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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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hat. « Bei diesen Worten blickte er sie unverwandt an. »Wie stellt sich Ihrer Meinung nach damit der Fall an diesem Punkt dar? «
    Sam überlegte, ob das eine Fangfrage sein sollte, weil es bis jetzt noch gar keinen Fall gab. »Welcher Fall? «, fragte sie vorsichtig.
    »Nach allem, was Sie gesehen und gehört haben«, erläuterte er, »wie ist Ihre Theorie? «
    »Ich habe keine Theorie, weil es noch keine Fakten gibt. Wir wissen, dass Mrs. Manning und Valente sich nicht erst seit letzter Woche kennen und dass sie es geheim halten wollten. Darüber hinaus wissen wir nur, dass Mrs. Manning letzte Woche so schnell wie möglich zur Hütte wollte und dass sie dafür sogar in Kauf nahm, mit Valente zusammen gesehen zu werden. Wollen wir sie wegen Ehebruchs anklagen? Das könnten wir gar nicht mit dem, was wir... «
    McCord warf ihr einen Blick zu, als sei sie durchgefallen - bei einem Test, den Sam eigentlich hatte bestehen wollen -, und sie brach völlig verwirrt mitten im Satz ab. Er griff erneut nach seinem Block, drehte sich wieder zur Seite und zückte den Bleistift. »Soll das heißen, Sie haben in der vergangenen Woche nichts gesehen oder gehört, was Sie misstrauisch macht? «
    »Natürlich bin ich misstrauisch. «
    »Dann erläutern Sie uns doch mal Ihre Meinung. «
    »Ich habe mir bis jetzt noch keine Meinung gebildet«, erwiderte Sam eigensinnig.
    »Amerikaner haben über alles eine Meinung, Detective«, sagte er ungeduldig. »Ganz gleich, wie schlecht informiert, einseitig oder selbstsüchtig diese Meinung sein mag, jeder würde sie dem anderen am liebsten aufdrängen, das ist doch ein nationaler Sport. Nein, sogar eine Besessenheit. Und Sie«, fügte er scharf hinzu, »sind doch angeblich Detective, was per Definitionen bedeutet, dass Sie besonders intuitiv und aufmerksam sein müssen. Beweisen Sie es mir. Und wenn Sie schon nicht mit Theorien aufwarten können, dann sagen Sie mir wenigstens, was Sie beobachtet haben. «
    »In welcher Hinsicht? «
    »In jeder. Was haben Sie, zum Beispiel, bei mir beobachtet? «
    Sams sechs ältere Brüder hatten ständig versucht, sie  aus der Fassung zu bringen, und sie war mit der Zeit ziemlich immun dagegen geworden. Aber er traf sie jetzt so unvorbereitet, dass sie nur noch zu dem letzten Mittel greifen konnte, das ihr zur Verfügung stand. Und so lächelte sie ihn freundlich an, als er sie anfuhr: »Wenn Ihnen überhaupt auf- gefallen ist, dass ich hier bin, Detective, dann sagen Sie doch, was Sie beobachtet haben. «
    »Ja, Sir, natürlich. Sie sind ungefähr ein Meter achtundachtzig groß und wiegen ungefähr hundertsiebzig Pfund. Alter Mitte vierzig. «
    Sie schwieg, in der Hoffnung, dass er sie in Ruhe lassen würde. Aber den Gefallen tat er ihr nicht.
    »Ist das alles? «, fragte er spöttisch.
    »Nein, Sir. Jedes einzelne Möbelstück in diesem Büro ist nicht nur abgestaubt, sondern abgeschrubbt worden, was bedeutet, dass Sie entweder besonders heikel oder einfach nur neurotisch sind. «
    »Es könnte doch auch bedeuten, dass ich keine Kakerlaken in meinen Schreibtischschubladen haben möchte. «
    »Es gab keine Kakerlaken in Ihrem Schreibtisch. Die Kantine ist auf der anderen Seite in diesem Stockwerk, und wenn es Küchenschaben im zweiten Stock gäbe, dann wären sie dort. Aber auch dort gibt es keine, vermutlich weil das ganze Stockwerk gerade erst vor zwei Wochen ausgeräuchert worden ist. Das weiß ich, weil ich gegen die Chemikalien allergisch bin. «
    »Weiter. «
    »Sie können Unordnung nicht ertragen und sind pedantisch ordentlich. Die Möbel hier in diesem Zimmer sind übergenau ausgerichtet, und auch die Aktenstapel auf Ihrem Schreibtisch liegen präzise auf den Ecken. Wenn ich mir ein Bild machen müsste, würde ich Sie vermutlich für einen Kontrollfreak halten, was normalerweise symptomatisch für einen Menschen ist, der sein eigenes Leben nicht in den Griff bekommt und deshalb jede Facette seiner Umgebung kontrollieren muss. Soll ich aufhören? «
    »Nein, bitte fahren Sie fort. «
    »Sie tragen braune Loafers, braune Hosen und einen braunen Gürtel. Ihr Gesicht ist gebräunt, was Sie gesund aussehen lässt, aber Sie haben kürzlich stark abgenommen - möglicherweise auf Grund einer Krankheit, wegen der Sie sich im Winter eine Zeit lang in der Sonne aufhalten mussten. «
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich abgenommen habe? «
    »Weil Ihr Jackett Ihnen zu groß ist, vor allem an den Schultern. «
    »Das könnte auch bedeuten, dass ich gestern bei

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