Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
sprang schuldbewusst auf, wobei er beinahe seinen Stuhl umwarf. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee? «, fragte er. »Wir haben Besuch. Sehen Sie mal, wer hier ist... «
    Leigh blieb abrupt stehen, als sie Michael Valente erkannte, der offensichtlich mit ihrem Chauffeur und ihrer jungen Nachbarin Karten spielte. Langsam stand er auf und lächelte sie an - ein Mann, der wusste, dass er nicht hier sein sollte, aber trotzdem gekommen war. All das und mehr las sie in seinem Gesicht, als er auf sie zukam, aber sie konnte nicht reagieren. Sie blieb stehen und wartete, bis er vor ihr stand.
    Er war ein alter Freund, und eigentlich erwartete sie, dass er das sagte, was alle Freunde im Moment ihr gegenüber äußerten. »Wie fühlst du dich? « oder »Wie geht es dir? « Fragen, auf die sie keine Antwort geben konnte.
    Stattdessen sagte er vorwurfsvoll: »Ich habe dich seit Wochen nicht gesehen. Willst du nicht fragen, wie es mir geht, Leigh? «
    Verblüfft blickte sie ihn an, und wider Willen musste sie lachen. Sie streckte ihm die Hände entgegen, als sie plötzlich merkte, wie unter dem Lachen die Tränen hervordrängten. Mühsam wehrte sie sich dagegen und zwang sich, weiter zu lächeln. »Es tut mir Leid«, erwiderte sie. »Wie geht es dir? «
    »Schrecklich«, sagte er düster. »Mir tut alles weh, am meisten jedoch mein Herz. Die Menschen, denen ich vertraut habe, haben mich betrogen... « Zu ihrem Entsetzen spürte Leigh, wie ihr die Tränen in die Augen traten, und als er fortfuhr: »Ich kann nicht schlafen, weil ich Angst habe zu träumen... «, liefen sie ihr bereits über die Wangen.
    Sie wollte sie wegwischen, aber er zog sie in die Arme. »Weine, Leigh«, flüsterte er, »weine nur. «
    Noch eine Sekunde zuvor hatte er sie zum Lachen gebracht, und jetzt lag sie an seiner Brust und schluchzte hilflos. Sanft strich er ihr über die Wange. »Alles wird gut«, flüsterte er, als ihre Tränenflut schließlich nachließ. »Ich verspreche es«, fügte er hinzu und reichte ihr ein Taschentuch.
    Verlegen wandte sie sich ab und trocknete ihre Tränen. »Ich glaube, ich werde damit nicht fertig«, gestand sie.
    Michael legte ihr die Hand unters Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen. »Sie haben keinen Krebs oder eine andere tödliche Erkrankung, deshalb können Sie es durchaus überwinden. Es liegt in Ihrer Macht, wie lange Sie noch wegen der Affären Ihres Mannes und Ihrer Liebe zu ihm leiden wollen. «
    Schniefend wischte sie sich über die Augen. »Manchmal steigt Wut in mir auf, aber das hilft mir auch nicht. «
    »Wut ist nur Folter, die man sich selber zufügt. «
    »Was soll ich denn tun? «
    »Um Ihre Selbstachtung wiederzufinden, sollten Sie Zurückschlagen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. «
    »Na toll«, erwiderte sie. »Geben Sie mir eine Schaufel, dann grabe ich ihn aus. «
    Lachend zog er sie an sich und legte das Kinn auf ihren Scheitel. »Ihr Humor gefällt mir«, sagte er zärtlich, »aber für den Anfang sollten wir behutsamer vorgehen. «
    Verlegen löste sich Leigh von ihm und bemühte sich zu lächeln. »Was empfehlen Sie? «
    »Ich empfehle Ihnen, heute mit mir zu Abend zu essen. «
    »In Ordnung. Ich bitte Hilda, uns... «
    »Nicht hier. «
    »Oh, Sie meinen, in einem Restaurant? Ich glaube nicht... Nein, wirklich... «
    Er schien ihr widersprechen zu wollen, aber der Gedanke an die Blicke Fremder und das unausweichliche Zusammentreffen mit Reportern erschreckte sie so offensichtlich, und sie sah ihn so flehend an, dass er einlenkte. »Na gut, dann hier. «
    »Ich möchte mich vorher rasch duschen und umziehen«, erklärte Leigh. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, noch eine halbe Stunde auf mich zu warten? «
    »Keineswegs«, erwiderte er übertrieben förmlich. »Lassen Sie sich bitte Zeit. «
    Verwirrt von dem humorvollen Funkeln in seinen Augen eilte Leigh zu ihrem Schlafzimmer.
    Michael blickte ihr nach. Ob es ihm etwas ausmachte, eine halbe Stunde auf sie zu warten?
    Sicher nicht.
    Er hatte Jahre auf sie gewartet.
    Abrupt drehte Michael sich um, weil ihm plötzlich einfiel, dass er ja in der Küche mit Courtney und O’Hara Karten gespielt hatte. Courtney starrte ihn gebannt an; O’Hara stand immer noch neben seinem Stuhl und hatte sich offenbar nicht von der Stelle gerührt.
    Betont lässig steckte Michael die Hände in die Taschen und schlenderte zum Küchentisch zurück, um seinen Platz wieder einzunehmen.
    Courtney griff nach ihrer Tasche und stand langsam auf. »Ich muss... « Sie

Weitere Kostenlose Bücher