerische verrückte katholische Mystiker» (so er selbst über sich) tatsächlich auf Tuchfühlung mit so vielen und so verschiedenen Menschen verbracht hat: quer durch das Land mit Neal Cassady oder später dem Fotografen Robert Frank, in verschiedenen gemeinsamen Wohnungen mit Cassady, Ginsberg, Burroughs, Snyder und anderen. Und der Alltag solcher Besuche waren auch nicht sinnlose Besäufnisse oder hochtrabende Gespräche. Locke McCorkle, der Sean Monahan in Gammler, Zen und hohe Berge , erinnert sich, dass Kerouac der einzige seiner Freunde war, dem seine Frau erlaubte, auf die Kinder aufzupassen.
Kinder haben keine Wahl, sie müssen in der Welt anderer Menschen leben. Wenn ein Erwachsener so etwas freiwillig tut, dann mag dies Kennzeichen eines besonderen und mutigen Künstlertums sein. Kerouacs größtes Talent bestand in dieser Art von Empfänglichkeit, einer geradezu zauberischen Anpassungsfähigkeit, einer umfänglichen Aufnahmebereitschaft, die ihn – in Michael McClures Worten – zu einer zentralen Figur unserer «langfristigen Biopolitik [macht] … unserem Einfluss auf alles». Japhy Ryder war die letzte mythologische Figur, die Kerouac dem Pantheon Amerikas hinzufügen sollte. Nach Gammler, Zen und hohe Berge handelten seine Romane nur noch von ihm selbst – er, der jetzt ein Schiffbrüchiger auf der Insel der Erwachsenenwelt und unsicherer denn je war, ob er gerettet werden würde.
Informationen zum Buch
Buddha in Kalifornien
Zusammen mit dem Dichter und Zenbuddhisten Japhy Ryder begibt sich der temperamentvolle junge Schriftsteller Ray Smith auf eine berauschende Reise: von den Partys und Poetry Sessions in San Francisco bis in die einsamen Höhen der High Sierras – immer auf der Suche nach einem intensiven, sinnerfüllten Leben.
Kerouac, der gefeierte Autor der Beat Generation, verfasste mit diesem Buch das literarische Dokument einer Jugend, die für sich die Natur neu entdeckte und die Fesseln der zivilisatorischen Annehmlichkeiten abzuwerfen bereit war.
«In Kerouacs brillanten Naturbeschreibungen liegt eine berauschende Kraft und Originalität.» (The New York Times Book Review)
Informationen zum Autor
Jack Kerouac wurde am 12. März 1922 in Lowell/Massachusetts geboren. Nachdem er kurze Zeit die Columbia University besucht hatte, diente er während des Zweiten Weltkriegs in der Handelsmarine. Später trampte er jahrelang als Gelegenheitsarbeiter kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten und Mexiko. Jack Kerouac starb am 21. Oktober 1969 in St. Petersburg/Florida.
Weitere Veröffentlichungen:
Unterwegs
Bebop, Bars und weißes Pulver
Engel, Kif und neue Länder
Lonesome Traveller
The Town and the City
Traumtagebuch
Impressum
Die
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