Ganz, nah!

achtete darauf, dass Hilda ihren trank. Dann begleitete er die untröstliche Haushälterin zu ihrem Zimmer und begab sich zu seinem eigenen Zimmer, wo er noch zwei weitere Whiskey trank. Um Michael Valente kümmerte er sich nicht.
    Um elf ging er noch einmal nachschauen, ob alles abgeschlossen war. Er hatte gerade das Wohnzimmer durchquert, als er feststellte, dass Valente noch immer da war. Er saß auf einem unbequemen Stuhl am anderen Ende des Wohnzimmers, direkt neben dem kleinen Flur, der zu Leighs Schlafzimmer führte. Mit gesenktem Kopf lauschte er auf das angsterfüllte Weinen, das aus ihrem Zimmer drang.
    Als Joe stumm auf ihn zutrat, rieb Valente sich müde mit den Händen das Gesicht.
    »Wollen Sie die ganze Nacht hier sitzen bleiben? «, fragte Joe leise.
    Der andere Mann blickte auf. »Nein«, sagte er.
    Wenn Joe nicht getrunken hätte, hätte er bestimmt nichts gesagt. So jedoch fuhr er fort: »Gehen Sie doch nach Hause und schlafen Sie ein bisschen, Falke. Sie können sie sowieso nicht vor dem bewahren, was sie heute Nacht durchmacht. «
    Schweigend stand Valente auf und zog sich sein Jackett an, das über der Stuhllehne gehangen hatte. »Dann überlasse ich sie Ihrer Obhut, Brecher. «
Kapitel 29
    »Ich weiß, dass dies eine schwierige Zeit für Sie ist, Mrs. Manning«, sagte Detective Littleton am nächsten Morgen zu Leigh, als sie und McCord sich im Wohnzimmer hinsetzten. Shrader war in der Küche und sprach mit der Haushälterin, dem Chauffeur und der Sekretärin. »Wir werden unseren Besuch so kurz wie möglich halten«, versprach sie. »Aber wir müssen Ihnen einige Fragen stellen, von denen Ihnen manche sicher beleidigend oder sogar grausam erscheinen, aber ich kann Ihnen versichern, dass es sich nur um Routine handelt. Diese Fragen stellen wir jedem Ehepartner nach Mord. «
    Sam schwieg und wartete auf die Reaktion der blassen, gebrochenen Frau, die ihr gegenüber saß. »Mrs. Manning? «, fragte sie dann.
    Leigh wandte den Blick von dem großen Seestern aus Kristall ab, der auf dem Beistelltisch neben McCord lag. Logan hatte sich letzten Sommer in Newport in das wunderschöne Stück verliebt, und sie hatte ihn damit überrascht, als sie nach Hause fuhren. »Entschuldigung, ich war mit meinen Gedanken woanders. Was möchten Sie mich fragen? «
    »Sie hatten jetzt ein paar Stunden Zeit, um die tragischen Umstände des Todes Ihres Mannes zu überdenken. Fällt Ihnen ein Grund ein, aus dem jemand ihn hätte umbringen  wollen? «
    Ein paar Stunden zum Überdenken, dachte Leigh fassungslos. Sie würde ein ganzes Leben lang dafür brauchen. »Ich... ich habe die ganze Nacht wach gelegen und darüber nachgedacht, und ich kann mir nur vorstellen, dass es eine ungeplante Tat war. Vielleicht hat ihn irgendein Irrer über fallen, der möglicherweise da lebte und Logan als Eindringling empfunden hat. Und als er sah, dass Logan Sachen in die Hütte brachte, hat er ihn mit seinem Gewehr erschossen. «
    »Diese Theorie wird durch die Fakten leider nicht gestützt«, erwiderte Sam. »Der 38er Revolver, den wir im Wagen Ihres Mannes gefunden haben, war auf Ihren Mann registriert. « Leigh starrte sie fassungslos an. »Wussten Sie, dass Ihr Mann eine Waffe besitzt? «
    »Nein, ich hatte keine Ahnung. « Leigh konnte und wollte einfach nicht glauben, dass jemand kaltblütig geplant hatte, Logan umzubringen, deshalb versuchte sie, die Fakten in ihr Szenario einzubauen. »Wenn in der Hütte ein Psychopath gelebt hat, dann ist es doch möglich, dass er meinem Mann zum Auto gefolgt ist. Vielleicht hat es ja einen Kampf gegeben, und dabei ist der Revolver losgegangen. «
    Detective Littleton ging nicht darauf ein. »Können Sie sich einen Grund denken, warum Ihr Mann eine Waffe bei sich trug? «
    Leigh überlegte. Nach einer Weile sagte sie langsam: »In den letzten Jahren hatte mein Mann viel mit dem Bau von Geschäftsgebäuden zu tun. Dabei sind die Gewerkschaften involviert, und nach dem, was ich gelesen habe, können die Dinge schon mal außer Kontrolle geraten... « Sie schwieg. »Nein, warten Sie - ich hatte doch einen Stalker. Vielleicht hat sich Logan deshalb einen Revolver zugelegt. «
    »Wann ist Ihr Stalker das erste Mal in Erscheinung getreten? «
    »Vor ein paar Monaten. Wir haben damals Anzeige erstattet. Das haben Sie sicher noch im Computer. «
    Sam notierte sich ihre Äußerung, aber sie wusste bereits, dass die Anzeige im September erfolgt war, sechs Monate, nachdem Logan Manning sich den Revolver