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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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noch ihre Sachen aus dem Wagen holen, und dann bin ich abgehauen. «
    Da er sie direkt angesprochen hatte, antwortete Sam auch. »Sie haben ihr geholfen, obwohl Sie damit ein Risiko eingegangen sind«, fasste sie lächelnd zusammen. »Das zeigt, was für ein netter Mann Sie sind, Mr. Roswell. «
    Da sie mit sechs Brüdern aufgewachsen war, erkannte sie sofort, dass Roswell über ihr Kompliment nicht nur verlegen war. Er machte ein schuldbewusstes Gesicht und blickte zur Seite, weil er offenbar das Gefühl hatte, ihre freundlichen Worte nicht zu verdienen. Das bestätigte Sams ursprünglichen Verdacht, und freundlich fragte sie: »Sie sagten, Sie hätten anhalten müssen, weil Sie die Frau nicht erfrieren lassen wollten? «
    »Ja, Ma’am. «
    »Es war dunkel, und es schneite. Woher wussten Sie denn, dass der >dunkle Klumpen< eine Frau war? Es hätte ja auch ein Mann sein können. «
    »Ich... das wusste ich erst, als ich dicht davor stand. «
    »Aber als Sie anhielten, wussten Sie auch noch nicht, ob die Person überhaupt noch lebte, oder? Und Sie hielten an, damit sie nicht erfror, nicht wahr? Sie trinken zu viel und haben deswegen Ihren Führerschein verloren, aber im Grunde sind Sie ein anständiger, sogar ein tapferer Mann, oder? «
    »Als anständig und tapfer hat mich eigentlich noch nie jemand bezeichnet«, erwiderte Roswell verlegen.
    »Aber ich sage es aus einem guten Grund, Mr. Roswell. Als Sie anhielten, um Mrs. Manning zu helfen, und sie zu diesem Motel brachten, da hatten Sie nicht nur Angst, dass die Polizei herausfinden könnte, dass Sie ohne Führerschein gefahren sind. Sie hatten Angst, dass man sich Ihr Auto ansehen und feststellen würde, dass Sie in den Unfall verwickelt waren, und Ihnen vielleicht sogar die Schuld anlasten würde. Sie haben tatsächlich in jener Nacht eine Menge riskiert, um Mrs. Manning zu helfen, nicht wahr? «
    Roswells Gesicht wurde aschfahl. »Ich... «, begann er, aber seine Anwältin legte ihm die Hand auf den Ärmel, um ihn zu unterbrechen. »Sie sagen jetzt nichts mehr, Wilbur, kein Wort mehr. «
    An Sam gewandt erklärte sie: »Mr. Roswell hat Ihnen alles gesagt, was er weiß. «
    Sam ignorierte sie. Lächelnd und mit sanfter Stimme sagte sie zu Roswell: »Jetzt sage ich Ihnen etwas, das Sie nicht wissen. Mrs. Manning hat gestanden, dass sie in jener Nacht so langsam gefahren ist, dass sie in einer unübersichtlichen Kurve fast zum Stehen gekommen war - und das bei diesen äußerst gefährlichen Wetterbedingungen. Ich habe mir die Kurve angeschaut, und wenn ich in jener Nacht an Mr. Roswells Stelle am Steuer gesessen hätte, dann hätte ich auch nicht anhalten können. Wenn jemand für den Unfall verantwortlich war, dann vermutlich Mrs. Manning selber. «
    »Trotzdem hat mein Klient nichts mehr zu sagen«, erwiderte die Anwältin streng. »Wenn er das andere Auto, das in den Unfall verwickelt war, gefahren hat - was meines Wissens nicht der Fall ist dann ist Ihre Erklärung, dass Mrs. Manning den Unfall selbst verursacht hat, gegenstandslos. Mrs. Manning könnte trotzdem Anzeige erstatten und ihn zumindest wegen Fahrerflucht belangen. «
    Sam stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte ihr Kinn auf die Hände. »Ihre Anwältin hat Recht, Mr. Roswell. Wenn Sie jedoch in jener Nacht nichts getrunken haben... «
    »Keinen Tropfen habe ich getrunken, und ich kann es beweisen! «
    »Ich glaube Ihnen. Und wenn Sie es beweisen können, bezeuge ich bei jedem Gerichtsverfahren, das Mrs. Manning möglicherweise anstrengt, dass der Unfall unvermeidlich war. Aber abgesehen davon kenne ich Mrs. Manning, und ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sie den Mann anzeigt, der sie gerettet und dafür riskiert hat, ins Gefängnis zu kommen. Außerdem braucht sie kein Geld, also hat sie auch keinen Grund, Sie zu belangen. Wenn Sie den Beweis erbrin gen können, dass Sie nichts getrunken haben, dann spreche ich wohl auch für Lieutenant McCord, wenn ich Ihnen versichere, dass wir von unserer Seite aus nichts unternehmen werden. « Sie warf McCord einen bittenden Blick zu. »Stimmen Sie mir zu, Lieutenant? «
    Lächelnd wandte sich McCord an Roswell. »Ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen ist, Wilbur, aber mir fällt es schwer, einer Frau etwas abzuschlagen, die mich so ansieht. «
    Zögernd erwiderte Roswell sein Lächeln. »Ja, sie ist sehr hübsch und auch wirklich nett. «
    Vorbehalte hatte jetzt nur noch die Anwältin, die stimrunzelnd einwarf: »War das ein >Ja<, Lieutenant McCord?

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