Ganz oder gar nicht (German Edition)

zu halten. Heute setzen die Topspieler ihren Vereinen nach einer guten Saison oder bei der kleinsten Verstimmung sehr schnell die Pistole auf die Brust, um ihren Weggang fast schon zu provozieren. Spieler wie Diego, der genau das beim VfL Wolfsburg tat und danach an Atletico Madrid ausgeliehen wurde, sollten weltweit gesperrt werden – und nicht nur für einen Monat.
    Es zwingt einen Spieler niemand, einen Vertrag zu unterschreiben. Also akzeptiere ich ihn. Und wenn es mich fortzieht, dann spreche ich persönlich mit dem Clubchef und habe im schlimmsten Fall mit seinem Nein zu leben. Siehe Lothar Matthäus, der von Inter nicht zu Real gelassen wurde. Entweder man trennt sich in beiderseitigem Einvernehmen oder man bleibt. Speziell in der Bundesliga sind da in der Vergangenheit einige Wechsel über die Bühne gegangen, bei denen der Spieler eine miese Figur abgegeben hat. Es kann nicht sein, dass der Spieler alle Rechte hat und der Verein der Dumme ist. Ich akzeptiere die Zeit, in der wir leben. Ich akzeptiere Veränderungen. Aber es kann sich nicht bloß für die eine Seite etwas zum Positiven verändern und nicht für die andere. Es muss immer eine Balance gewahrt bleiben, in der Gesellschaft wie im Fußball. Wird eine Position zu stark, die andere gleichzeitig zu schwach, wird das System auf Dauer nicht funktionieren, sondern sich selbst zerstören.
    Meiner Meinung nach sollte der Trainer in diesem neu auszubalancierenden System mehr verdienen als der bestbezahlte Spieler im Verein. Die Verantwortung des Trainers ist größer, seine Belastung ist größer, er gibt dem Verein sein Gesicht. Kein Spieler braucht solche Nehmerqualitäten, wie sie ein Trainer aufbringen muss.
    Hat ein Spieler zwei schlechte Spiele absolviert, die auch noch verloren gehen, dann fliegt der Trainer – der Spieler bleibt. Für den Trainer gibt es keine Ersatzbank, er ist einfach weg. Und mit ihm seine Familie, die vielleicht gerade einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Das Gehalt des Trainers ist zu einem hohen Prozentsatz Schmerzensgeld. Für eine psychische Anspannung, die man gerne vergisst, wenn man den Fußball so sehr liebt.