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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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konnte keine Rede mehr
sein.
    Ein Gast nach dem andern kam zu der
Überzeugung, daß es am sinnvollsten sei, sich — samt mitgebrachtem Partner — in
den Wagen zu setzen und „die Stadt abzuklappern nach den beiden Rumtreibern“.
    Im Klartext hieß das: Jeder fuhr auf
kürzestem Wege nach Hause, schimpfte noch ein bißchen über Hermann Sauerlich
und den ausgeflippten Jungen — und ging dann zur Ruhe, nämlich ins Bett: mit
überfülltem Magen und beduseltem Kopf.
    Nur Erna, Gaby, Karl und Klößchen
blieben die ganze Nacht auf und wachten am Telefon. Ihre Sorge wuchs.
    „Sie wissen ja“, sagte Gaby schließlich
zu Erna, „mein Papi hat Nachtdienst. Weswegen ja meine Eltern auch absagen
mußten — zu Ihrer lieben Einladung. Ich meine, wir sollten jetzt im Präsidium
anrufen.“
    „Du hast recht.“
    Erna griff zum Hörer.
    Im selben Moment schrillte der Apparat.
     
    *
     
    Viel Zeit war vergangen, wie Tim mit
einem Blick auf die Armbanduhr feststellte. Die vierte Morgenstunde brach an.
    Auf der großen Matratze, die in der
Ecke lag, hatten beide Platz gefunden — und ein bißchen geschlafen.
    Sauerlich schnarchte weniger als sein
Sohn Willi, wie Tim feststellen konnte.
    Jetzt weckte beide das Quietschen der
Tür.
    Die drei Maskierten kamen herein. Zwei
hatten ihre Pistolen, der Wortführer — den Tim und Hermann für Obrecht hielten
— trug ein Telefon. Es war an langer Schnur angeschlossen, also offensichtlich
funktionsfähig.
    „Wo bleibt unser Frühstück?“ fragte Sauerlich
kess. „Ich nehme Orangensaft, Kaffee und zwei Eier im Glas.“
    Tim grinste. „Für mich Porridge ( Haferbrei )
und Tee.“
    Der Eckige stellte das Telefon neben
der Matratze auf den Boden, zog von draußen etwas Schnur nach und warf dann
einen beschriebenen Zettel neben den Apparat.
    „Sie rufen jetzt Ihre Frau an, Sauerlich.
Sie sagen, was los ist und daß sie das Geld beschaffen soll. Eine halbe
Million. Hier haben wir genaue Anweisungen aufgeschrieben für die Geldübergabe.
Lesen Sie’s ihr vor. Sie soll sich genau daran halten. Und noch etwas: Wenn wir
einen Bullen in der Nähe entdecken, geht die Sache schlecht für euch aus.“
    „Wenn Sie das Geld haben“, fragte Sauerlich,
„lassen Sie uns frei?“
    „Mit einer Träne im Knopfloch. Aber Sie
sehen ja: Auf Dauergäste sind wir nicht eingerichtet.“
    „Wir kommen trotzdem wieder“, meinte
Tim. „Mit unseren Freunden von der Kripo. Die sind eingerichtet auf
Dauergäste.“
    „Du machst es uns schwer, dich gern zu
haben, Kleiner.“
    „Aber Sie mögen mich trotzdem, ja?
Sonst hätte ich keine gute Erinnerung an dieses nette Erlebnis.“
    Wenn ich nur die Gesichter sähe! dachte
Tim. Man weiß nicht, was in ihnen vorgeht, den Typen.
    Die Sehschlitze waren sehr schmal. Nicht
mal die Augenfarbe ließ sich erkennen.
    Sauerlich hatte den Hörer abgenommen
und wählte.
    Seine Frau saß offensichtlich am
Telefon. Denn sofort wurde abgenommen.
    „Erna, mein Liebes!“ sagte Hermann. „Ich
bin’s. Du mußt heute leider allein frühstücken. Tim und ich — wir befinden uns
nämlich in einer außergewöhnlichen Situation. Man hat uns gekidnappt. Erna!
Bitte, jetzt keine Tränen! Ich muß dir ein paar Dinge erklären — damit man uns
freiläßt. Am besten, du machst dir Notizen...“

     
    *
     
    Erna preßte den Hörer ans Ohr. Sie
wiederholte die Anweisungen.
    Gaby saß neben ihr, hatte Block und
Bleistift, schrieb alles mit.
    Klößchen gab knurrende Laute von sich.
Er war empört. Besorgt war er nicht so sehr.
    Karl stieß ihn mehrmals an. Denn das
Knurren störte erheblich.
    „Ja, Hermann“, sagte Erna schließlich.
Ihre Stimme bebte. „Ich habe alles notiert und werde mich danach richten.
Wir...“
    Sie sprach nicht weiter. Die Verbindung
war unterbrochen.
    „Ahnte ich’s doch“, sagte Klößchen in
die Stille. „Es konnte nur etwas in der Größenordnung sein. Kidnapping — und
gleich alle beide. Nicht zu fassen. Die Gangster müssen erheblich in der
Überzahl sein oder bewaffnet bis an die Zähne. Sonst hätte Tim...“
    „Halt mal die Luft an!“ wurde er von
Karl unterbrochen. „Wir müssen das Wichtigste zusammenfassen: Heute abend, 23
Uhr, Geldübergabe auf der Straße zwischen Igeldorf und Butzenhausen. Die
Strecke ist, wenn ich mich recht entsinne, drei Kilometer lang. Sie, Frau Sauerlich,
sollen dort entlang fahren. Das Geld steckt in einer gelben Leinentasche.
Langsam sollen Sie fahren, Frau Sauerlich, denn an irgendeiner Stelle wird
Ihnen

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