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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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weiterging: «‹Wer beliebt grausam zu scherzen, mit all diesen Herzen, die flieh’n wie die Ratten in der Wüste Schatten›, fragt Montana Slim, und winkte wild ihm, denn Buddy tut allen Menschen gut, inmitten der großen Löwenbrut. ‹Spielte Gott einfach Kegel, wie der indianische Flegel, mit ’ner Klappe so groß, und krumm wie der Fluss? Zeigte erst dir die Gärten, doch dann kamen die Härten, dann kam die Flut und du ließest dein Blut? Bitte sag uns, guter Buddy, deutlich und klar, wer erlaubt sich diesen Trick, mit Harry und Dick, und warum ist so übel, dieses Ewigkeitsgedüdel? Wozu und wohin, hat das Ganze ’nen Sinn?›» Ich glaubte, dass ich es letztendlich von diesen Dharma-Gammlern erfahren würde.

14. Kapitel
    Aber ich hatte so meine eigenen Ideen, und die hatten nichts mit dem ‹besessenen› Teil von alledem zu tun. Ich wollte mir eine komplette Ausrüstung besorgen, mit allem, was zum Schlafen, Zudecken, Essen, Kochen nötig war, das heißt praktisch: Küche und Schlafzimmer auf dem Rücken und irgendwohin abhauen und vollkommene Einsamkeit finden und in die vollkommene Leere meines Geistes schauen und mich von allem Denken völlig freimachen. Ich hatte auch vor, zu beten, nichts anderes zu tun, als für alle lebende Kreatur zu beten; ich sah, dass es die einzige anständige Tätigkeit war, die es auf der Welt noch gab. In einem Flussbett irgendwo zu sein oder in einer Wüste oder im Gebirge oder in einer Hütte in Mexiko oder einer Bretterbude in den Adirondacks zu ruhen und freundlich zu sein und sonst nichts zu tun, das zu üben, was die Chinesen ‹Tue nichts› nennen. Ich wollte im Grunde weder mit Japhys Vorstellungen von der Gesellschaft etwas zu schaffen haben (es war wohl besser, sie einfach überhaupt zu meiden, zu umgehen), noch mit dem, was Alvah dachte, dass man sich nämlich nichts vom Dasein entgehen lassen sollte, weil es so voll ist von süßer Traurigkeit und weil man eines Tages tot sein würde. Als Japhy mich am nächsten Morgen abholte, hatte ich von alledem den Kopf noch voll. Er und ich und Alvah fuhren in Morleys Wagen nach Oakland und gingen zuerst in einige Goodwill-Geschäfte und Heilsarmee-Läden, um verschiedene Flanellhemden (zu 50 Cents das Stück) und Unterhemden einzukaufen. Wir konnten uns furchtbar schwer über die bunten Unterhemden einig werden. Noch vor einer Minute – wir gingen gerade über die Straße – hatte Japhy gesagt: «Wisst ihr was, die Erde ist ein frischer Planet, wozu sich über irgendetwas den Kopf zerbrechen?» (das ist wahr), und nun stöberten wir mit verwirrten Mienen alle möglichen alten Kästen durch, die mit den gewaschenen und geflickten Hemden aller Gammler des Hinterhof-Universums gefüllt waren. Ich kaufte mir Socken, ein Paar lange schottische Wollsocken, die hoch bis übers Knie reichen und die man in einer kalten Nacht beim Meditieren im Frost recht gut gebrauchen konnte. Und ich kaufte mir eine schöne kleine Segeltuchjacke mit Reißverschluss für neunzig Cents.
    Dann fuhren wir zu dem riesigen Army-Navy-Geschäft in Oakland und gingen ganz nach hinten durch, wo Schlafsäcke an Haken hingen und alles Mögliche an Ausrüstung, einschließlich Morleys berühmter Luftmatratze, Wasserbehälter, Taschenlampen, Zelte, Flinten, Feldflaschen, Gummistiefel, unwahrscheinlicher Krimskrams für Jäger und Fischer; und Japhy und ich fanden darunter einen Haufen kleiner Sachen, die für Bhikkus nützlich sind. Er kaufte einen Topfhalter aus Aluminium und schenkte ihn mir; man verbrennt sich nie daran, weil es Aluminium ist, und man kann damit seine Töpfe mitten aus einem Lagerfeuer rausholen. Er wählte einen ausgezeichneten gebrauchten Daunenschlafsack für mich aus, zog den Reißverschluss und prüfte die Innenseite. Dann einen nagelneuen Rucksack, auf den ich so stolz war. «Ich gebe dir meinen eigenen alten Schlafsacküberzug», sagte er. Dann kaufte ich mir eine kleine Schneebrille aus Plastik, nur so aus Spaß, und Eisenbahnerhandschuhe, neue. Ich fand die Stiefel gut genug, die ich zu Hause im Osten hatte, wo ich zu Weihnachten hinfahren wollte, sonst hätte ich mir ein Paar italienische Bergstiefel gekauft, wie Japhy welche hatte.
    Wir fuhren von dem Laden in Oakland wieder nach Berkeley zum Skigeschäft, wo Japhy – als wir reingingen und der Verkäufer rüberkam – mit seiner Holzfällerstimme sagte: «Will meine Freunde für die Apokalypse ausrüsten.» Und er führte mich in den hinteren Ladenteil und suchte einen

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