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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Obrecht, „auf deiner Seite nach hinten. Ich mach’s hier
drüben. Du sagst ihm auch, daß er cool bleiben soll, weil er sonst eine aufs
Fell kriegt. Du sagst es. Kapiert?“
    „Kapiert“, nickte Obrecht, der Löwe.
    „Du, Panther“, wandte sich Krätzkow an
Kessling, „bewachst Sauerlich.“
    „Ich fühle mich wie im Urwald“, sagte
Hermann. „Vermutlich sind Tiger, Löwe und Panther nicht Ihre echten Namen.“
    „Selbstverständlich nicht“, meinte
Krätzkow. „Wir heißen Hase, Huhn und Igel. Aber das ist uns zu zahm.“

22. Die gleichen Töne
     
    Ein einsamer Parkplatz, dunkel und
leer.
    Als der Wagen hielt, kroch Tim eilig
nach hinten.
    Er hörte, wie die Türen geöffnet
wurden, sprang auf den Boden und — erstarrte.
    Die harte Mündung einer Pistole bohrte
sich zwischen seine Schulterblätter. Im selben Moment kam ein zweiter Kidnapper
hinten um den Wagen herum.
    „Hier endet die Fahrt, mein Kleiner“,
kläffte er.
    Tim biß sich auf die Lippen. Also
hatten sie ihn bemerkt. Und gegen zwei Pistolen blieb ihm keine Chance — da
nützt auch bestes Judo nichts.
    „Mit einem dunklen Hemd hättest du mehr
Glück gehabt“, der Kidnapper lachte. Er war ein eckiger Typ und bewegte sich
hölzern. „Wie heißt du?“
    „Dschingis Khan“, sagte Tim. „Sie
dürfen Dschingi zu mir sagen.“
    „So schlau wie der bist du nicht“,
sagte der Eckige. „Hättest du die Bullen verständigt, sähe es jetzt besser für
euch aus.“
    Tim grinste. „Die Polizei ist
verständigt.“
    „Ist sie nicht. Dafür ging alles viel
zu schnell.“ Er wandte sich an seinen Komplicen, der hinter Tim stand, immer
noch mit der Pistole im Anschlag. „Wir nehmen ihn mit. Zwei Geiseln sind besser
als eine.“
    Gegenwehr war sinnlos. Tim — und auch Sauerlich
— wurden die Hände gefesselt. Damit nicht genug — man verband ihnen die Augen
mit dunklem Tuch.

    Nur der Eckige redet, dachte Tim. Und
die beiden andern knurren zustimmend. Entweder sind sie wortkarg — oder
Ausländer.
    Der Pritschenwagen war offensichtlich
gestohlen. Er wurde zurückgelassen. In der Nähe parkte ein anderes Fahrzeug. Es
war zweitürig und bot genügend Platz für fünf Insassen.
    Tim und Hermann wurden in den Fond
gestopft.
    „Tim, um Himmels willen! Du hättest das
nicht tun dürfen“, murmelte Sauerlich.
    „Tut mir leid, Herr Sauerlich, daß es
schiefging.“
    Tim versuchte, sich anhand der
Geräusche zu orientieren. Aber das brachte nicht viel. Der Wagen fuhr durch
stille Straßen, hielt schließlich irgendwo; und die beiden Geiseln wurden ins
Freie gezerrt.
    Tim spürte, daß er in ein Haus geführt
wurde. Die Luft roch abgestanden. Es ging eine Treppe hinunter. Er stolperte
über eine Stufe. Eine Hand hielt ihn an der Schulter fest.
    Augenbinde und Handfessel wurden ihm
abgenommen.
    Blinzelnd sah er sich um. Es war ein
Kellerraum mit rohen Mauern. Keine Fenster. Lediglich eine kleine
Entlüftungsklappe befand sich oben in der Wand. Die schwere Stahlblechtür besaß
ein Sicherheitsschloß.
    Klößchens Vater stand neben ihm und
massierte seine schmerzenden Handgelenke.
    Wortlos zogen sich die drei Kidnapper
zurück. Krachend fiel die Tür ins Schloß. Der Schlüssel wurde gedreht.
    „Man glaubt es nicht“, Tim schüttelte
den Kopf. „Ich wollte nur Senf und Holzkohle holen.“
    „Und ich den Kühberger Rachentritt. Die
haben mich entführt, um Lösegeld zu erpressen. Entführt aus dem eigenen Haus.“
    „Jetzt wird’s eine teure Party.“
    „Und das Schlimmste ist“, Sauerlich
lachte: „Wir verpassen die Mitternachtssuppe. Ist was Chinesisches und heißt
Ping-Ting-Wing-King. Oder so ähnlich.“
    Tim begann, die Wände abzuklopfen,
stampfte auf den Fußboden und untersuchte die Angeln der Tür.
    „Da geht nichts — ohne Brecheisen.
Immerhin — dieses Gefängnis ist gemütlicher als das Verlies bei Krätzkow.“
    Sauerlich nickte. „Willi hat alles
erzählt. Was ihr da wieder angestellt habt! Aber es ging ja noch gut. So rosig
sieht’s hier nicht aus, wie?“
    Tim wollte antworten, verschluckte
statt dessen das erste Wort und horchte.
    Tatsächlich! Irgendwo im Haus wurde auf
einem Klavier gespielt. Nur ganz schwach drangen die Töne durch Mauern und
Wände hierher.
    Ping-ping-ping-piiiing-piiiing! hörte
er. Unwillkürlich schnellte er hoch auf die Zehenspitzen.
    „Auch das noch!“ meinte Sauerlich. „Ein
Anfänger.“
    „Mein Hamster bohnert!“ flüsterte Tim. „Ich
schnall ab, Herr Sauerlich! Das sind die Töne!

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