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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Abend würde es wieder spät werden, da McCord ja erst um halb sechs zurückkam. Sie hatte sich ein paar freie Stunden redlich verdient.
    Sie nahm ihre Tasche, zog ihre Jacke an und beschloss, zum nachweihnachtlichen Ausverkauf bei Bergdorfs zu gehen. Bevor sie ihr Handy in die Tasche steckte, vergewisserte sie sich noch rasch, dass es eingeschaltet war. Vor halb sechs brauchte sie nicht zurückzukommen. McCord war so vorhersagbar, dass sie sich darum gar keine Sorgen machen musste.
    Um drei Uhr war Sam gerade auf dem Weg in eine Umkleidekabine, um ein tolles rotes Strickkleid mit Jackett anzuprobieren, als ihr Handy klingelte. Als sie es aus der Tasche grub, sah sie überrascht McCords Nummer auf dem Display. Noch überraschter war sie von seinem barschen Tonfall: »Wo, zum Teufel, sind Sie? «
    »Ich habe beschlossen, ein paar Überstunden abzubummeln. Ich bin in der Stadt - Siebenundfünfzigste und Fifth Avenue«, erwiderte sie.
    »Kommen Sie sofort wieder ins Büro«, befahl er.
    »Was ist denn los? « Sam drückte das Strickkleid der verblüfften Verkäuferin in die Hände, die gerade vorbeikam.
    »Das erzähle ich Ihnen, wenn Sie hier sind. Wo ist die Zusammenfassung aller Anklagen, die Valente jemals angelastet wurden? «
    »ln meinem Schreibtisch. « Sam eilte bereits im Laufschritt die Straße entlang. »Ich bin gleich da. «
Kapitel 59
    Rasch lief Sam in ihrem Büro vorbei, um ihre Tasche in den Schreibtisch zu legen und sich ihre Winterjacke auszuziehen. Dann eilte sie zu McCord, blieb jedoch an der Tür unschlüssig stehen.
    Er stand hinter seinem Schreibtisch, mit dem Gesicht zur Wand, als blicke er auf den Monitor seines Laptops, der auf der Anrichte stand. Aber der Monitor war dunkel, und seine Haltung wirkte unnatürlich angespannt.
    Die Aktenmappe mit ihrer Zusammenstellung von Valentes Anklagen lag auf seinem Schreibtisch, und seine Bomberjacke hatte er achtlos über den Stuhl geworfen - ein weiteres Zeichen, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Leise sagte Sam: »Was ist los? «
    »Schließen Sie die Tür«, erwiderte er gepresst.
    Mit wachsendem Unbehagen schloss sie die Tür. Wenn sie allein in seinem Büro waren, machte McCord normalerweise nie die Tür zu. Da die obere Hälfte der Wand aus Glasscheiben bestand, konnte sowieso jeder sehen, wer im Zimmer war, und wenn er sich zu häufig mit Sam hinter geschlossenen Türen beraten hätte, dann hätte das zu falschen Schlüssen bei den Kollegen geführt.
    Immer noch mit dem Rücken zu ihr, sagte McCord: »Sagt Ihnen der Name William Holmes etwas? «
    »Natürlich. Er war das Opfer im Totschlagsfall Valente. «
    »Fällt Ihnen zu diesem Fall sonst noch etwas ein? «
    Unbehaglich erwiderte Sam: »Das Opfer, William Holmes, war ein unbewaffneter Sechzehnjähriger ohne Vorstrafen, der sich in einer Seitengasse mit Michael Valente wegen eines unbekannten Problems gestritten hat. Während dieses Streits erschoss Valente - damals siebzehn Jahre und mit einem langen Vorstrafenregister im Jugendstrafrecht - Holmes mit einer 45er Halbautomatik, die Valente gehörte. Ein Streifenpolizist, Duane Kraits, hörte den Schuss und war innerhalb weniger Minuten am Tatort, aber Holmes starb, bevor der Krankenwagen eintraf. Officer Kraits verhaftete Valente am Tatort. «
    »Fahren Sie fort«, sagte er sarkastisch, als sie schwieg. »Ich möchte sicher sein, dass Sie in der Akte genau das Gleiche gelesen haben wie ich. «
    »Die Autopsie ergab Tod durch eine 45-Millimeter-Patrone, die die Aorta des Opfers durchschlug. Die Ballistiker bestätigten, dass die Kugel aus Valentes unregistrierter, 45er Halbautomatik stammten. Seine Fingerabdrücke waren auf der Waffe. Weder bei Holmes noch bei Valente wurden Drogen oder Alkohol nachgewiesen. «
    Sam überlegte, was sie noch vergessen haben könnte, und erwähnte das Einzige, was ihr noch einfiel. »Valente wurde von einem Pflichtverteidiger vertreten und bekannte sich schuldig. Der Richter berücksichtigte zwar Valentes Alter, lastete ihm jedoch sein Vorstrafenregister und die Gewaltsamkeit der Tat an. «
    McCord drehte sich um, und Sam wäre beinahe einen Schritt zurückgewichen, als sie das drohende Glitzern in seinen Augen sah. »Möchten Sie gerne wissen, was wirklich passiert ist? «
    »Wie meinen Sie das? «
    »Ich habe heute eine halbe Stunde mit Kraits geredet. Er ist pensioniert und lebt allein - mit einer Flasche Jack Daniels und seiner Erinnerung an >die gute alte Zeit<. Er war bereits halb angetrunken, als ich ankam,

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