Ganz, nah!
suchen nach neuen Verdächtigen, neuen Theorien. « Er trat um seinen Schreibtisch herum und schlüpfte in sein Jackett. »Holen Sie Ihren Mantel«, sagte er zu ihr. »Ich bringe Sie nach Hause. «
Das hatte er ihr noch nie angeboten. McCord hatte ein Auto, aber wenn das Wetter gut war, ging Sam zu Fuß nach Hause, ansonsten nahm sie die Subway. Sie wollte bereits ablehnen, tat es aber dann doch nicht. Sein Tag war schon schwierig genug gewesen, da brauchte sie nicht auch noch sein nettes Angebot auszuschlagen. Und er sah so erschöpft und entmutigt aus, dass ihr Herz ihm zuflog.
Kapitel 60
Vor dem Aufzug warteten zu viele Leute. McCord wandte sich zur Treppe, und Sam folgte ihm. Er ging zwei Schritte vor ihr, deshalb konnte sie sich in die Betrachtung der kurzen Härchen versenken, die seinen Kragen berührten.
Er war in Gedanken immer noch bei Valente. »Ich bin so verdammt froh, dass ich Valente gegenüber heute früh Zweifel geäußert habe«, sagte er sarkastisch. »Seit Jahren versuchen sie, ihn festzunageln, und ich habe auch noch dazu beigetragen. Wie viel schlimmer kann Machtmissbrauch noch werden? «
»Ich finde, er hat eigentlich Glück gehabt«, erwiderte Sam.
»Wie kommen Sie darauf? «
»Weil Sie es nie zugelassen hätten. Sie sind kein Henkersknecht. Das macht Sie so unglaublich... «
Er blieb so abrupt stehen, dass Sam beinahe auf ihn geprallt wäre. Ihr Herz begann heftig zu schlagen, und sie hielt sich krampfhaft am Geländer fest. Sein gebräuntes Gesicht war nur noch Millimeter von ihrem entfernt. Was er jedoch sagte, entsprach nicht dem, was sie erwartet hatte.
»Nein«, sagte er mit einem bitteren Lachen. »Nein. « Damit drehte er sich um und lief rasch die Treppe hinunter. Sam folgte ihm verlegen.
Als sie auf dem Parkplatz ankamen, sagte sie gespielt fröhlich: »Es ist ein schöner Abend. Ich glaube, ich nehme die Subway und gehe auf dem Heimweg noch ein wenig einkaufen. «
McCord packte sie am Ellbogen. »Steigen Sie ins Auto«, befahl er.
Leise lachend entzog sie ihm ihren Arm. Man durfte Männern nicht zu heftig widersprechen, das brachte sie auf falsche Schlussfolgerungen. »Vielen Dank für Ihr Angebot, aber ich möchte wirklich gern mit der Subway fahren und einkaufen. «
»Steigen Sie ins Auto«, wiederholte er und schob sie vorwärts.
Es hatte wohl keinen Sinn, zu widersprechen, also setzte sich Sam gehorsam ins Auto. Er schlug die Tür zu und schloss hinter ihr ab.
Sie musste kichern. »Wir sind doch beide bewaffnet«, erklärte sie, als er sich hinters Steuer setzte.
»Einer von uns ist besser bewaffnet als der andere«, entgegnete er barsch.
Sam lächelte ihn fragend an. »Wer? «
Er wandte sich langsam zu ihr und legte den Arm über die Rückenlehne ihres Sitzes. Einen Moment lang dachte Sam, er würde sie an sich ziehen, aber dann nahm er den Arm wieder weg und startete den Wagen. »Sie«, antwortete er.
Nachdem Sam ihm rasch erzählt hatte, was sie von Valente erfahren hatte, legten sie den Rest der Strecke in völligem Schweigen zurück. Die Situation im Treppenhaus hatte irgendetwas verändert, und sie fühlte sich nicht wohl.
»Danke für die Heimfahrt«, sagte sie, als er vor ihrem Haus hielt. Beinahe erwartete sie, dass er eine Bemerkung über die teure Adresse machte, aber er schwieg. Zu ihrer Überraschung schaltete er den Motor aus. »Sie brauchen nicht auszusteigen«, erklärte sie, aber er ignorierte sie.
»Was machen Sie denn da? «, fragte sie nervös, als er neben ihr her auf das Haus zuging.
»Ich bringe Sie zur Tür. «
»Das meinen Sie doch nicht ernst! « Sam lachte.
»Ich meine es äußerst ernst«, erwiderte er und ging mit ihr am Portier vorbei.
Sam drückte auf den Aufzugknopf und beschloss, das Problem direkt anzugehen. »Ich hoffe, die Situation eben im Treppenhaus hat Sie nicht geärgert. «
Er warf ihr einen so vernichtenden Blick zu, dass ihr Herz sank. »Darüber reden wir oben. «
Sam lächelte süß. »Glauben Sie etwa, ich lade Sie ein? «
»Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. «
Jetzt war sich Sam ganz sicher: Er wollte ihr Vorwürfe wegen ihres unpassenden Verhaltens machen - sie war bestimmt zu weit gegangen!
Sie schloss die Wohnungstür auf, trat ein und machte Licht an. McCord blieb an der Tür stehen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Wand.
Nervös nestelte Sam an dem Band, mit dem sie ihre Haare zusammenhielt. Er beobachtete sie, und dann sagte er: »Es wird keine gestohlenen
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