Ganz, nah!
sprechen«, meinte er. »Als ich mir gestern Abend das Video von der Trauerfeier angesehen habe, kam es mir so vor, als ob Miss Sebring für eine ehrgeizige, selbstsüchtige Sexgöttin, die den Ruf hat, jeden zu benutzen und immer zu bekommen, was sie will, sehr mitgenommen und fassungslos auf den Tod Mannings reagiert hat.
Shrader«, fuhr er fort, »Sie und Womack beginnen heute, mit den Leuten in Mannings Büro... « Er brach ab, weil das Telefon klingelte. »McCord«, sagte er gereizt, aber sein Gesichtsausdruck hellte sich sofort auf. Als er auflegte, blickte er die drei Polizisten zufrieden an. »Der gute Samariter, der Leigh Manning nach ihrem Unfall gerettet hat, ist gerade aufgetaucht. «
»Wo ist er? «, fragte Shrader.
»Unten, mit seinem Anwalt. Er möchte einen Deal mit uns machen. «
»Was für einen Deal? «, fragte Womack.
»Keine Ahnung, aber wir werden es herausfinden. «
Kapitel 36
Durch den Einwegspiegel beobachteten Shrader und Womack, wie der Mann, den sie den »Guten Samariter« nannten, mit seinem Anwalt im Verhörraum Platz nahm. McCord und Littleton setzten sich ihnen gegenüber an den Tisch.
»Ich bin Julie Cosgrove«, stellte sich die Anwältin vor, »und das ist Mr. Roswell. « Roswell war ungefähr Mitte sechzig, hatte ein verlebtes, faltiges Gesicht, schlechte Zähne und trug ein nervöses, schuldbewusstes Lächeln zur Schau. Sein Jackett war am linken Ärmel zerrissen, und die schmutzige Kappe, die er höflich abgenommen hatte, wies ihn als Anhänger von Coors-Bier aus.
»Mr. Roswell kann Ihnen all Ihre Fragen beantworten«, fuhr die Anwältin fort, »aber Sie müssen ihm zusichern, dass nichts von dem, was er sagt, gegen ihn verwendet wird. «
McCord lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und tippte mit seinem Stift auf den gelben Block, den er zum Verhör mitgebracht hatte, bis Roswell sich auf seinem Stuhl wand und seiner Anwältin einen unbehaglichen Blick zuwarf. »Was sollten wir denn gegen ihn verwenden? «, fragte McCord schließlich. »Außer dem Zurückhalten von Informationen und Fahrerflucht haben wir doch nichts gegen ihn in der Hand. «
»Er hat nicht Fahrerflucht begangen, er hat das Unfallopfer an einen sicheren Ort gebracht und dafür gesorgt, dass Hilfe geholt wurde. Und laut Verfassung hat er das Recht, Informationen zurückzuhalten, die ihm schaden könnten. Er hat sich jedoch jetzt bei Ihnen gemeldet, weil Mr. Manning ermordet wurde, und in den Nachrichten hieß es, dass es Ihrer Meinung nach eine Verbindung zwischen dem Mord und demjenigen, der Mrs. Manning gefunden hat, geben könnte. «
»Und wovor hat er Angst? «, fragte McCord.
Die Anwältin räusperte sich. »Wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein in der Nacht vom neunundzwanzigsten November. «
Angesichts der Tatbestände, die Sam sich ausgemalt hatte, war dies ein so geringfügiges Vergehen, dass es beinahe schon komisch wirkte, und sie musste die Lippen zusammenpressen, um nicht zu grinsen. Selbst McCords Stimme wurde weniger scharf. »Da dieses Vergehen nicht in meine Kompetenz fällt, kann ich Ihnen garantieren, dass ich es den Behörden in den Catskills nicht mitteilen werde. Genügt Ihnen das? «
Die Anwältin nickte ihrem Klienten aufmunternd zu. »Na los, Wilbur, erzählen Sie ihnen, was in der Nacht geschehen ist. «
Nervös knetete Roswell seine Kappe in den schwieligen landen. Sein Blick glitt von McCord zu Sam, die er anscheinend weniger furchterregend fand. »Ich bin kurz nach elf in jener Nacht die Straße entlanggefahren, aber ich hatte nichts getrunken - nicht einen Tropfen, das schwöre ich. « Zur Bekräftigung hob er die rechte Hand. »Es schneite ziemlich heftig, und da sah ich so einen dunklen Klumpen am Straßenrand. Als ich auswich und daran vorbeifahren wollte, bemerkte ich, dass es ein Körper war. «
Er blickte auf den Tisch. »Ich hätte gar nicht Auto fahren dürfen, weil sie mir wegen Alkohol am Steuer den Führerschein weggenommen hatten, also beschloss ich, nicht anzuhalten, aber ich... ich konnte sie ja nicht einfach so da liegen lassen, sie wäre ja erfroren. Also hielt ich an, hob sie ins Auto und fuhr zu einem Motel weiter unten. Dort weckte ich den Nachtportier, und er half mir, sie in ein Zimmer zu bringen. Er meinte, ich solle bleiben, bis die Polizei oder der Notarzt käme, aber dann wäre ich ja bestimmt nach meinem Namen, der Adresse und dem Führerschein gefragt worden. Also sagte ich dem Nachtportier, er solle bei ihr bleiben, und ich würde
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