Ganz, nah!
der Fotos hatte er einen Aktenkoffer dabei und ging die Treppe zum Bundesgericht hinauf. Sam kam er nicht bekannt vor, und sie war nicht nur bei der Beerdigung dabei gewesen, sondern hatte sich am Abend auch noch die Videokassette angesehen.
»Das Foto von ihm vor dem Bundesgerichtsgebäude wurde im August aufgenommen. Es ist das Neueste, das wir besitzen«, erklärte McCord. »Er war als Zeuge geladen worden, um über Valentes Geschäftspraktiken auszusagen. «
»Ich kann mich nicht daran erinnern, den Typ gestern gesehen zu haben«, warf Womack ein. Er war ein drahtiger Fünfzigjähriger mit dünnem, grauem Haar und einem Gesicht, das man sofort wieder vergessen hätte, wenn nicht hinter den dicken Brillengläsern so kluge blaue Augen geblitzt hätten. Obwohl er mehrfach versichert hatte, er habe sich von seiner Operation so gut erholt, dass er unbedingt wieder zur Arbeit kommen wolle, fiel Sam auf, dass er sich häufig die linke Schulter rieb, als ob er dort Schmerzen hätte. Er war ein unauffälliger, aber scharfsinniger Mann, und Sam mochte ihn.
»Ich habe ihn auch nicht gesehen«, sagte sie.
»Er war nicht da«, erklärte Shrader.
»Sie haben Recht, er war nicht da«, sagte McCord und reichte ihnen Blätter, auf denen nur Unterschriften standen. »Mit der freundlichen Erlaubnis von Mannings Witwe«, fuhr er fort, »habe ich gestern das Gästebuch mitgenommen und Kopien davon gemacht. Auf Seite vierzehn werden Sie auf einen interessanten Namen stoßen. «
Sam sah die Unterschrift im gleichen Moment wie Shrader. »Mario Angelini? «, fragte sie.
»So habe ich es zuerst auch gelesen, deshalb habe ich mir heute früh das Video noch einmal angeschaut. Und das habe ich entdeckt... « Er wandte sich zum Videorecorder. Die Kassette war bereits abgelaufen, und er spulte sie rasch zurück. »Das ist die beste Aufnahme, die wir von Valentes Vertretung haben, Mrs. Marie Angelini. « Man sah eine gut gekleidete, grauhaarige Frau, die Leigh Mannings Hände hielt.
»In welcher Beziehung stehen sie zueinander? «, fragte Shrader.
»Marie Angelini ist Valentes Tante. Er wuchs mit ihren Söhnen Angelo und Dominick gemeinsam auf. Angelo ist vor fünfundzwanzig Jahren, als er gerade Anfang zwanzig war, ums Leben gekommen. Dominick, dessen Foto Sie eben gesehen haben, wurde Steuerberater und hat eine eigene Kanzlei. Jetzt raten Sie mal, wer sein größter Klient ist. «
»Valente«, erwiderte Womack.
McCord nickte. »Genau - Valente mit all seinen Unternehmen. Dazu gehört auch ein großes Restaurant mit angeschlossenem Feinkostladen im East Village, das Angelini’s. Offiziell ist Marie Angelini die alleinige Eigentümerin, aber als das FBI Valente durchleuchtet hat, haben sie festgestellt, dass er sein ganzes Kapital in das Restaurant und den Feinkostladen gesteckt hat. Auch das Gebäude, in dem sie sich befinden, gehört ihm. «
»Ich habe vom Angelini’s schon gehört«, erklärte Sam. »Es ist äußerst beliebt, und man muss wochenlang vorbestellen. «
»Laden und Restaurant machen einen guten Umsatz«, warf Womack ein, »deshalb bietet es sich für Valente an, dort Geld zu waschen. «
»Das glaubt der Staatsanwalt auch, aber bisher konnten sie Valente noch nichts nachweisen. « McCord blickte die Polizisten vor seinem Schreibtisch an. »Lasst uns jetzt mal darüber reden, was wir wissen und was wir herausfinden müssen. Im Moment wissen wir nur, dass jemand Manning seine 38er an die Schläfe gehalten und ihm das Gehirn weggepustet hat. Dann hat dieser Jemand seine Fingerabdrücke abgewischt, Logan Manning die Waffe in die Hand gedrückt und noch einmal geschossen, dieses Mal durch die heruntergedrehte Scheibe auf der Beifahrerseite.
Alle Fasern, Haare und Hautpartikel aus dem Fahrzeug und dem Haus werden noch im Labor untersucht, aber das wird dauern, und ich glaube nicht, dass wir dadurch große Erkenntnisse gewinnen. Ich halte es durchaus für möglich, sogar für wahrscheinlich, dass Valente und Leigh Manning gemeinsam in der Hütte aufgeräumt haben. Wir wissen, dass Manning vor seinem Tod Wein getrunken hat, aber beide Gläser wurden ausgespült - mit Schnee vermutlich - und dann sorgfältig von allen Fingerabdrücken befreit. Der Boden in der Kammer war voller Staub, aber sonst war alles frisch geputzt, damit keine Fußabdrücke hinterlassen wurden. «
Er griff nach einem gelben Block und überflog seine Notizen, bevor er fortfuhr: »Mehr wissen wir im Moment nicht, und um etwas gegen Valente in
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